Volltext:Friedensresolution des Deutschen Reichstags
Friedensresolution des Deutschen Reichstags, 19. Juli 1917[ ]
Präsident: Das Wort hat der Abgeordnete Fehrenbach.
Fehrenbach, Abgeordneter: Meine Herren, im Auftrage der Fraktionen des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Fortschrittlichen Volkspartei beehre ich mich, dem hohen Hause folgende Resolution mit der Bitte um Annahme zu unterbreiten:
Der Reichstag erklärt: Wie am 4. August 1914 gilt für das deutsche Volk auch an der Schwelle des vierten Kriegsjahres das Wort der Thronrede: „Uns treibt nicht Eroberungssucht.“ Zur Verteidigung seiner Freiheit und Selbständigkeit, für die Unversehrtheit seines territorialen Besitzstandes hat Deutschland die Waffen ergriffen.
Der Reichstag erstrebt einen Frieden der Verständigung und der dauernden Versöhnung der Völker.
Mit einem solchen Frieden sind erzwungene Gebietserwerbungen und politische, wirtschaftliche oder finanzielle Vergewaltigungen unvereinbar.
Der Reichstag weist auch alle Pläne ab, die auf eine wirtschaftliche Absperrung und Verfeindung der Völker nach dem Kriege ausgehen.
Die Freiheit der Meere muß sichergestellt werden.
Nur der Wirtschaftsfriede wird einem freundschaftlichen Zusammenleben der Völker den Boden bereiten.
Der Reichstag wird die Schaffung internationaler Rechtsorganisationen tatkräftig fördern.
Solange jedoch die feindlichen Regierungen auf einen solchen Frieden nicht eingehen, solange sie Deutschland und seine Verbündeten mit Eroberung und Vergewaltigung bedrohen, wird das deutsche Volk wie ein Mann zusammenstehen,
unerschütterlich ausharren und kämpfen, bis sein und seiner Verbündeten Recht auf Leben und Entwicklung gesichert ist.
In seiner Einigkeit ist das deutsche Volk unüberwindlich.
Der Reichstag weiß sich darin eins mit den Männern, die in heldenhaftem Kampfe das Vaterland schützen. Der unvergängliche Dank des ganzen Volkes ist ihnen sicher.
Hier nach: 116. Sitzung des Reichstags, Donnerstag, den 19. Juli 1917, in: Verhandlungen des Reichstags, XIII. Legislaturperiode, II. Session, Band 310, Stenographische Berichte, Berlin 1917, S. 3573.
[Русская версия отсутствует]