Auszug aus dem Protokoll Nr. 13 der Sitzung des Politbüros des CK der VKP(b): Beschluß über die Erschießung der polnischen Offiziere, Gendarmerie- und Polizeimitarbeiter, Osadniki und anderer Personen aus drei Sonderlagern für Kriegsgefangene sowie der Häftlinge aus den Gefängnissen in der Westukraine und Westweißrußlands, 5. März 1940

Einführung

Im Beschluß des GlossarPolitbüros des CK der VKP(b) vom 5. März 1940 war die Rede von polnischen Offizieren, Polizeimitarbeitern und anderen Personen, die die GlossarRote Armee während der Septemberkampagne 1939 gefangengenommen hatte. Im Zuge dieser Kampagne wurden Territorien besetzt, die nach den GlossarGeheimen Zusatzprotokollen zu den deutsch-sowjetischen Verträgen vom 23. August und 28. September 1939 in den Interessenbereich der UdSSR fielen. Insgesamt waren 240 000 polnische Militärs in Gefangenschaft geraten. Für den Unterhalt einer derart großen Anzahl von Menschen standen weder Lager noch Lebensmittel, Sachverpflegung und Wasser zur Verfügung. Als Folge wurden im Oktober des gleichen Jahres auf Beschluß des Politbüros des CK der VKP(b) Soldaten und Offiziere der untersten Ränge – soweit sie Einwohner der an die UdSSR angeschlossenen Territorien waren – nach Hause entlassen und Angehörige der gleichen Rängen, die aus den zentralen Woiwodschaften Polens stammten, an Deutschland überstellt. In den Kriegsgefangenenlagern blieben 40 000 Personen zurück. 8 500 Offiziere wurden in den Lagern Kozel'sk und Starobel'sk untergebracht, 6 500 Polizeimitarbeiter – im Lager von Ostaškov. 25 000 Soldaten und Unteroffiziere wurden beim Bau der Autobahn Novograd-Volynskij-L'vov und in den Bergwerken von Krivoj Rog eingesetzt.

Der Leitung des GlossarNKVD der UdSSR wurde schnell klar, daß es ihr nicht gelungen war, den Willen der Offiziere und Polizeimitarbeiter in den drei Sonderlagern zu brechen – sie waren weiterhin fest entschlossen, für die Wiederherstellung der polnischen Staatlichkeit zu kämpfen.

Während des sogenannten "Befreiungsfeldzugs" der Roten Armee und in der Folgezeit führten die operativen Einsatzgruppen des NKVD in den an die UdSSR soeben angeschlossenen Territorien "Säuberungen" von "sozialfremden" und "konterrevolutionären" Elementen durch. Ihr Ergebnis war, daß über 10 000 Polen in die Gefängnisse der Westgebiete der Ukraine und Weißrußlands eingesperrt wurden.

In den ersten Dezembertagen sanktionierte das Politbüro des CK der VKP(b) die Verhaftung aller registrierten polnischen Offiziere und die Durchführung der Massendeportation von Osadniki – von Militärangehörigen, die für ihre Verdienste während der Kampagne von 1920 Bodenzuteilungen auf den Territorien erhalten hatten, die nach dem GlossarRigaer Friedensvertrag von 1921 an Polen fielen – sowie deren Familien im Februar.

Gleichzeitig wurde eine große Gruppe aus Mitarbeitern des zentralen Apparats des NKVD der UdSSR in das Lager von Ostaškov geschickt. Sie wurde damit beauftragt, bis Ende Januar die Untersuchungsakten und Anklageschriften für das gesamte Gefangenenkontingent in Ostaškov zur Vorlage bei der GlossarSonderberatung (OSO) vorzubereiten. Zum 1. Februar 1940 wurde die Gerichtsuntersuchung in den Fällen der Polizeimitarbeiter abgeschlossen: Über 6 000 Untersuchungsakten wurden für die Übergabe zwecks einer weiteren Verhandlung an das OSO vorbereitet. Gegen Ende Februar hatte dieses Organ bereits in 600 Fällen seinen Urteil gefallen: Die Polizeimitarbeiter wurden zu drei bis acht Jahren Haft in einem der Verbesserungs- und Arbeitslager des GlossarGULag auf der Halbinsel Kamčatka verurteilt.

Untersuchungsgruppen des zentralen NKVD-Apparats wurden außerdem nach Kozel'sk und Starobel'sk geschickt, sie erhielten allerdings keinen Auftrag, die Untersuchungsakten für die Übergabe an das OSO vorzubereiten. Wann, wer und warum griff dann in das Schicksal der polnischen Offiziere und Polizeimitarbeiter auf eine derart entscheidende Weise ein?

Den Ausgangspunkt dieser Entwicklung bildete allem Anschein nach ein Bericht des Leiters der GlossarVerwaltung für Angelegenheiten der Kriegsgefangenen beim NKVD der UdSSR GlossarPetr Soprunenko an GlossarLavrentij Berija vom 20. Februar 1940. Darin schlug Soprunenko vor, die Untersuchungsakten für eine Gruppe von 400 Kriegsgefangenen aus den Lagern von Kozel'sk und Starobel'sk für die Übergabe an das OSO vorzubereiten. Zu dieser Gruppe sollten folgende Personenkreise gehören: Offiziere des Korps der Grenzwache (KOP), Mitarbeiter der Gerichte und der Staatsanwaltschaften, Offiziere des Geheimdienstes, Großgrundbesitzer, aktive Mitarbeiter der Polnischen Militärorganisation (POW), "Schütze" ("Strelec") u.a.

Auf Veranlassung Berijas verfügte sein Stellvertreter GlossarVsevolod Merkulov am 22. Februar 1940, alle "ehemaligen Gefängnismitarbeiter, Mitarbeiter des Aufklärungsdienstes, Provokateure, Osadniki, Gerichtsmitarbeiter, Großgrundbesitzer, Händler und Großeigentümer", die in den drei Sonderlagern untergebracht wurden, "in Gefängnisse zu verlegen". In seiner Direktive wurde das OSO nicht erwähnt und darauf hingewiesen, daß "über die Art und Weise der weiteren Verhandlung dieser Fälle zusätzlich Anweisungen gegeben werden". Offensichtlich hatte Berija vor, sich mit GlossarStalin darüber zu beraten, welche Maßnahmen hinsichtlich der Kriegsgefangenen zu ergreifen waren, die in die Gefängnisse verlegt wurden. Davon hing auch die Wahl des Organs an, das die Fälle der Verhafteten verhandeln sollte. Denn OSO besaß bis Mitte 1941 kein Recht, zum Tode oder zu einer Gefängnishaft zu verurteilen, die mehr als zehn Jahre betrug.

Ende Februar ließ Berija die Untersuchung der Fälle der polnischen Polizeimitarbeiter durch die Sonderberatung vorübergehend ruhen und schob ihre für den Anfang März geplante Verlegung in ein Lager auf der Halbinsel Kamčatka auf. Um den 26.-27. Februar 1940 wurde im Kreml offensichtlich die Idee einer entscheidenden Abrechnung mit allen Offizieren, Polizeimitarbeitern und anderen Vertretern der polnischen Gesellschaftselite sowie mit Insassen der Gefängnisse in den Westgebieten der Ukraine und Weißrußlands geboren. Was hat Stalin dazu veranlaßt, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt den Beschluß über die Vernichtung der Staats-, Militär-, Politik- und Kulturelite Polens zu fassen?

Stalins Haß auf die Polen, der auf die Niederlage Sowjetrußlands im sowjetisch-polnischen Konflikt von 1920 zurückging, verstärkte sich in den 1920er und 1930er Jahren, als Polen als Vorposten des Imperialismus, als "Sanitärzone" zwischen der Sowjetunion und dem Westen betrachtet wurde. Unter allen potentiellen Feinden der Roten Arbeiter- und Bauerarmee wurde die polnische Armee als einer der wichtigsten betrachtet. Moskau verfolgte mit Sorge die Anstrengungen Berlins, Warschau zu gemeinsamen Aktionen gegen die Sowjetunion zu bewegen. Nachdem Polen sich statt mit der Sowjetunion mit London und Paris fest verbunden hatte, wuchs Stalins Feindseligkeit gegenüber diesem Land noch einmal. Fortan wurde es als aktiver Teilnehmer an einer Westkoalition betrachtet, die eine Neuverteilung der Einflußsphären zwischen der UdSSR und Deutschland zu verhindern suchte.

Erst recht zeigte sich der "Kremlherr" über die Handlungen der polnischen Exilregierung Ende 1939 bis Anfang 1940 erzürnt. Das GlossarSikorski-Kabinett koordinierte die Aktionen der polnischen Befreiungsbewegung in der Westukraine und Weißrußland; trat für den Ausschluß der UdSSR aus dem Völkerbund ein; bestand auf der Aufnahme polnischer Bürger in ein zur Verlegung nach Finnland vorbereitetes Militärkorps der Alliierten; optierte für die Einbeziehung Englands und Frankreichs in einen Krieg gegen die UdSSR und ihre Zerschlagung. Sogar nachdem am 12. März 1940 der Glossarsowjetisch-finnische Friedensvertrag unterzeichnet worden war, schloß man in Moskau die Möglichkeit eines Krieges gegen die Westmächte nicht aus. In dem Fall hätten polnische Offiziere und Polizeimitarbeiter zu einer "fünften Kolonne" im Zentrum der UdSSR werden können.

Der "Winterkrieg" wirkte sich auch auf die Beziehungen zwischen der UdSSR und Deutschland aus. Nachdem sich die hitlersche Führung von der schlechten Vorbereitung der UdSSR auf den Krieg überzeugt hatte, ging sie zur Vorbereitung ihres Angriffes über. Die erste Verlegung der deutschen Truppen an die sowjetische Grenze wurde vom sowjetischen Geheimdienst Mitte Februar 1940 beobachtet. Die stalinsche Führung ergriff eilig Maßnahmen zur Verstärkung der Sicherheit ihrer Grenzgebiete. Diese Territorien von "unzuverlässigen" Elementen zu säubern, war überdies in Anbetracht der auf Ende März festgesetzten Wahlen zum GlossarObersten Sowjet der UdSSR von Bedeutung.

Am 2. März 1940 genehmigte das Politbüro des CK der VKP(b) die Vorschläge Lavrentij Berijas und GlossarNikita Chruščevs "Über den Schutz der Staatsgrenze in den Westgebieten". Neben der Aussiedlung der Einwohner aus dem 800 Meter breiten Grenzstreifen wurde beschlossen, Familien der Gefängnishäftlinge und Kriegsgefangenen, Offiziere und Polizeimitarbeiter in der Gesamtzahl von 22 000 bis 25 000 – für zehn Jahre nach Kasachstan zu deportieren. Die Reaktion der etwa 15 000 Offiziere und Polizeimitarbeiter, die vom Los ihrer nach Nordkasachstan verbannten Angehörigen erfuhren, läßt sich leicht vorzustellen. Auf der anderen Seite, hätten ihre Angehörigen, falls die Nachrichten über die Erschießung ihrer Söhne, Ehemänner und Väter sie erreicht hätten, zu Initiatoren des Untergrundkampfes gegen das verbrecherische Stalin-Regime werden können. Deshalb ist die synchrone Abrechnung mit den Kriegsgefangenen (den Offizieren und Polizeimitarbeitern) und den Gefängnishäftlingen samt ihren Familien logisch für die Mentalität und die Handlungsweise der stalinschen Führung.

Am 3. März 1940 schickte Berija Stalin einen Bericht, dessen Botschaft allem Anschein nach bereits im voraus mit Stalin abgestimmt wurde. Dafür spricht die Tatsache, daß in den Entwurf des Politbürobeschlusses, nur eine einzige Korrektur eingefügt wurde, und auch sie war absolut unbedeutend.

In Berijas Bericht wurde darauf hingewiesen, daß alle ehemaligen polnischen Offiziere, Polizeimitarbeiter, Mitarbeiter des polnischen Aufklärungsdienstes, Mitglieder der nationalistischen Parteien und Widerstandsorganisationen, die sich in den Kriegsgefangenenlagern des NKVD der UdSSR und den Gefängnissen der Westgebiete der Ukraine und Weißrußlands befinden, "Todfeinde der Sowjetmacht sind, die vom Haß auf die sowjetische Gesellschaftsordnung erfüllt sind". Die Kriegsgefangenen "versuchen, die konterrevolutionäre Tätigkeit fortzusetzen, betreiben antisowjetische Agitation. Jeder von ihnen wartet nur auf die Befreiung, um die Möglichkeit zu haben, den aktiven Kampf gegen die Sowjetmacht aufzunehmen". Der GlossarVolkskommissar unterstrich ausdrücklich, daß die Organe des NKVD in den Westgebieten der Ukraine und Weißrußlands eine Reihe von Widerstandorganisationen entlarvten, in denen die ehemaligen polnischen Offiziere, Polizeimitarbeiter und Gendarmen eine führende Rolle spielten. Viele Teilnehmer der Untergrund- und Spionageorganisationen waren angeblich auch unter Überläufern und Grenzverletzern ausgemacht worden. Im Bericht wurde darauf hingewiesen, daß in den Kriegsgefangenenlagern insgesamt 14 736 ehemalige Offiziere, Beamte, Großgrundbesitzer, Polizeimitarbeiter, Gendarmen, Angehörige des Gefängnispersonals, Osadniki und Mitarbeiter des Aufklärungsdienstes untergebracht seien; über 97% von ihnen seien Polen. Zur gleichen Zeit wurden in den Gefängnissen 18 632 Häftlinge untergebracht, darunter 10 685 Polen. Bei 1 207 Gefängnishäftlinge handele es sich um Offiziere, bei 5 141 um Mitarbeiter der Polizei, des Aufklärungsdienstes und Gendarmen, bei 347 um Spione und Diversanten, bei 465 um Großgrundbesitzer, Fabrikbesitzer und Beamten, bei 5 345 um Mitglieder der Widerstandsgruppen und anderen konterrevolutionären Organisationen sowie um antisowjetisch eingestellte Personen, bei 6 127 um Überläufer.

In Anbetracht dessen, daß "sie alle notorische, unverbesserliche Feinde der Sowjetmacht sind", schlug das NKVD Maßnahmen vor, die im oben genannten Beschluß des Politbüros des CK der VKP(b) vom 5. März 1940 vollinhaltlich wiederholt und genehmigt wurden. Nur die Zusammensetzung der GlossarTrojka, die mit der Untersuchung der Fälle und der Urteilsfassung beauftragt wurde, wurde etwas verändert – Berija wurde als ihr Mitglied durch GlossarBogdan Kobulov ersetzt.

Berijas Bericht wurde auf einem Formularblatt des NKVD der UdSSR niedergeschrieben und gedruckt; es trägt die Nummer 794/B, die für "Berija" steht. In das Dokument wurden die Monats- und die Jahreszahlen eingetragen, die Tagesangabe fehlte jedoch. Nach der amtlichen Registrierungsnummer des Berichts und aufgrund seines Inhalts ist es gelungen, es auf den 3. März 1940 zu datieren. Der Dokumententext trägt die Unterschrift Berijas. In der linken Ecke der ersten Seite schrieb Stalin mit einem blauen Stift "Dafür" und setzte daneben seine Unterschrift; weiter unten folgen die Unterschriften von GlossarKlim Vorošilov, GlossarVjačeslav Molotov und GlossarAnastas Mikojan. Am Seitenrand trug die Hand des Sekretärs mit einem Tintenfederhalter ein: "GlossarKalinin – dafür, GlossarKaganovič – dafür". Dem Text des Politbürobeschlusses ist am Seitenrand die Aufschrift vorangestellt: "O.[sobaja] P.[apka] Vopros NKVD SSSR [GlossarSondermappe. Frage des NKVD der UdSSR]". Dann folgt ein Absatzzeichen. Der Satz "1. Dem NKVD der UdSSR ist vorzuschlagen" ist unterstrichen.

Die Vorbereitung der Erschießungsaktion setzte bereits am nächsten Tag nach der Verabschiedung des Politbürobeschlusses von 5. März 1940 ein. Gleichzeitig wurden Offiziere, Polizeimitarbeiter und Häftlinge nach den Adressen ihrer Familien befragt, die anschließend zu deportieren waren. Zwischen dem 7. und 15. März wurden im zentralen NKVD-Apparat und unter der Leitung der NKVD-Verwaltungen der Gebiete Kalinin, Smolensk und Char'kov u.a. Mitarbeitersitzungen abgehalten. Für die einzelnen Kriegsgefangenen wurden Bescheide erstellt, aufgrund derer die Trojka aus Merkulov, Kobulov und GlossarBaštakov ihren Erschießungsbeschluß fällte. Um die Zahl der Personen, die in die Operation eingeweiht waren, auf ein Minimum zu reduzieren, wurde beschlossen, alle polnischen Häftlinge bis zum 30. März 1940 in die Gefängnisse von Minsk, Kiev, Char'kov und Cherson zu verlegen.

Die ersten Listen der Kriegsgefangenen, die zu erschießen waren, trafen in den Lagern zwischen dem 3. und dem 5. April ein, in den Gefängnissen am 20. April. In diesen Listen waren 97% aller inhaftierten Offiziere und Polizeimitarbeiter erfaßt. Eigentlich ging es bei Verabschiedung des Erschießungsbeschlusses weniger darum, wer zu erschießen war, als darum, wer am Leben zu lassen war. Manche waren für den Geheimdienst von Interesse, manche verfügten über wichtige Informationen, dritte waren ihrer Nationalität nach Deutsche oder Litauer, vierte waren weder Offiziere noch Mitarbeiter der Straforgane, fünfte wurden bereits in den Lagern als informelle Mitarbeiter des NVKD angeworben. Insgesamt wurden im April-Mai 1940, so ging aus dem Bericht des GlossarKGB-Vorsitzenden GlossarAleksandr Šelepin an Nikita Chruščev hervor, im Katyner Wald 4 421 Offiziere, in Char'kov 3 820 Personen aus dem Lager in Starobel'sk, in Kalinin 6 311 Personen aus dem Lager in Ostaškov, an anderen Orten und in Gefängnissen 7 305 Häftlinge erschossen, d.h. insgesamt 21 857 Kriegsgefangene und Gefängnishäftlinge.

Am 13. April wurden 66 000 Personen nach Kasachstan deportiert; es handelte sich um Verwandte und Angehörige der zur Erschießung Bestimmten. Die lokalen Behörden erhielten die Anweisung, den GlossarZwangsumgesiedelten weder Arbeit noch Wohnung zur Verfügung zu stellen. Frauen, Greise und Kinder hungerten, viele unter ihnen sind noch vor der offiziellen Amnestie vom 30. Juli 1941 gestorben.

Über das Schicksal der polnischen Offiziere und Polizeimitarbeiter wurden weder die Verwandten noch das Rote Kreuz noch die Regierung vom Władysław Sikorski in Kenntnis gesetzt, welche nach dem Abschluß eines GlossarAbkommens mit der Sowjetunion am 30. Juli 1941 erfolglos nach ihren Offizieren suchte.

Am 13. April 1943 setzten deutsche Rundfunkstationen die Welt darüber in Kenntnis, daß in Katyn' bei Smolensk Massengräber polnischer Offiziere entdeckt wurden. Am 17. April 1943 notierte GlossarGoebbels in sein Tagebuch: "Die ganze Frage Katyn wird zu einer riesengroßen politischen Angelegenheit, die unter Umständen noch bedeutende Wellen werfen wird. Wir schlachten sie deshalb auch nach allen Regeln der Kunst aus."

Die Verbündeten der Sowjetunion in der GlossarAnti-Hitler-Koalition kamen hinter das Ziel der hitlerschen Führung und taten alles, um die politische und öffentliche Resonanz der "Explosion in Katyn'" zu mindern. Doch der Schmerz und der Zorn, den die Polen empfanden, ließ sie nicht schweigen. Sikorskis Regierung wandte sich an das Internationale Rote Kreuz mit der Bitte, die Umstände zu untersuchen, unter denen ihre Offiziere umgekommen waren. Als Reaktion darauf brach die UdSSR die diplomatischen Beziehungen zu ihr ab.

In der Folgezeit unternahm die stalinsche Führung alles, um die Wahrheit über das Verbrechen von Katyn' zu verheimlichen und die Truppen des nationalsozialistischen Deutschland mit der Verantwortung dafür zu belasten. Am 13. Januar 1944 wurde eine GlossarSonderkommission zur Untersuchung der Verbrechen der hitlerschen Besatzungstruppen im Wald bei Katyn' unter der Leitung des Akademiemitglieds GlossarNikolaj Burdenko gebildet. Bereits am 26. Januar 1944 wurde deren Bericht in der Glossar"Pravda" veröffentlicht. Diesem Dokument lag eine offizielle Auskunft zugrunde, die von denjenigen zusammengestellt wurde, die 1940 die Erschießung in Katyn' vorbereiteten und ihr leitend vorstanden – dem GlossarVolkskommissar für Staatssicherheit der UdSSR Vsevolod Merkulov und dem stellvertretenden GlossarVolkskommissar für Innere Angelegenheiten GlossarSergej Kruglov.

Während des Nürnberger Prozesses versuchte die stalinsche Führung, das Internationale Kriegstribunal dazu zu bringen, die Schlußfolgerungen der Burdenko-Kommission durch ihre Autorität zu bestätigen; aufgrund fehlender dokumentarischer Zeugnisse weigerten sich jedoch die Tribunalmitglieder, dies zu tun. Im Urteil des Kriegstribunals kam die Greueltat von Katyn' nicht vor. In der UdSSR beeilte man sich, die Opfer der Katyner Erschießung zu vergessen, alle Hinweise darauf in historischen Abhandlungen und Enzyklopädien wurden gestrichen.

Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges gründete der Kongreß der USA eine Kommission unter der Führung von Ray J. Madden, die mit der Untersuchung des Falles von Katyn' betraut wurde. Die UdSSR schickte eilig eine Protestnote. Vergleichbare Noten wurden den westlichen Ländern in den 1970er und 1980er Jahren zugeschickt. Dies, obwohl sich jeder neu gewählte Generalsekretär des GlossarCK der KPSS mit dem Beschluß des Politbüros vom 5. März 1940 bekannt machte, der sich im versiegelten Umschlag Nr. 1 befand, danach ihn allerdings wieder versiegeln ließ.

1988 ist N. Lebedeva über die Nummer des Bataillons, welches das Lager in Kosel'sk bewachte, auf die Dokumente der GlossarVerwaltung der Bewachungstruppen gestoßen, die im Zentralen Staatsarchiv der Sowjetarmee (CGASA) aufbewahrt wurden. Einige Zeit später gelang es ihr, Zugang zu den Unterlagen der Verwaltung für die Angelegenheiten der Kriegsgefangenen in dem streng geheimen Sonderarchiv zu erhalten. Zum Jahrebeginn 1990 wurden Artikel von N. Lebedeva, V. Parsadanova und Ju. Zorja für verschiedene Publikationsorgane vorbereitet. Am 25. März 1990 wurden die wichtigsten Ergebnisse der Forschungen Lebedevas trotz eines Publikationsverbots seitens des CK der KPSS in der Zeitung Glossar"Moscow News" veröffentlicht. Fast drei Wochen brauchte die GlossarGorbačev-Führung, um sich zur Veröffentlichung einer offiziellen Erklärung der Presseagentur GlossarTASS zu entschließen, in der die Organe des NKVD für die Erschießung der polnischen Militärs verantwortlich gemacht wurden. GlossarBoris El'cin, den Gorbačev bei der Amtübergabe im Dezember 1991 mit dem Beschluß des Politbüros des CK der VKP(b) vom 5. März 1940 und weiteren diesbezüglichen Dokumenten bekannt machte, zögerte ebenfalls ein Jahr lang, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Umschlag Nr. 1, in dem dieser Beschluß aufbewahrt wurde, wurde im Oktober 1992 dem GlossarVerfassungsgericht übergeben, das den Fall der GlossarKPSS verhandelte. Gleichzeitig überreichte der Gesandte des Präsidenten der Russischen Föderation Rudol'f Pichoja die Kopien der Dokumente aus dem Umschlag Nr. 1 dem Präsidenten Polens GlossarLech Wałęsa.

In Rußland gibt es nach wie vor ultranationalistische Kräfte, die die Echtheit von Berijas Bericht an Stalin sowie des Beschlusses des Politbüros des CK der VKP(b) bestreiten[1], ihre Argumente halten jedoch keiner Kritik stand.

Natal'ja Lebedeva

(Übersetzung aus dem Russ. von L. Antipow)

[1] Siehe z.B. das Buch eines gewissen Jurij Muchin "Antirossijskaja podlost'", Moskau 2003. [[1]]