Überlegungen des Generalstabs der Roten Armee zum Plan eines strategischen Aufmarschs der Streitkräfte der UdSSR für den Fall eines Krieges gegen Deutschland und seine Verbündete, nicht vor dem 15. Mai 1941

[Überlegungen des Generalstabs der Roten Armee zum Plan eines strategischen Aufmarschs der Streitkräfte der UdSSR für den Fall eines Krieges gegen Deutschland und seine Verbündete]

Nicht vor dem 15. Mai 1941 [1]

Ich trage Ihnen zur Begutachtung die Überlegungen für den strategischen Aufmarschplan der Streitkräfte der Sowjetunion für den Fall eines Krieges gegen Deutschland und seine Verbündeten vor.

I. Zur Zeit hat Deutschland nach Auskunft der GlossarGeheimdienstabteilung der Roten Armee[2] ungefähr 230 Infdiv., 22 Pzdiv., 20 MotDiv., 8 Flgdiv. und 4 Kavdiv. – gesamt ca. 284 Divisionen aufmarschieren lassen.

Davon sind mit Stand 15. 5. 1941 86 Infdiv., 13 Pzdiv., 12 MotDiv. und l Kavdiv. – insgesamt 120 Divisionen – an den Grenzen zur Sowjetunion zusammengezogen.

Es ist anzunehmen, daß Deutschland angesichts der gegenwärtigen politischen Situation im Falle eines Überfalls auf die UdSSR gegen uns ca. 137 Infdiv., 19 Pzdiv., 15 MotDiv., 4 Kavdiv. und 5 Lldiv. – insgesamt 180 Divisionen – aufstellen kann.

Die übrigen 104 Divisionen werden sich vermutlich im Landesinneren in Reserve - 22 Infdiv., 1 Kavdiv., 1 Pzdiv., 1 Lldiv, insgesamt 25 Div.; in Dänemark, Belgien, Holland und Frankreich - 40 Infdiv., 2 Kavdiv., 1 Pzdiv., 2 Lldiv., insgesamt 45 Div.; in Jugoslawien 7 Infdiv., insgesamt 7 Div.; in Griechenland 7 Infdiv., 1 Kavdiv., insgesamt 8 Div.; in Bulgarien 3 Infdiv., insgesamt 3 Div.; in Afrika 5 Infdiv., 1 Kavdiv., 1 Pzdiv., insgesamt 7 Div.; in Norwegen 9 Infdiv., insgesamt 9 Div.; im gesamten 93 Infdiv., 5 Kavdiv., 3 Pzdiv., 3 Lldiv.; insgesamt 104 Div. [im Zentrum des Landes an den Westgrenzen, in Norwegen, in Afrika, in Griechenland und Italien][3] befinden.

Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Hauptkräfte des deutschen Heeres in einer Stärke von 76 Infdiv., 11 Pzdiv., 8 MotDiv., 2 Kavdiv und 5 Flgdiv. – im gesamten 100 Divisionen – südlich von Dęblin aufmarschieren, um in Richtung Kovel', Rovno und Kiev einen Stoß zu führen.

Dieser Stoß wird gleichzeitig im Norden durch einen Stoß aus Ostpreußen in Richtung Wilnius und Riga sowie durch konzentrisch geführte Angriffe aus dem Raum Suwałki und Brest in den Raum Volkovysk und Baranoviči ergänzt. Im Süden ist zu erwarten [gleichzeitig mit der deutschen Armee der Beginn der Offensive der rumänischen Armee, die von deutschen Divisionen unterstützt wird, in Richtung Žmerinka.Nicht auszuschließen ist auch die Möglichkeit eines Hilfeangriffs der Deutschen jenseits des Flusses San in Richtung L'vov] a) ein Schlag der rumänischen Armee, die durch deutsche Divisionen unterstützt wird, in Richtung Žmerinka; b) in Richtung Munkač, L'vov; c) Sanok, L'vov.

Die wahrscheinlichen Verbündeten Deutschlands können gegen die UdSSR bereitstellen:

Finnland – ca. 20 Infdiv., Ungarn – 15 Infdiv., Rumänien – ca. 25 Infdiv.

Insgesamt kann Deutschland mit seinen Verbündeten gegen die UdSSR ca. 240 Divisionen aufmarschieren lassen.

Wenn man in Betracht zieht, daß Deutschland sein gesamtes Heer einschließlich rückwärtiger Dienste mobilisiert hat, so besteht die Möglichkeit, daß es uns beim Aufmarsch zuvorkommt[4] und einen Überraschungsschlag führt.

Um das zu verhindern [und die deutsche Armee zu zerschlagen], halte ich es für notwendig, dem deutschen Oberkommando unter keinen Umständen die Initiative zu überlassen, dem Gegner beim Aufmarsch zuvorzukommen[5] und das deutsche Heer schon dann anzugreifen, wenn es sich im Aufmarschstadium befindet und noch keine Front aufbauen sowie den Kampf der verbundenen Waffen noch nicht organisieren kann.

II. Als erstes strategisches Ziel haben die Truppen der GlossarRoten Armee die Hauptkräfte des deutschen Heeres, die südlich vom Frontabschnitt Brest, Dęblin aufmarschiert sind, zu zerschlagen und bis zum 30. Tag der Operation die allgemeine Frontlinie Ostrołęka, Fluß Narew, Łowicz, Lódź, Kreuzburg, Oppeln und Olmütz zu erreichen. Als folgendes strategisches Ziel haben sie durch Angriff aus dem Raum Katowice nach Norden und Nordwesten die Hauptkräfte der zentralen und nördlichen Flügel von der deutschen Front zu vernichten und das Territorium des ehemaligen Polens und Ostpreußens in Besitz zu nehmen.Das nächste Ziel ist, die deutsche Armee östlich vom Fluß Wisla und in Richtung Krakau zu zerschlagen, zu den Flüssen Narew, Wisla vorzurücken und den Raum Katowice zu erobern[6], wofür erforderlich ist:

a) den Hauptschlag mit den Kräften der Südwestfront in Richtung Kraków, Katowice zu führen und somit Deutschland von seinen südlichen Verbündeten abzuschneiden;

b) den Nebenschlag mit dem linken Flügel der Westfront in Richtung Siedlce, Dęblin zu führen, um die Kräftegruppierung um Warschau zu binden und Warschau in Besitz zu nehmen sowie die Südwestfront bei der Vernichtung der Kräftegruppierung bei Lublin zu unterstützen;

c) gegen Finnland, Ostpreußen, Ungarn und Rumänien eine aktive Verteidigung zu führen, um bei günstiger Lage zur Führung eines Schlages gegen Rumänien bereit zu sein.

Somit hat die Rote Armee die Offensive vom Frontabschnitt Čižov, Motovisko mit Kräften von 152 Divisionen gegenüber 100 deutschen Divisionen zu beginnen. In den übrigen Grenzabschnitten ist eine bewegliche Verteidigung vorgesehen. [7]

III. Ausgehend von der Absicht des strategischen Aufmarsches, ist für die Streitkräfte der UdSSR folgende Kräftegruppierung vorgesehen:

1. Die Landstreitkräfte der Roten Armee in Stärke von 198 Schtzdiv., 61 Pzdiv., 31 MotDiv., 13 Kavdiv. – gesamt 303 Divisionen – und 74Art.Rgter. der Reserve des GlossarOberkommandos sind wie folgt zu verteilen:

a) die Hauptkräfte in der Stärke von 163 Schtzdiv., 58 Pzdiv., 30 MotDiv. und 7 Kavdiv. (insgesamt 258 Divisionen) und 53 Art.Rgter. als GlossarROK stehen im Westen zur Verfügung. Davon sind im Bestand der Nord-, Nordwest-, West-und Südwestfront 136 Schtzdiv., 44 Pzdiv., 23 MotDiv., 7 Kavdiv. (insgesamt 210 Divisionen) und 53 Art.Rgter. als ROK. Im Bestand der Reserve des Oberkommandos gehören zur Südwest- und Westfront 27 Schtzdiv., 14 Pzdiv., 7 MotDiv. – insgesamt 48 Divisionen.

b) Die übrigen Kräfte in der Stärke von 35 Div., 3 Pzdiv., l MotDiv., 6 Kavdiv. (gesamt 45 Divisionen) und 21 Art.Rgter. als ROK werden für die Verteidigung der fernöstlichen, südlichen und der nördlichen Grenze der UdSSR eingesetzt, davon:

- im Fernen Osten und GlossarMB Transbaikal 22 Schtzdiv., 3 Pzdiv., l MotDiv., 1 Kavdiv. (insgesamt 27 Divisionen) und 14 Art.Rgter. des ROK;

- in Zentralasien 2 Gebirgsjäger- und 3 Kavdiv. (insgesamt 5 Divisionen);

- in MB Transkaukasien 8 Schtz.- und 2 Kavdiv. (insgesamt 10 Divisionen) und 2 Art.Rgter. als ROK;

- zur Verteidigung der Schwarzmeerküste des Nordkaukasus und der Krim 2 Schtzdiv.;

- an der Küste des Weißen Meeres l Schtzdiv.

Eine detaillierte Kräftegruppierung zeigt die Karte in der Anlage.[8]

2. Die Luftstreitkräfte der Roten Armee in der Stärke der heutzutage verfügbaren und gefechtsfähigen 97 Jagdfliegergeschwader, 75 Nahbombergeschwader, 11 Jagdbombergeschwader, 29 Fernbombergeschwader und 6 schwere Bombergeschwader – insgesamt 218 Fliegergeschwader – verteilen sich wie folgt:

a) die Hauptkräfte in der Stärke von 66 Jagdfliegergeschwader, 64 Nahbombergeschwader, 5 Jagdbombergeschwader, 25 Fernbombergeschwader und 5 schwere Bombergeschwader - insgesamt 165 Fliegergeschwader – sind im Westen zu entfalten. Davon sind:

- im Bestand der Nord-, Nordwest-, West- und Südwestfront 63 Jagdfliegergeschwader, 64 Nahbombergeschwader, 5 Jagdbombergeschwader, 11 Fernbombergeschwader und 1 schwere Bombergeschwader – insgesamt 164 Fliegergeschwader;

- im Bestand der Reserve des Oberkommandos für Südwest- und Westfront 14 Fernbombergeschwader und 4 schwere Bombergeschwader – insgesamt 21 Fliegergeschwader;

b) die übrigen Kräfte in der Stärke von 31 Jagdfliegergeschwader, 11 Nahbombergeschwader, 6 Jagdbombergeschwader, 4 Fernbombergeschwader und 1 schweres Bombergeschwader – insgesamt 53 Fliegergeschwader – sind zur Verteidigung der Grenzen im Fernen Osten, im Süden und Norden und auf den Luftverteidigungsstützpunkten in Moskau zu belassen, darunter:

- im Fernen Osten und im MB Transbaikal 14 Jagdfliegergeschwader, 9 Nahbombergeschwader, 5 Jagdbombergeschwader, 4 Fernbombergeschwader und 1 schweres Bombergeschwader – insgesamt 33 Fliegergeschwader;

- im GlossarMB Zentralasien l Jagdfliegergeschwader und l Jagdbombergeschwader – insgesamt 2 Fliegergeschwader;

- im GlossarMB Transkaukasien 9 Jagdfliegergeschwader, 2 Nahbombergeschwader – gesamt 11 Fliegergeschwader;

- im GlossarMB Archangelsk l Jagdfliegergeschwader.

Für die Verteidigung Moskaus sind 6 Jagdfliegergeschwader zu belassen.

Eine detaillierte Kräftegruppierung zeigt die Karte in der Anlage.[9]

Außer den momentan verfügbaren Luftstreitkräften gibt es noch sich in Aufstellung befindende und nicht einsatzfähige 52 Jagdfliegergeschwader, 30 Nahbombergeschwader, 4 Jagdbombergeschwader, 7 Fernbombergeschwader und 22 Fernjagdgeschwader – insgesamt 115 Fliegergeschwader, mit deren voller Einsatzbereitschaft man bis 1. 1. 1942 rechnen kann.

Je nach Einsatzbereitschaft sollen diese Fliegergeschwader wie folgt verteilt werden:

Für den Westen sind 41 Jagdfliegergeschwader, 30 Nahbombergeschwader, 4 Jagdbombergeschwader, 5 Fernbombergeschwader, 14 Fernjagdfliegergeschwader – insgesamt 94 Fliegergeschwader – vorgesehen; davon:

- zu den Fronten 41 Jagdfliegergeschwader, 33 Nahbombergeschwader, 6 Jagdbombergeschwader, 7 Fernfliegergeschwader – gesamt 87 Fliegergeschwader;

- zur Reserve des Oberkommandos – 4 Jagdfliegergeschwader, 3 Fernjagdfliegergeschwader – gesamt 7 Fliegergeschwader;

- zur fernöstlichen Front und MB Transbaikal 10 und für den MB Transkaukasien 6 Fliegergeschwader;

- für die Verteidigung Moskaus sind 5 Jagdfliegergeschwader zu belassen.

Ungefähre Zeitangaben hinsichtlich der Einsatzbereitschaft dieser Fliegergeschwader sind der Tabelle auf den Karten zu entnehmen.[10]

IV. Zusammensetzung und Aufträge für die im Westen aufgebauten Fronten (Karte 1:1 000 000)[11]:

Nordfront (MB Leningrad) – 3 Armeen in der Stärke von 15 Schtzdiv., 4 Pzdiv. und 2 MotDiv. – gesamt 21 Divisionen –, 18 Fliegergeschwader und die GlossarNordflotte mit dem Hauptauftrag Verteidigung von Leningrad, des Hafens von Murmansk, der Eisenbahnlinie von Kirov und die gemeinsame Sicherstellung mit der GlossarBaltischen Flotte der vollen Seeherrschaft über den Finnischen Meerbusen. Mit demselben Ziel soll vom GlossarBaltischen Sonder-MB an die Nordfront die Verteidigung der Nord- und Nordwestküste der Estnischen SSR übertragen werden.

Die Frontgrenzen rechts sind Ostaszków, Ostrów,Vyru,Viljandi, Bucht von Maatsalu, einschließlich der Inseln Öse und Dagö.

Der Stab der Front ist Pargolovo.

Nordwestfront (Baltischer Sonder-MB) – 3 Armeen in der Stärke von 17 Schtzdiv. [(darunter 6 nationale)], 4 Pzdiv., 2 MotDiv. (insgesamt 23 Divisionen) und 13 Fliegergeschwader mit dem Auftrag, in beharrlicher Verteidigung die Richtung nach Riga und Wilnius nachhaltig zu sichern, das Eindringen des Feindes aus Ostpreußen zu verhindern;

die Westküste – die Inseln Öse und Dagö zu verteidigen und eine Landung von feindlichen Seelandungstruppen zu verhindern.

Die Frontgrenzen links sind Polock, Ośmiany, Druskeniki, Margerabova, Lötzen.

Der Stab der Front ist Ponevez.

Westfront (der Westliche Sonder-MB) – 4 Armeen in der Stärke von 31 Schtzdiv., 8 Pzdiv., 4 MotDiv. und 2 Kavdiv. (insgesamt 45 Divisionen) und 21 Fliegergeschwader.

Aufträge:

- In beharrlicher Verteidigung im Frontabschnitt Druskeniki, Ostrołęka die Richtung nach Lida und Białystok nachhaltig zu sichern.

- Mit dem Übergang der Armeen der Südwestfront zum Angriff mit einem Stoß des linken Flügels der Front in der allgemeinen Richtung nach Warschau, Siedlce, Radom die Warschauer Gruppierung zu zerschlagen und Warschau in Besitz zu nehmen, [dafür zu sorgen] im Zusammenwirken mit der Südwestfront die feindliche Kräftegruppierung im Räume Lublin – Radom zu vernichten, zur Weichsel vorzurücken und Radom in Besitz zu nehmen [und dieses Unternehmen von seiten Warschau und Ostpreußens abzusichern].

Die Frontgrenze links: Fluß Pripjat', Pinsk,Vlodava, Dęblin, Radom.

Der Stab der Front ist in Baranoviči.

Südwestfront – 8 Armeen in der Stärke von 74 Schtzdiv., 28 Pzdiv., 15 MotDiv. und 5 Kavdiv. (gesamt 122 Divisionen) und 91 Fliegergeschwader mit folgenden Aufgaben:

a) In einem konzentrisch geführten Stoß durch die Armeen des rechten Flügels der Front ist die feindliche Hauptgruppierung ostwärts der Weichsel im Räume Lublin einzukesseln und zu vernichten.

b) Gleichzeitig sind durch einen Schlag von der Front Senjava, Peremyšl, Ljutoviski feindliche Kräfte in Richtung Kraków und Sandomierz-Kielce zu zerschlagen, den Raum Kraków, Katowice, Kielce in Besitz zu nehmen, in der Absicht, aus diesem Raume den Angriff nach Norden bzw. nach Nordwesten fortzusetzen, um starke Kräfte des feindlichen Nordflügels zu vernichten und das ehemalige Polen und Ostpreußen in Besitz zu nehmen.

c) Die Staatsgrenze zu Ungarn und Rumänien ist nachhaltig zu bewachen. Man muß sich vorbereiten, konzentrische Schläge gegen Rumänien aus dem Räume Czernowitz und Kišinev zu führen, um nachfolgend den Nordflügel der rumänischen Armee zu zerschlagen und die Linie Fluß Moldau, Jassy zu erreichen.[12]

Um die Realisierung der oben dargelegten Absicht sicherzustellen, sind rechtzeitig nachstehende Maßnahmen durchzuführen, ohne die die Führung eines Überraschungsschlags gegen den Feind sowohl in der Luft als auch auf dem Festland unmöglich ist.

l. Unter dem Anschein von Übungsmaßnahmen für Soldaten der Reserve ist eine geheime Mobilmachung der Truppe durchzuführen.

2. Unter dem Anschein, in Ausbildungslager auszurücken, sind die Truppen geheim näher zur Westgrenze zusammenzuziehen, vorrangig sind alle Armeen der Reserve des Oberkommandos zusammenzuziehen.

3. Aus den entlegenen Militärbezirken sind die Luftstreitkräfte geheim auf Feldflugplätze zu verlegen, und mit dem Aufbau der rückwärtigen Dienste der Luftstreitkräfte ist sogleich zu beginnen.

4. Unter dem Anschein von Ausbildungsvorhaben und Übungen für die rückwärtigen Dienste sind diese und die Grundeinrichtungen für die Sanitäter allmählich einzurichten.

V. Die Gruppierung der Reserven des Oberkommandos.

Die Reserve des Oberkommandos verfügt über 5 Armeen, die wie folgt zusammenzuziehen sind:

- 2 Armeen in der Stärke von 9 Schtzdiv., 4 Pzdiv. und 2 MotDiv. (insgesamt 12 Divisionen) im Raum Vjaz'ma, Syčevka, El'nja, Brjansk, Suchiniči;

- l Armee in der Stärke von 4 Schtzdiv., 2 Pzdiv., 2 MotDiv. (insgesamt 8 Divisionen) im Raum Vilejka, Novogrudok, Minsk;

- l Armee in der Stärke von 6 Schtzdiv., 4 Pzdiv. und 2 MotDiv. (insgesamt 12 Divisionen) im Raum Šepetovka, Proskurov, Berdičev.

- l Armee in der Stärke von 8 Schtzdiv., 2 Pzdiv. und 2 MotDiv, (insgesamt 12 Divisionen) im Raum Belaja Cerkov', Zvenigorodka, Čerkassy.

VI. Die Sicherung der Konzentration und des Aufmarsches:

Um sich vor einem möglichen feindlichen Überraschungsschlag zu sichern, die Konzentration und den Aufmarsch der eigenen Truppen zu decken und ihren Übergang zum Angriff vorzubereiten, ist es notwendig:

1. Unter Einsatz aller verfügbaren Truppen der Grenzmilitärbezirke sowie fast der gesamten für den Aufmarsch an der Westgrenze bestimmten Fliegerkräfte ist eine nachhaltige Verteidigung und Sicherung der Staatsgrenze einzurichten.

2. Einen detaillierten Plan für die Heimatluftverteidigung auszuarbeiten und die Mittel der Luftabwehr in volle Bereitschaft zu versetzen.

Zu diesen Fragen sind von mir schon Anordnungen ergangen, und die Ausarbeitung von Plänen für die Verteidigung der Staatsgrenze und der Luftabwehr wird bis l. 6.1941 völlig abgeschlossen sein.

Die Zusammensetzung und Gruppierung der Deckungstruppen [erfolgt] laut der Karte in der Anlage[13].

Gleichzeitig ist notwendig, den Bau und die Aufrüstung der befestigten Räume allseitig zu forcieren, 1942 den Bau der befestigten Räume an der Grenze zu Ungarn zu beginnen, und den Bau der befestigten Räume entlang der alten Staatsgrenze fortzusetzen.[14].

VII. Die Aufträge an die Seekriegsflotte sind entsprechend meiner von Ihnen zuvor genehmigten Berichte ergangen.

VIII. Der Aufmarsch der Truppen und ihr Einsatz werden durch die nachstehend angeführten Vorräte sichergestellt:


An Munition:
Kleinkalibergranaten - für 3 Wochen
Mittelkalibergranaten - für l Monat
Großkalibergranaten - für 1/2 Monat
Minen - für 1/2 Monat
An Fla[Flugabwehr]-Munition:
37mm - für 5 Tage
76 mm - für 1,5 Monate
85 mm - für 11 Tage
An Fliegermunition:
Sprengbomben - für l Monat
panzerbrechende Munition - für 10 Tage
Betonbrechende Munition - für 10 Tage
Splitterbomben - für l Monat
Brandbomben - für 1/2 Monat
An Treib- und Schmierstoffen:
Benzin B-78 - für 10 Tage
Benzin B-74 - für l Monat
Benzin B-70 - für 2,5 Monate
PKW-Benzin - für 1,5 Monate
Diesel - für l Monat

Die Kraftstoffe, die für die westlichen Militärbezirke vorgesehen sind, sind in beträchtlicher Menge (wegen fehlender Fassungskapazitäten auf ihrem Territorium) in den inneren Militärbezirken gestaffelt.

IX. Ich ersuche:

1. Den vorgelegten Plan für den strategischen Aufmarsch der Streitkräfte der UdSSR und den Einsatzplan für den Fall eines Krieges gegen Deutschland zu bestätigen.

2. Die konsequente Durchführung der geheimen Mobilmachung und der geheimen Truppenkonzentration, in erster Linie aller Armeen der Reserve des Oberkommandos und der Luftstreitkräfte rechtzeitig zu genehmigen.

3. Das GlossarVolkskommissariat für Verkehrswesen zu verpflichten, den Plan des Eisenbahnaufbaus für 1941 im vollen Umfang und termingerecht zu erfüllen, insbesondere in Richtung L'vov.

4. Die Industrie verbindlich zu verpflichten, den Produktionsausstoßplan von Panzer- und Flugzeugtechnik sowie den Plan der Herstellung und Zufuhr von Munition und Kraftstoff innerhalb der vorgegebenen Termine auf das genaueste zu erfüllen.

Den Vorschlag über den Bau neuer befestigter Räume zu bestätigen.[15].

Anlagen:

1. Aufmarschskizze auf der Karte von 1:1000000 in l Exemplar.

2. Aufmarschskizze für die Sicherung auf 3 Karten.

3. Übersicht über das Kräfteverhältnis in l Exemplar.

4. 3 Karten für die Stationierung der Luftstreitkräfte im Westen.

Rev. Übersetzung hier nach: Ueberschär, G. R., [Bezymenskij] Besymenski, L. (Hg.), Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941. Die Kontroverse um die Präventivkriegsthese, Darmstadt 1998, S. 186-193.

[1] Beim Dokument handelt es sich um ein Manuskript im Umfang von 15 Seiten Schreibmaschinenpapier, die von A.M. Vasilevskij mit schwarzer Tinte beschrieben wurden. Seite 1 ist ein Formular mit dem Eckstempel des Volkskommissariats für Verteidigung. Aufgrund der Aufschriften auf den Anlagen – den Karten und Schemas – wird das Dokument auf den 15. Mai 1941 datiert (1941 god. Dokumenty, Bd. 2, Moskau 1998, S. 220). Im Manuskripttext gibt es Berichtigungen und Korrekturen strategischen, statistischen und redaktionellen Charakters, die mit einem einfachen Bleistift eingefügt wurden. V. Danilov meint, sie stammen vom ersten stellvertretenden Chef des Generalstabs der Roten Armee, General-Leutnant N.V. Vatutin (Danilov, Gotovil li Stalin nastupatel'nuju vojnu protiv Gitlera?, S. 84). Nach einer anderen Version nahm G. K. Žukov die Korrekturen vor (1941 god. Dokumenty, Bd. 2, S. 220). [[1]]

[2] Hier und weiter sind Sätze in Fett gesetzt, die in den Text nachträglich eingefügt wurden. [[2]]

[3] Hier und weiter wurden Sätze in Klammern gesetzt, die später aus dem Text weggelassen wurden. [[3]]

[4] Im Dokument unterstrichen. [[4]]

[5] Im Dokument unterstrichen. [[5]]

[6] Der letzte Absatz und der letzte Satz im vorausgehenden Absatz stammen von N.V. Vatutin. [[6]]

[7] Die letzten zwei Sätze stammen von N.V. Vatutin. [[7]]

[8] Die Karte wird nicht veröffentlicht. [[8]]

[9] Die Karte wird nicht veröffentlicht. [[9]]

[10] Die Karte und die Tabelle werden nicht veröffentlicht. [[10]]

[11] Die Karte wird nicht veröffentlicht. [[11]]

[12] Das Wort "konzentrische" und der letzte Satz im Absatz stammen von N.V Vatutin. [[12]]

[13] Die Karte wird nicht veröffentlicht. [[13]]

[14] Der letzte Absatz stammt von N.V. Vatutin. [[14]]

[15] Der Satz stammt von N.V. Vatutin. [[15]]