Brief des Volkskommissars für Auswärtige Angelegenheiten der UdSSR M. Litvinov an den Generalsekretär des CK der VKP (b) I.V. Stalin, 15. April 1939

Zusammenfassung

Bis zur Epoche der Perestrojka kann die Amtszeit von Maksim Litvinov als Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten (1930-1939) als diejenige Phase in der sowjetischen Geschichte gelten, in der sich die UdSSR am intensivsten um die Integration in die internationale Staatengemeinschaft bemühte. Im Brief vom 15. April 1939 an I. Stalin skizzierte Litvinov sein außenpolitisches Programm zur Erhaltung des Friedens in Europa. Es sah ein breit angelegtes Bündnis der drei Großmächte – UdSSR, England und Frankreich – vor, wobei Paris und London sich verpflichten sollten, auch den europäischen Nachbarn der UdSSR beizustehen. Das Litvinov-Programm hätte der UdSSR jeden Pakt mit Hitlerdeutschland verboten, und sie somit in eine klare antideutsche Allianz geführt. Somit kollidierte es mit den Vorstellungen Stalins. Wenige Monate später handelte die sowjetische Führung genau gegen den Vorschlag Litvinovs: Sie schloß einen Nichtangriffspakt mit dem Aggressorstaat Deutschland ab.