Deklaration der Regierung der RSFSR an das chinesische Volk und an die Regierungen Süd- und Nordchinas, 25. Juli 1919

Zusammenfassung

Kaum ein anderes Dokument sorgte in der Geschichte der sowjetisch-chinesischen Beziehungen für so heftige Auseinandersetzungen und Diskussionen wie die "Deklaration der Regierung der RSFSR an das chinesische Volk und an die Regierungen Süd- und Nordchinas" vom 25. Juli 1919, die in der Diplomatiegeschichte auch als "Erste Deklaration Karachans" bekannt ist. Von der sowjetischen Diplomatie als eine propagandistische Offensive gedacht, um die Sympathien der "vom Imperialismus versklavten" Völker Asiens gegenüber dem bolschewististischen Staat zu gewinnen, sollte die Deklaration die neuen Grundprinzipien der sowjetischen Außenpolitik publik machen. Die Deklaration hat allerdings nicht nur die erwartete Wirkung verfehlt, sondern wurde für längere Zeit zur Belastung für die sowjetisch-chinesischen Beziehungen. Den Anlaß dazu gab der Vorschlag einer kostenlosen Übergabe der Ostchinesischen Eisenbahn an China, über den sich die sowjetische Seite später weigerte, auch nur zu diskutieren. Die Frage der Übergabe bzw. gemeinsamen Verwaltung der Ostchinesischen Eisenbahn blieb bis zum Einmarsch Japans in Nordchina im Jahre 1931 ein ungelöstes Problem der sowjetisch-chinesischen Beziehungen.