Einführung: Leningrader Affäre. Beschluss „Über die parteifeindlichen Handlungen...“

Aus 1000 Schlüsseldokumente
Wechseln zu: Navigation, Suche


von: Aleksandr Šubin


Nach dem Zweiten Weltkrieg konkurrierten in der sowjetischen Parteiführung vor allem zwei Gruppen um die Aufmerksamkeit Stalins. Die erste Gruppe bestand aus Protegés von A. Ždanov, von denen die meisten (der CK-Sekretär A. Kuznecov und andere) aus Leningrad kamen. Der Leiter von Gosplan, der stellvertretende Vorsitzende des Ministerrates, das Politbüromitglied N. Voznesendkij – einer der führenden Ökonomen der UdSSR mit großem Einfluss auf Stalin – und auch der Vorsitzende des Ministerrates der RSFSR M. Rodionov waren eng mit den „Leningradern“ (den „Ždanov-Anhängern“) verbunden.

Den „Ždanov-Anhängern“ standen die Politbüromitglieder G. Malenkov und L. Berija mit ihren Anhängern im Parteiapparat und in den Sicherheitsorganen gegenüber. Hauptgrund für die Verschärfung der Gegensätze war die Rivalität der bürokratischen Clans um höhere Führungspositionen. Aber auch politische Differenzen traten zutage. Eine Reihe von Initiativen der „Leningrader“ konnte als Versuch der Schaffung eines autonomen russländischen Machtzentrums innerhalb der UdSSR erscheinen.

Stalin behandelte seine Mitstreiter wechselseitig, indem er sie mal förderte, mal heftig kritisierte, ihnen Posten entzog und andere zuteilte. Auf diese Weise wirkte er als Schiedsrichter in den Auseinandersetzungen der Clans.

1946 fiel das Politbüromitglied Malenkov im Zusammenhang mit der sogenannten Luftfahrtaffäre (Aviacionnoe delo) in Ungnade, was der „Ždanov-Clan“ ausnutzte. Ždanov konnte Kuznecov als Sekretär des CK mit Verantwortung für die Kaderplanung und Machtstrukturen einsetzen. Die „Leningrader“ Konkurrenten fürchteten, dass Ždanov und sein Team andere Anwärter auf Salins „Erbe“ völlig überrollen könnten. Nach seiner Rückkehr ins CK suchte Malenkov nach Möglichkeiten der Revanche, indem er die Sympathien von Politbüromitgliedern wie Berija, Bulganin und anderen auf sich zog.

In dieser Zeit setzten Ždanov und Kuznecov aktiv Leningrader Kader in Führungspositionen in verschiedenen Regionen Russlands ein. In den Worten Kuznecovs: „Wir müssen erreichen, dass Leningrad wie früher Wissenschaft und Kultur großzügig im ganzen Land verbreitet, dass es wieder als Kaderschmiede im weitesten Sinne des Wortes berühmt wird, dass aus Leningrad neue Kader von Wissenschaftlern, Partei- und Sowjetführern für das ganze Land hervorgehen...“. Die Ždanov-Anhänger standen an der Spitze der Parteikomitees der Gebiete Pskov, Jaroslavl‘, Murmansk, Krym usw., und auch in den untergeordneten Regionen beförderten sie ihre Kader in verantwortliche Positionen. Dies erregte zunehmend den Unmut der Bürokratie hervor, man sprach von einer Leningrader Dominanz. Die Leningrader erwogen ihrerseits die Gründung eines CK Büros für die RSFSR oder gar einer Kommunistischen Partei der RSFSR. Am 27. September 1947 schlug Rodionov Stalin die Gründung eines CK-Büros für die RSFSR vor. Dieser Vorschlag fand damals keine Unterstützung, aber Stalin stimmte der Einrichtung eines Büros zu, um die entlegenen Gebiete der UdSSR besser verwalten zu können.

Bei verschiedenen Gelegenheiten gab es Angriffe auf die Leningrader Parteiorganisation und ihre Kader, die aber bis 1949 nicht entscheidend waren. Im August 1946 wurde das Leningrader Stadtkomitee kritisiert, weil es die Unzulänglichkeiten in der Arbeit der Zeitschriften Zvezda und Leningrad „übersehen“ habe. Obwohl die Initiative zur Zerschlagung der Zeitschriften von Malenkov ausging, musste Ždanov auf Anweisung Stalins dieser Kampagne zustimmen. Es folgte eine „Abrechnung“ mit Leningrad wegen Versäumnissen bei der Durchführung der Währungsreform und in der Jugendarbeit. Ein schwerer Schlag für Ždanovs Ehrgefühl war der missglückte Angriff seines Sohnes Jurij auf den Präsidenten der Sowjetischen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften, T. Lysenko. Jurij Ždanov, damals Leiter der wissenschaftlichen Abteilung der Hauptverwaltung für Propaganda und Agitation des CK, hatte Lysenko in einer Sitzung des Lektorats kritisiert. Stalin hielt jedoch an seiner Unterstützung für Lysenko fest, und Jurij Ždanov musste sich öffentlich für seine Rede entschuldigen.

Im Sommer 1948 begann Ždanov an Einfluss zu verlieren, vor allem nach seinem Scheitern im sowjetisch-jugoslawischen Konflikt. Gleichzeitig verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Im Juli reiste Ždanov zu einer Kur ab und Malenkov wurde zum Sekretär des CK gewählt.

Ždanov starb am 31. August 1948, ein Vorzeichen für die Schwächung der Position der „Leningrader“. Sie konnten jedoch nicht ahnen, dass sich der Einflussverlust ihres Clans zu einer totalen Katastrophe entwickeln würde.

Malenkov sammelte immer mehr belastendes Material gegen die „Leningrader“ und überzeugte Stalin davon, dass die von Ždanov geförderten Kader eine „Fraktion“ bildeten. Der „sowjetische Führer“ war aufgrund früherer Erfahrungen davon überzeugt, dass jede Gruppenbildung in der oberen Führung der VKP(b) eine Gefahr für seine Macht darstellte, und war daher empfänglich für die „Enthüllungen“ Malenkovs und des MGB-Chefs V.S. Abakumov, der sich ebenfalls von der Kontrolle Kuznecovs befreien wollte.

Vor diesem Hintergrund beschloss Stalin, Kuznecov zu versetzen, um die Spannungen abzubauen und das Machtgleichgewicht in seiner Umgebung wiederherzustellen. Am 28. Januar 1949 beschloss das Politbüro, drei CK-Büros einzurichten, um die Beziehungen zu einzelnen Regionen zu verbessern: Transkaukasien, Mittelasien und Ferner Osten. Kuznecov wurde Leiter des letzteren. Er bereitete seinen Umzug nach Vladivostok vor. Auf diese Weise schwächte Stalin den Clan der „Leningrader“, indem er ihnen den wichtigen Posten des CK-Sekretärs entzog.

Für Malenkov und andere Mitglieder der sowjetischen Führung war dies jedoch nicht genug. Sie befürchteten, dass Stalin die „Leningrader“ im Laufe der Zeit auf Kosten der Posten ihrer Gegner wieder einsetzen würde. Dann könnten sie sich an Malenkov rächen.

Als Vorwand für einen ernsthafteren Angriff auf die „Leningrader“ wurde die Veranstaltung eines Großmesse für überschüssige Waren in Leningrad vom 10. bis 20. Januar 1949 gewählt. Die Entscheidung, überregionale Messen zu organisieren wurde am 14. Oktober und 11. November 1948 vom Büro des Ministerrates der UdSSR unter der Leitung von Malenkov selbst getroffen. Sobald jedoch eine Messe in Leningrad stattfand, kritisierte Malenkov sie auf einer Sitzung des Politbüros: Die Leningrader Führung habe sie „eigenmächtig“ von einer russländischen in eine Unionsmesse umgewandelt. Die Messe war übrigens nur ein Vorwand, um über schwerwiegendere Verfehlungen der „Leningrader“ zu sprechen. Sie wurden beschuldigt, „geheime“, illegale Verbindungen untereinander unterhalten zu haben, um über Kuznecov, Rodionov und möglicherweise auch Voznesenskij Entscheidungen zu erzwingen, die für die („raffgierigen“) Mitglieder der Gruppe vorteilhaft waren. Gestützt auf den Leningrader Clan konnten dessen Anführer (die „Chefs“) ihre Politik der Allparteienpolitik gegenüberstellen, die RSFSR zu ihrer Stütze machen, die sie dem Unionszentrum entgegensetzen konnten. Zwischen den derzeitigen „Leningradern“ und der Gruppe um Zinov’ev, die Stalin in den 1920-30er Jahren bekämpft hatte und die in der UdSSR als terroristisch und konterrevolutionär galt, wurden direkte Parallelen gezogen. Stalin nahm die Anschuldigungen Malenkovs ernst, und die Resolution des Politbüros vom 15. Februar 1949 war in äußerst scharfem Ton formuliert. Schon der Titel sprach von „parteifeindlichen Handlungen“ der Gruppe um die Leningrader Führung (diese Handlungen wurden auch als „staatsfeindlich“ bezeichnet). Besonders gefährlich war der Vergleich von Kuznecov und seinen Kollegen mit Zinov’ev. Wie schon in den 1930er Jahren war Stalin bereit, mit allen Mitteln zu verhindern, dass sich innerhalb des Politbüros und des CK autonome Clans bildeten, erst recht solche mit eigenen Führern („Chefs“).

In dieser Phase konnte Malenkov jedoch keine dem „Verbrechen“ entsprechende „Strafe“ durchsetzen: Die Beschuldigten wurden ihrer Ämter enthoben, aber es gab keine Verhaftungen oder gar Parteiausschlüsse. Kuznecov wurde lediglich verwarnt.

Malenkov hatte auch auf Parteiebene belastendes Material gegen die Leningrader Parteiorganisation gesammelt: Nach der Parteikonferenz von Leningrad und dem Leningrader Gebiet im Dezember 1948 erreichte das CK der Vorwurf des Wahlbetrugs (es ging um die damals durchaus übliche Unterschlagung von 2 bis 15 „Nein“-Stimmen unter Tausenden von Delegierten, die „Ja“ gestimmt hatten). Dieser Verstoß wurde als Verbrechen der gesamten Leningrader Parteiführung gegen die „innerparteiliche Demokratie“ dargestellt.

Um seinen Erfolg zu untermauern, fuhr Malenkov in aller Eile mit einem Sonderzug nach Leningrad (wo er in einem Sonderwaggon übernachtete, anstatt in ein Hotel zu gehen). Am 21. Februar versammelte Malenkov das Büro des Stadtkomitees und des Gebietskomitees, wobei die „Gäste“ aus Moskau mehrere Stunden lang mit der Leningrader Parteiführung den Inhalt ihrer Bußreden abstimmten. Am folgenden Tag fand das gemeinsame Plenum des Leningrader Stadt- und Gebietskomitees statt. Malenkov selbst hielt die Eröffnungsrede und kritisierte die Leningrader Führung in vielfältiger Weise. Er verschärfte und bekräftigte die Bestimmungen der Resolution des CK gegen den „Gruppismus“, die Absonderung der Leningrader Parteiorganisation von der Partei und dem Land. Es ertönte mehrmals der ominöse Name Zinov’ev. Der erste Sekretär des Leningrader Stadt- und Gebietskomitees, P. Popkov, wurde beschuldigt, die Hauptstadt der UdSSR nach Leningrad verlegen zu wollen und eine Russländische Kommunistische Partei gründen zu wollen.

In ihren Bußreden gestanden Popkov und der zweite Sekretär des Stadtkomitees, Ja. Kapustin, Fehler ein, versuchten aber gleichzeitig, die Hauptschuld auf den jeweils anderen, auf Kuznecov und andere Kollegen abzuwälzen, was Malenkov die Sammlung von belastendem Material gegen die „Leningrader“ erleichterte. Gleichzeitig versuchte Popkov zu erklären, dass den Leningradern Handlungen vorgeworfen wurden, die auch in den Parteiführungen anderer Regionen üblich waren: „Sie sprachen dort offen von ‚Chefs‘ und niemand fand das anstößig“. Popkov bestritt auch kategorisch, dass die Leningrader irgendeiner Gruppendisziplin außerhalb der Parteidisziplin folgten.

Die Konferenz stimmte für den Rücktritt der „schuldig gewordenen“ Parteiführer, aber die Figur des neuen Oberhauptes von Leningrad, V. Andrianov, löste ein dumpfes Raunen aus, da er in Leningrad ein „Fremder“ war. Mit Hilfe von Malenkov und den Organen des MGB begann Andrianov, den „Gruppismus“ auszurotten. Etwa 2000 Parteifunktionäre wurden ihrer Ämter enthoben. Als Vorwand dienten verschiedene Anschuldigungen, die von wirtschaftlichem Missbrauch bis zu unbedachten Äußerungen reichten. Popkov, Kapustin und andere Mitglieder der Leningrader Führung wurden aus der VKP(b) ausgeschlossen.

Im Laufe der Enthüllungskampagne begannen sich die „Leningrader“ voneinander zu distanzieren und Details aus unvorsichtigen Diskussionen in Erinnerung zu rufen. Dies ermöglichte es den Parteiorganen und später den Ermittlern des MGB, den Vorwurf des „zügellosen Großmachtchauvinismus“, der Fraktionsbildung und des Versuchs, mit Unterstützung von Leningrad die Macht und die Partei an sich zu reißen, zu erheben. Selbst das „Selbstlob“ der Leningrader für die Verteidigung der Stadt während des Krieges galt bereits als verwerflich.

Die Spitze der Repression richtete sich gegen die Führer. Das Schicksal der einfachen Kommunisten wurde von Fall zu Fall entschieden – manchmal wurden sie gruppenweise aus der Partei ausgeschlossen und ihrer Arbeit enthoben, in anderen Fällen wurde ihnen sogar ein Vergehen wie die Weigerung, für den Ausschluss Popovs aus der Partei zu stimmen, verziehen.

Als erster der „Leningrader“ wurde im Juli der zweite Sekretär des Stadtkomitees Ja. Kapustin verhaftet, der in Großbritannien studiert hatte und deshalb zum britischen Spion erklärt wurde (diese Version war so unglaubwürdig, dass sie nicht in die Anklageschrift aufgenommen wurde).

Am 13. August wurden A. Kuznecov, I. Rodionov, P. Popkov, der Leiter des Exekutivkomitees der Stadt Leningrad P. Lazutin und der ehemalige Leiter des Gebietsexekutivkomitees und damalige erste Sekretär des Gebietskomitees Krym N. Solov’ev verhaftet, als sie Malenkovs Büro verließen.

Die wichtigste Aufgabe, die sich die Architekten der „Leningrader Affäre“ stellten, war die Ausschaltung Voznesenskijs, der kurz zuvor noch als möglicher Nachfolger Stalins gehandelt worden war. Im Januar 1949 begann eine Untersuchung der Aktivitäten von Gosplan unter Voznesenskij. Er wurde beschuldigt, zahlen gefälscht, die Regierung hintergangen zu haben, um Mängel zu „vertuschen“, bestimmte Industriezweige auf Kosten anderer zu begünstigen und die Pläne künstlich zu niedrig angesetzt zu haben.

Am 7. März wurde Voznesenskij seines Amtes als stellvertretender Regierungschef enthoben, verlor seine anderen Ämter und seinen Platz im Politbüro. Eine Verbindung zu den „Leningradern“ konnte ihm nicht sofort nachgewiesen werden, aber er hatte zu viele Konkurrenten und die Untersuchung seiner Aktivitäten dauerte an.

Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Kalten Krieges war Stalin über tatsächliche oder eingebildete Informationslecks besonders erbost. Voznesenskij wurde Opfer dieses Spionagewahns. Er wurde beschuldigt, durch Nachlässigkeit den Verlust von etwa 200 Dokumenten verursacht zu haben, darunter strategisch wichtige: Notizen und Materialien über die Entwicklung der Schwer- und Erdölindustrie im Jahr 1947, über den Plan zur Produktion von Nichteisenmetallen, über die Herstellung von Radaranlagen usw.

Am 9. September schlug das Parteikontrollkomitee vor, Voznesenskij aus der Partei auszuschließen und ihn wegen des Verlusts der Gosplan-Dokumente vor Gericht zu stellen. Am 27. September wurde er verhaftet, wie auch mehrere seiner Mitarbeiter. Im ganzen Land kam es zu Verhaftungen von „Leningrader“ Beamten und ihren Angehörigen. Einzelne Personen aus der Leningrader Parteiorganisation konnten indessen in verantwortlichen Positionen weiterarbeiten: A. Kosygin blieb stellvertretender Regierungschef.

Bezeichnenderweise richtete sich der Schlag im Herbst 1949 auch gegen die Moskauer Parteiorganisation, doch blieb es hier bei Kadersäuberungen ohne Verhaftungen. Die „Leningrader Affäre“ zielte nicht nur auf die Schwächung der in der Nomenklaturahierarchie entstandenen Clans, sondern auch auf die endgültige Zerschlagung eines von ihnen, der in den Augen Stalins und seiner Umgebung zu stark geworden war.

Die Verhafteten wurden stundenlang unter Anwendung von Gewalt verhört.

Im Prozess, der am 29. September 1950 begann, bekannten sich alle Angeklagten schuldig – der Wortlaut ihrer Aussagen war mit der Staatsanwaltschaft und den Ermittlern abgestimmt. Nur Voznesenskij wagte es, von der Version der Ermittlungen abzuweichen. Er distanzierte sich deutlich von seinen Komplizen, nannte sie „Bonapartes“ und „jemanden wie Tito“. Andere Anklagepunkte gab er zu, bat aber darum, ihn am Leben zu lassen, damit er seine wissenschaftliche Arbeit fortsetzen könne.

Die Angeklagten hofften darauf, am Leben gelassen zu werden, da die Todesstrafe 1947 formell abgeschafft worden war. Voznesenskij drohten für den Verlust von Geheimdokumenten maximal 15 Jahre Straflager. Doch speziell um die „Leningrader“ auszuschalten, wurde am 12. Januar 1950 die Todesstrafe für Landesverrat, Spionage und Sabotage wieder eingeführt. Obwohl gegen die Leningrader keine derartigen Anklagen erhoben wurden, wurden N. Voznesenskij, A. Kuznecov, M. Rodionov und P. Lazutin in der Nacht zum 1. Oktober 1950 zum Tode verurteilt und eine Stunde später erschossen. Drei weitere Angeklagte erhielten Haftstrafen zwischen zehn und 15 Jahren. Und das war erst der Anfang – im Oktober wurden nach Abschluss der Prozesse in verschiedenen Städten weitere 17 Parteiführer aus Leningrad getötet. Zwischen 1950 und 1950 wurden über 200 Personen aus dem „Leningrader“ Clan zu unterschiedlichen Haftstrafen verurteilt.

Anders als in den 1930er Jahren wurde die „Leningrader Affäre“ nicht von einer öffentlichen Kampagne begleitet. Dennoch hinterließ sie tiefe Spuren im Gedächtnis der Parteikader, deren Schicksal damals an einem seidenen Faden hing. Darunter waren auch spätere Staatschefs wie Kosygin und Andropov. Es überrascht nicht, dass der Fall nach Stalins Tod schnell wieder aufgerollt wurde. Dazu trug auch der Machtkampf in der Führung der KPSS bei, als Berija der Ermordung „aufrechter Kommunisten“ beschuldigt wurde.

1954 wurde die „Leningrader Affäre“ zu einer Provokation Berijas und Abamukovs erklärt. Der ehemalige Minister für Staatssicherheit V. Abamukov, der noch 1951 als Teilnehmer an einer „zionistischen Verschwörung“ und wegen Sabotage der „Leningrader Affäre“ verhaftet worden war, wurde nun für die Organisation dieser Affäre erschossen.

Am 30. April 1954 wurde das Urteil von 1950 gegen Kuznecov, Voznesenskij und andere aufgehoben. Es begann eine umfassende Rehabilitierung der „Leningrader“, die den Beginn der Rehabilitierungen der 1950er Jahre markierte. Die „Leningrader Affäre“ wurde Malenkov zum Verhängnis, was Chruščevs Sieg im Machtkampf 1957 begünstigte.

Während der Perestroika rückte die „Leningrader Affäre“ erneut in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Idee, eine eigene kommunistische Partei in der RSFSR zu gründen, erhielt in dieser Zeit neuen Auftrieb und wurde unter den neuen Bedingungen Teil des Zerfallsprozesses der UdSSR.

(Übersetzung aus dem Russischen: Florian Coppenrath)


Nach oben