Beschluß des Politbüros des CK der KPSS "Zur Lage in der Tschechoslowakei" [Beendigung des "Prager Frühlings"], 17. August 1968.

Zusammenfassung

Mit dem Beschluss vom 17. August 1968 genehmigte das Politbüro des CK der KPSS die "Ergreifung von aktiven Maßnahmen zur Verteidigung des Sozialismus in der ČSSR" und in der Nacht vom 20. zum 21. August begannen Truppen des Warschauer Paktes mit der Besetzung der Tschechoslowakei. Ziel der Aktion "Donau" war die Unterdrückung des Reformprogramms des "Prager Frühlings", das auf Initiative der regierenden kommunistischen Partei (KSČ) zu tiefgreifenden Systemveränderung im Land geführt hatte.

Dem vorangegangen war ein Verhandlungsprozess, in dem die Führungen der fünf Länder des östlichen Bündnisses, die an der Invasion beteiligt waren, die tschechoslowakischen Genossen drängten, die „Experimente“ zu beenden und den "realsozialistischen Charakter" der ČSSR wiederherzustellen. Während der Sowjetführer, Leonid Brežnev, lange auf ein Einlenken Prags baute, forderten Walter Ulbricht und Władysław Gomułka früh, der "Konterrevolution" notfalls auch militärisch zu begegnen.

Die Niederschlagung des "Prager Frühlings" spiegelte die Furcht Moskaus vor der Ausbreitung der "tschechoslowakischen Infektion" in anderen Gebieten des sowjetischen Machtbereiches wider und unterstrich nachdrücklich die eingeschränkte Souveränität innerhalb des östlichen Bündnissystems (Brežnev-Doktrin). Das Jahr 1968 wurde so Sinnbild der Nichtreformierbarkeit des Sozialismus sowjetischer Prägung und reiht sich in eine Kette von "Aufständen, Revolten und Reformversuchen im ehemalige Osteuropa [ein], die allesamt scheiterten" (Pauer) und an deren Ende der Zerfall des sowjetischen Imperiums stand.