Interview des Ministerialdirektors, Professor Dr. Wilhelm G. Grewe mit dem Chefredakteur des Nordwestdeutschen Rundfunk, Hans Wendt ["Hallstein-Doktrin"], 11. Dezember 1955

Zusammenfassung

Die "Hallstein-Doktrin", benannt nach dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts Walter Hallstein (1951–1958), war von September 1955 bis zur staatlichen Anerkennung der DDR in der Regierungserklärung von Bundeskanzler Willy Brandt im Oktober 1969 die Leitlinie der Deutschlandpolitik der Bundesregierung. Es existiert kein amtlicher Text, der als "Hallstein-Doktrin" bekannt gegeben wurde. Sie besagte, daß die Bundesregierung es als einen "unfreundlichen Akt" (acte peu amicable) betrachte, wenn dritte Staaten die DDR völkerrechtlich anerkennen, mit ihr diplomatische Beziehungen aufnehmen oder aufrechterhalten mit Ausnahme der UdSSR als eine der vier für Deutschland als Ganzes verantwortlichen Mächte. Spiritus rector der Doktrin war nicht Hallstein, wie ein FAZ-Journalist meinte und damit den Namen prägte, sondern der damalige Leiter der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amts Wilhelm G. Grewe.

Formuliert wurde die "Hallstein-Doktrin" in folgenden Ausführungen:

  • Regierungserklärung von Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22. September 1955 vor dem Deutschen Bundestag,
  • Ausführungen des Rechtsberaters Erich Kaufmann und des Ministerialdirektors Wilhelm G. Grewe auf der Botschafterkonferenz des Auswärtigen Amts am 8. Dezember 1955 in Bonn,
  • Interview des Ministerialdirektors Wilhelm G. Grewe mit dem Chefredakteur im Nordwestdeutschen Rundfunk, Hans Wendt, am 11. Dezember 1955.
  • Staatssekretär Hallstein brachte am 16. Januar 1956 in einem vertraulichen Runderlaß des Auswärtigen Amts das Ergebnis der Botschafterkonferenz vom 8. Dezember 1955 lediglich intern zur Kenntnis.