Sergej Eisenstein, "Iwan der Schreckliche", Mosfil'm 1943/45

Filmszene

Ivan: "Viel Macht ist in meiner Hand versammelt. Ich stehe da, gestützt durch den Willen des ganzen Volkes. Ein starker eiserner Ring, die Opričnina, umgibt mich. Unnahbar für alle Feinde, bar jedoch auch aller herzlichen Freundschaft. Die hat mir der Herrgott nicht beschieden. Niemand ist da, an dessen Brust ich mein Haupt legen könnte und niemand, der die Freuden, der die Leiden mit mir teilt. Ich bin einsam und verlassen. Einmal besaß ich einen Freund, Anastasija, aber sie verließ mich. Auch Kurbskij galt mir als Freund, aber er verriet mich. Nein, nicht mich, unsere Sache – das große Werk. Nicht Verrat fürchte ich, nicht den Dolch und nicht das Gift. Nicht Aufruhr noch Heimtücke. Nicht um mich, nicht um meine Krone bange ich – die große Sache, die neue, gerade erst begonnene – um sie bange ich. Nur um sie."

Filipp: "Es gibt für den Herrscher nichts größeres, als den Staat auf althergebrachte Weise zu regieren. Nach dem Vorbild der Väter, Großväter und Urgroßväter, den Bojarenrat zu achten, mit den Bojaren die Macht zu teilen."

Ivan: "Du lügst, Schwarzkutte! Alles nur leeres Geschwätz!"

Filipp: "Willst du nicht auf deinen Hirten hören, so bleibe denn allein, von allen beschimpft, von allen verurteilt, von allen verdammt. Einsam!"

Ivan: "Nicht als Zar, als Freund bitte ich dich, von der schweren Bürde der Macht tief gebeugt und niedergedrückt. Laß mich nicht zurück in Einsamkeit, bleib bei mir, hilf mir, das russische Reich zu festigen und nimm hierzu das hohe Amt und die Würde des Moskauer Metropoliten."

Filipp: "Habe ich damit das Recht, vor dir Klage zu führen und mich für Verurteilte einzusetzen?"

Ivan: "Niemand wird hier unschuldig verurteilt! Halt! Es sei, wie du forderst."

Rev. Übersetzung hier nach: Hitzer, F. (Hg.), "Iwan der Schreckliche (Teil II) [Drehbuch]", in: Film, 1965, Nr. 10, S. 53.