Offener Brief der Berliner Künstler mit der Bitte um die Rücknahme der Ausbürgerung Wolf Biermanns, 17. November 1976

Zusammenfassung

Im Herbst 1976 reiste der in der DDR mit Auftrittsverbot belegte ostdeutsche Liedermacher Wolf Biermann erstmals zu einem Konzert in die Bundesrepublik. Sein Konzert in Köln, das kritische Solidarität mit dem Realsozialismus in der DDR prägte, nutzte das Politbüro der Staatspartei SED dazu, ihn – wie bereits vorher beschlossen – wegen "grober Verletzung staatsbürgerlicher Pflichten" auszubürgern. Dem folgte international und in der SED-Diktatur selbst ein Sturm der Empörung. So protestierten in der DDR zwölf Schriftsteller mit internationalem Rang und ein Bildhauer in einem im Westen erscheinenden offenen Brief gegen die Ausbürgerung und baten um das "Überdenken" dieser Maßnahme. Die SED-Führung reagierte auf die Proteste – besonders von unbekannten Menschen – repressiv und versuchte die Künstler zum Widerruf zu veranlassen. Dies misslang weitgehend und durch die Ausbürgerung Biermanns verlor die SED das Vertrauen großer Teile der Intelligenz und ging damit einen wesentlichen Schritt zum Sturz der ostdeutschen Diktatur in einer Friedlichen Revolution.