Der Einmarsch der sowjetischen Truppen in Afghanistan: Beschluß des CK der KPSS, Nr. P 176/125, 12. Dezember 1979

Einführung

Noch im März 1979, während des Aufstandes in Herat gegen das Regime der Volksdemokratischen Partei Afghanistans, wies das GlossarPolitbüro des CK der KPSS entschieden die Bitten ihres Führers GlossarNur Mohammed Tarakiüber die Verlegung sowjetischer Truppen nach Afghanistan zurück. In der Folgezeit wurden diese Bitten wiederholt formuliert und ebenfalls zurückgewiesen. Die Politbüromitglieder verstanden sehr wohl, welch negativen Folgen der Einmarsch der sowjetischen Truppen in ein rückständisches moslemisches Land nach sich ziehen würde, sogar wenn er durch die Bitten ihrer bürgerkriegsführenden Führung veranlaßt wurde. Nichtsdestoweniger änderte die sowjetische Führung Anfang des Winters 1979 ihre Meinung. Warum geschah das? Diese Frage wurde von Historikern und Publizisten lebhaft diskutiert. Strebte die sowjetische Führung eine imperiale Großmachtstellung in dieser Region an, wie dies ein Teil der amerikanischer Forscher meint (Bennet), oder war die Entscheidung über den Einmarsch erzwungen, wie die Mehrheit der russischen Forscher behauptet? Diese Frage erweist sich als richtungsweisend für die Diskussionen über den Beschluß des GlossarCK der KPSS vom 12. Dezember 1979 und die Umstände, die ihm unmittelbar vorausgingen. Die Historiker sind sich größtenteils einig, wenn es um die negativen Folgen der Entscheidung zum sowjetischen Einmarsch geht, die am Vorabend der Grenzüberschreitung am 25. Dezember 1979 endgültig gefällt wurde, ohne in einem weiteren Beschluß der höchsten Staatsgremien festgehalten zu werden.

Worin bestanden die Veränderungen in der Haltung der Politbüromitglieder zum Einmarsch in Afghanistan? Erstens, hatte sich die Lage in Afghanistan gravierend verschlechtert und die sowjetische Führung jeden Anlaß zur Befürchtung, daß sich ein feindliches radikales Regime in der nächsten Zeit an den angreifbaren Südgrenzen des Staates etablieren werde. Zweitens setzte im Zuge des Ost-West-Konflikts um die Mittelstreckenraketen ein Niedergang der Glossar"Entspannungspolitik" ein und ließ die Angst vor einer Verschlechterung der Beziehungen zu den USA schwinden, da sie ohnehin bereits schlecht waren.

Eine Veränderung in der Haltung der sowjetischen Führung zu Afghanistan machte sich bereits nach dem Septemberumsturz von 1979 bemerkbar, als Taraki von seinem Stellvertreter GlossarHafizullah Amin entmachtet wurde. In der Folgzeit sah die Führung der UdSSR eine ihrer wichtigsten Aufgaben darin, "Amin auf jede erdenkliche Art und Weise von Repression gegen die Anhänger Tarakis und andere ihm unangenehme Personen abzuhalten, die keine Feinde der Revolution zu sein schienen." Dieser Kurs war vollkommen gescheitert. Am 8. Oktober 1979 wurde Taraki erwürgt. Durch dessen Ermordung hoffte Amin, nicht nur die innenparteiliche Opposition zu schwächen, sondern auch mit den Versuchen der UdSSR aufzuräumen, Taraki wieder an die Macht zu bringen.

Die Mitglieder des Politbüros des CK der KPSS, die gewohnt waren, sich selbst für Revolutionäre und Internationalisten und die Führer der "Brüderparteien" für Kampfgenossen zu halten, schienen durch den Tod Tarakis persönlich betroffen und herausgefordert zu sein. Der damalige sowjetische GlossarAußenminister GlossarAndrej Gromyko erinnerte sich später, daß "die Ermordung des Generalsekretärs des CK der Volksdemokratischen Partei Afghanistans Nur Mohammed Taraki der Situation eine zusätzliche Brisanz verlieh. […] Diese Bluttat machte auf die ganze sowjetische Führung einen erschütternden Eindruck. Besonders schwer traf sein TodGlossarL.I. Brežnev." Nach sowjetischen Informationen wurden von September bis Dezember etwa 600 Personen in Afghanistan hingerichtet, darunter prosowjetisch eingestellte Anhänger Tarakis. Fortan wurde Amin im Kreml nicht als ein Freund, sondern als ein hinterhältiger, zu allem fähiger Verbrecher betrachtet. Die Ermordung Tarakis rief einen psychologischen Umbruch hervor, der letzten Endes zur Entscheidung, Truppen einmarschieren zu lassen, führte. Doch dies war nicht der einzige Umstand, der für einen Stimmungswandel im Kreml sorgte.

Schweren Eindruck machte auf Führung der UdSSR, insbesondere auf GlossarVerteidigungsminister GlossarDmitrij Ustinov, der Vorstoß der amerikanischen Militärmarine in den Persischer Golf und die Information (möglicherweise auch eine geschickte Desinformation) über die bevorstehende Invasion der USA in den Iran. Ein weiterer strategischer Umstand, der die Entscheidung des Truppeneinmarschs begünstigte, war die Abkühlung in den Beziehungen der Sowjetunion zu den USA. Der von Brežnev und GlossarJ. Carter unterzeichnete GlossarSALT II-Vertrag wurde nicht ratifiziert. Kein Zufall war auch, daß die endgültige Entscheidung zum Einmarsch der Truppen am 12. Dezember 1979 gegen Ende des Tages fiel. Kurz zuvor wurde der am gleichen Tag durch den Rat der NATO verabschiedete Beschluß über die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Europa in Moskau bekannt. Alle Argumente, welche negativen Folgen ein Einmarsch sowjetischer Truppen für die Beziehungen zwischen der UdSSR und dem Westen haben könnte, wurden dadurch unterminiert, daß diese Beziehungen sich ohnehin bereits verschlechtert hatten. Dies bestimmte die Haltung Gromykos. Noch einige Zeit zuvor hatte er sich zusammen mit dem Vorsitzenden des GlossarKGB GlossarJurij Andropov entschieden gegen die Verlegung der sowjetischen Truppen nach Afghanistan ausgesprochen.

Überdies gab es noch einen weiteren wichtigen Umstand, der sich auf die Beschlußfassung  aufwirkte – die politische Lage in der Volksrepublik China. Die Machtübernahme durch eine neue Führung und die Verschärfung der Machtkämpfe führten zu einer rasanten Zuspitzung der Situation in chinesischen Grenzgebieten. Im Mai 1978 fanden bewaffnete Auseinandersetzungen an der sowjetisch-chinesischen Grenze statt. Gleichzeitig brach der Konflikt zwischen China und Vietnam aus. Die Niederlage der Volksrepublik China in Vietnam zwang GlossarDeng Xiaoping dazu, nach Revanchemöglichkeiten zu suchen. Der Übergang des Amin-Regimes in Opposition zur UdSSR hätte dafür eine ausgezeichnete Möglichkeit geboten.

Unter diesen Umständen nahmen die USA Kurs auf eine endgültige Normalisierung ihrer Beziehungen zur Volksrepublik China. Im Januar 1979 nahmen beide Länder ihre diplomatischen Beziehungen wieder auf. Amerikanische Waffenlieferungen nach China setzten ein. Einige Zeit später stellte China dem amerikanischen Geheimdienst sein Territorium für die Sammlung von Informationen über die UdSSR zur Verfügung. Dieser Umstand nährte ebenfalls die sowjetische Angst, Afghanistan an den Westen zu verlieren. Die strategische Sicherheit der Sowjetunion schien gefährdet zu sein. Nach Ansicht des ersten stellvertretenden Leiters des GlossarGeneralstabs des Verteidigungsministeriums der UdSSR GlossarV. Varennikov, "konnten die USA die Situation ausnützen und entlang der sowjetisch-afghanischen Grenze ihre Kontroll- und Meßgeräte aufstellen, die in der Lage waren, alle Parameter von Testversuchen mit unserer Raketen, Flugzeugen und anderen Waffen zu empfangen, die in Mittelasien stattfanden." Das Interesse der Amerikaner an diesem Gebiet war sehr groß, denn nach der iranischen Revolution hatten sie zunehmend weniger Möglichkeiten, die Startplätze im Mittelasien zu kontrollieren.

Doch der entscheidende Umstand, der sich auf die Haltung der Kremlführung in der Afghanistan-Frage auswirkte, war der Wandel in der Außenpolitik Amins. Diese Politik bestätigte alle Befürchtungen der sowjetischen Seite, die durch die Handlungen der USA und Chinas sowie durch die traurigen Erfahrungen eines "Bündnisbruches" in Somalia (1977) und Ägypten (1972-1977) gestützt wurden.

Für Amin hätte die Option für die USA eine Rettung sein können – sie hätte die Einstellung der westlichen Hilfe für afghanische Partisanen, die Normalisierung der Beziehungen zu Pakistan und die Rettung des Regimes unter einem neuen Aushängeschild bedeuten können. Es lag auf der Hand, daß die USA als Gegenleistung die Verfolgung eines sowjetfeindlichen Kurses verlangt hätten. Somit hätte an der Grenze der Sowjetunion ein aggressives, terroristisches, amerikafreundliches Regime entstehen können, das eine Politik gegenüber der Sowjetunion verfolgt hätte, die der Chinas vergleichbar gewesen wäre. GlossarValéry Giscard d'Estaing erinnerte sich an Brežnevs Argumente für den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan, die er während ihres Treffens in Warschau 1980 vorbrachte: "Wenn das reduzierte sowjetische Militärkontingent sich nicht eingemischt hätte", sagte Brežnev, "hätte sich Afghanistan bereits im Januar zu einem Feind der Sowjetunion gewandelt." Offensichtlich glaubte Brežnev an die Richtigkeit seiner Worte.

Amin wandte sich inoffiziell an die USA mit dem Vorschlag, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern radikal zu verbessern. Damit hoffte er, Druck auf die Sowjetunion ausüben zu können. Während seines Treffens mit Vertretern aus Pakistan kritisierte Amin die UdSSR und bat sie, seine Bitte um Unterstützung an die USA weiterzugeben. Die sowjetische Botschaft war über den Inhalt dieser Gespräche und sogar über die unmittelbaren, inoffiziellen Kontakte zwischen Amin und den Vertretern der USA informiert. In einem Bericht von Andropov, Gromyko, Ustinov und GlossarPonomarev an das Politbüro, der gleich nach dem Einmarsch der Truppen verfaßt wurde, wurde mitgeteilt: "Gleichzeitig hat es Versuche gegeben, im Rahmen des von H. Amin gebilligten "Ausgleichskurses" Kontakte zu den Amerikanern herzustellen. H. Amin führte vertrauliche Gespräche mit dem Botschafter der USA in Kabul."

In diesem geheimen und daher aufrichtigen Bericht, den Andropov, Gromyko, Ustinov und Ponomarev dem Politbüro vorlegten, war außerdem die Rede davon, daß mit Wissen Amins "falsche Gerüchte vorsätzlich verbreitet wurden, die die Sowjetunion verleumdeten und einen Schatten auf die sowjetischen Vertreter in Afghanistan warfen." Die Kontakte dieser Vertreter zur lokalen Bevölkerung unterlagen offiziellen Einschränkungen. Nicht zu vergessen: Der "Verlust" Ägyptens 1972 begann unter ähnlichen Umständen.

Zieht man seine weitere Vorgehensweise ins Betracht, so versuchte Amin, in der Situation einer innenpolitischen Krise die UdSSR zur größeren Hilfeleistungen an Afghanistan zu bewegen, indem er den sowjetischen Verbündeten mit einem "Frontenwechsel" drohte. Doch diese Diplomatie erreichte das Gegenteil des Gewünschten. Für Moskau waren die Initiativen Amins ein weiterer Beweis seiner feindlichen Haltung zur UdSSR. Der KGB verdächtigte Amin, Kontakte zur CIA zu unterhalten. Als Folge trat außer Ustinov, der sich für eine "Blitzoperation" in Afghanistan aussprach, auch Andropov für die Beseitigung Amins ein. War für Ustinov der Einmarsch der sowjetischen Truppen "das" Mittel, das afghanische Problem zu lösen, so war es für Andropov ein Sondereinsatz zur Beseitigung Amins.

Nach dem Septemberumsturz bestand keine Möglichkeit mehr, Amin mit Hilfe von innerafghanischen Kräften zu stürzen. Die Invasion blieb die einzige Chance, eine große geopolitische Niederlage zu vermeiden, deren Folgen ernsthafter zu sein schienen, als die negativen Seiten der militärischen Intervention. Die dabei unvermeidlichen Verluste nahm man mit großer Gelassenheit hin. Man hatte den Westen nicht zu beruhigen, sondern ihm eine Lehre zu erteilen. Man vertrat die Ansicht: Sollte es gelingen, ein gemäßigtes Regime in Afghanistan zu etablieren, das gegenüber der Sowjetunion freundlich gesinnt war und auf Terror und radikale Reformen verzichtete, so werde die Mehrheit der Afghanen dem neuen Führer seine Unterstützung erweisen. Diese Rolle sollte GlossarBabrak Karmal übernehmen, der der oppositionellen Fraktion der Volksdemokratischen Partei vorstand.

Ursprünglich waren bereits für Mitte Dezember 1979 Aktionen geplant. Am 11. Dezember wurde Karmal zum sowjetischen Militärstützpunkt in der Nähe des afghanischen Flughafens Bagram gebracht, und der Kommandeur der in Kabul stationierten Sondereinheit Glossar"Zenit" erhielt den Befehl, Amins Palast zu stürmen. Doch die Erkundung vor Ort ergab, daß mit solchen Kräften eine "Volkserhebung" gegen Amin nicht zu bewerkstelligen war. Das Risiko war zu groß. Ein Sondereinsatz ohne Verlegung von Truppen nach Afghanistan wäre unmöglich gewesen.

Jetzt wurde die endgültige Entscheidung zum Einmarsch der sowjetischen Truppen getroffen. Die überstürzte Entwicklung der Ereignisse erklärt den militärischen und diplomatischen Fehler, den die sowjetische Führung beging: Amin wurde zeitgleich mit dem Einmarsch der Truppen nach Afghanistan beseitigt und somit die Legitimität dieses politischen Schrittes untergraben, der in den internationalen Beziehungen eine große Bedeutung zukommt. Als die sowjetische Seite Karmal später seines Amtes enthoben hat, gelang es ihr ohne große Schwierigkeiten. Da die sowjetischen Truppen in Afghanistan stationiert waren, verlief die Machtübergabe an GlossarNadjibullah unbemerkbar. Wäre die Besetzung Afghanistans und die Machtenthebung Amins Schritt für Schritt vollzogen worden, so hätte sich die UdSSR weniger Vorwürfe in der "dritten Welt" eingehandelt – der Einmarsch von Truppen auf Initiative eines herrschenden Regimes hatte viele Präzedenzfälle, darunter auch in der politischen Praxis der USA. Doch die Intentionen der Kremlstrategen liefen auf die Vernichtung Amins hinaus, den man statt für einen unzuverlässigen Verbündeten, der er in Wirklichkeit war, für einen heimtückischen Gegner hielt. In Moskau ging man davon aus, daß man jetzt schnell handeln mußte; daß Amin sich jederzeit umorientieren könne; daß der Einmarsch der Truppen ihn dazu veranlassen könne, sich an den Westen zu wenden, mit all den daraus folgenden politischen Konsequenzen (insbesondere wenn man die Präsenz eines starken militärischen Kontingents der USA im Persischen Golf ins Betracht zieht). Deshalb hatten die sowjetischen Truppen, die in Afghanistan einmarschierten, als erstes Amin zu beseitigen.

Neunzehn Mal seit dem Aufstand in Herat stellte die afghanische Führung in Moskau den Antrag auf militärische Hilfe. Im Juli 1979 wurden sowjetische Fallschirmspringer bei der Bewachung des Flugplatzes Bagram eingesetzt. Noch am 17. November 1979 wandte sich Amin an die Führung der UdSSR mit der Bitte, sowjetische Militärs zur Bewachung seines Palastes zu schicken. Dieser Bitte wurde am 6. Dezember stattgegeben – Soldaten der Sowjetarmee, die in Uniformen der afghanischen Armee gekleidet wurden, bezogen Stellung um Amins Palast. "Auf alle Fälle" wurden sie jedoch durch einen Ring aus afghanischen Militärs von der Residenz getrennt. Im Dezember 1979 änderten sich Amins Bitten – er wollte nun, daß die sowjetischen Truppen nur in die Nordgebiete seines Landes einmarschieren sollten. Möglicherweise befürchtete er zu diesem Zeitpunkt, die UdSSR würde die totale Kontrolle über das afghanische Territorium übernehmen. Diese Umstände bestärkten die sowjetische Führung in ihrer Meinung, daß Amin unverzüglich gestürzt werden müsse.

In der zweiten Tageshälfte des 12. Dezember 1979 erklärten Brežnev, GlossarSuslov, GlossarGrišin, GlossarKirilenko, GlossarPel'še, GlossarČernenko, Andropov, Ustinov, Gromyko, GlossarTichonov, Ponomarev ihre Zustimmung zu den "Maßnahmen" in Afghanistan, die von Ustinov, Gromyko und Andropov vorgeschlagen worden waren. Es waren die ihnen unterstellten Behörden, die den Beschluß und die Anlagen dazu ausarbeiteten, die sich auf die militärisch-technische Seite des Unternehmens bezogen. Die drei letztgenannten Partei- und Staatsfunktionäre wurden vom Politbüro beauftragt, den Beschluß umzusetzen und in die Angelegenheiten des südlichen Nachbars der Sowjetunion regelnd einzugreifen. Zu den "Maßnahmen" gehörten militärisch-technische Schritte bei Verlegung der Truppen und Aktionen der Sondereinheiten auf dem Territorium Afghanistans sowie Schritte zur diplomatischen Rückendeckung für die soeben vorbereitete Aktion. Dabei war im Beschluß unmittelbar davon keine Rede, daß die "Trojka" die Entscheidung über den Einmarsch eigenständig treffen könne. Diese Entscheidung fiel endgültig am 24. und 25. Dezember 1979 in Anwesenheit von Brežnev, Gromyko, Ustinov und Andropov. Die beschlossenen "Maßnahmen" verfolgten zwei Ziele: Den Sturz des terroristischen Regimes von Amin und die Demonstration von Macht und Entschlossenheit im politischen Wettkampf zwischen der UdSSR und den USA. Die möglichen politischen Verluste in der "dritten Welt" und im sozialistischen Lager waren nach einer – wie es schien – baldigen Stabilisierung der Lage in Afghanistan auszugleichen, die auf den Sturz des "volksfeindlichen Regimes" von Amin folgen sollte.

Die Sowjetunion blieb bis Februar 1989 in Afghanistan militärisch präsent. Die Invasion ihrer Truppen hatte für den im Lande geführten Krieg, der als Bürgerkrieg begann, schwerwiegende Folgen. Allerdings läßt sich dieser Krieg nicht einfach und alleine auf die sowjetische Einmischung in innerafghanische Angelegenheiten zurückführen. So dauerte er noch weitere zehn Jahre, nachdem die sowjetischen Truppen das Land verlassen hatten.

Im Zuge der Perestrojka bekam das Problem des Einmarsches der sowjetischen Truppen in Afghanistan eine politische Dimension. Der GlossarVolksdeputiertenkongreß gründete eine Kommission, die alle diesbezüglichen Fragen untersuchen sollte. Ihr ist es zu verdanken, daß die wichtigsten Dokumente, die sich auf den Einmarsch der Truppen bezogen, deklassifiziert und veröffentlicht wurden.

Aleksandr Šubin

(Übersetzung aus dem Russ. von L. Antipow)