Einführung:Foto: Räumung des von Kernkraftgegnern besetzten Bauplatzes für ein Kraftwerk in Wyhl am Kaiserstuhl

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Bilder wie dieses erregten im Februar 1975 die Öffentlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland. Bei einem scheinbar gottverlassenen Ort namens Wyhl in der südbadischen Provinz kämpfte die Staatsmacht gegen eine bunt gemischte Schar von Atomkraftgegnern. Erstaunlich war aus Sicht vieler Beobachter, dass hier nicht etwa nur Studenten und linke Gruppen den Stachel wider die öffentlichen Autoritäten löckten. Vielmehr war der Protest gegen das Kernkraftwerk Wyhl in erster Linie getragen von Bauern, Winzern und ländlichen Honoratioren wie Apothekern, Kaufleuten, Bäckern, Handwerkern sowie deren Frauen (im linken Drittel des Photos ist eine ältere, weißhaarige Dame zu erkennen).

Als die ARD am 26. Februar 1975 einen Bericht über die Platzräumung ausstrahlte, in dem auch gezeigt wurde, wie Wasserwerfer über das relativ kleine Häuflein der Platzbesetzer peitschten und Polizisten neben den jugendlichen Bartträgern auch Seniorinnen vom Platz schleppten, begann die mediale Karriere der Antikernkraftproteste in der Bundesrepublik. Bislang hatten Presse und Fernsehen über derartige Konflikte nur sporadisch berichtet, und dies in der Regel in kritischem Ton: Wer sich dem Bau neuer Kraftwerke entgegen stelle, der handele gegen die energiepolitische Vernunft und widersetze sich dem technischen Fortschritt.

Das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen offensichtlich harmlose Demonstranten setzte auf der einen Seite die Staatsmacht ins Unrecht. Zum anderen interessierten sich die Medien für die Gründe, die eine mehrheitlich bodenständige Bevölkerung dazu brachte, bis dahin noch kaum bekannte Formen des zivilen Widerstands zu organisieren. Neben der Besetzung des Bauplatzes kam es zu Demonstrationen, Boykottaktionen, Sternfahrten und ähnlichen Aktionen gewaltfreien Protests.

Die Motive der Demonstranten waren sehr vielschichtig und je nach beteiligter Gruppe auch recht unterschiedlich. Zusammengehalten wurde der Protest von der Sorge vor Gesundheits- und Umweltgefahren, die mit der Kerntechnik verbunden sind. Vor allem ein möglicher Reaktorunfall mit großflächiger radioaktiver Verseuchung galt als Schreckensszenario. Daneben fürchteten Landwirte eine Veränderung des lokalen Klimas durch die Dampfwolken der projektierten Kühltürme. Andere ländliche Gruppierungen sorgten sich um eine Veränderung der sozialen Struktur als Folge möglicher Industrieansiedlungen. Städtische Gruppen aus dem nahen Freiburg waren zusätzlich von der sich bietenden Chance fasziniert, hier Verbündete im Protest gegen den Staat, die Großindustrie und eine aus ihrer Sicht autoritäre Obrigkeit zu finden.

Die Auseinandersetzungen um Wyhl zogen sich fast über die gesamten 70er Jahre hin, mit einem deutlichen Höhepunkt zwischen 1974 und 1976. Ab 1972 verhinderten erste Bürgerproteste ein Kernkraftwerkprojekt des regionalen Energieversorgers Badenwerk in der nahen Kleinstadt Breisach, ein Jahr später wurde das Vorhaben auf die 2000-Seelen-Gemeinde Wyhl übertragen. Wie bei solchen Planungen üblich, arbeiteten der in Staatsbesitz befindliche Energiekonzern und die Baden-Württembergische Landesregierung als Genehmigungsbehörde Hand in Hand. Die Proteste der ländlichen Bevölkerung strahlten über die Grenze ins Elsass aus, wo zur gleichen Zeit eine Chemiefabrik und ein Kernkraftwerk geplant waren (das Kraftwerk von Fessenheim ist heute das älteste noch am Netz befindliche Kernkraftwerk in Frankreich).

Als in Wyhl die Bagger anrückten, beschloss eine Koalition aus ländlichen und studentisch geprägten Bürgerinitiativen den passiven Widerstand. Am 18. Februar 1975 kam es zur Platzbesetzung. Zwar wurde der Platz von der Polizei am 20. geräumt, doch schon wenige Tage später (am 23.2.) eroberten die Kaiserstühler erneut das Gelände. Eine zweite Räumung wurde nicht in Erwägung gezogen, auch weil eine einstweilige Anordnung des Freiburger Verwaltungsgerichts ohnehin einen vorläufigen Baustopp erzwang.

Die Besetzung dauerte bis Ende 1975, als sich die Kontrahenten auf Verhandlungen einigten. Diese führten im Januar 1976 zu einem Vertragswerk, in dem den Besetzern Straffreiheit und den Kraftwerksgegnern die Prüfung sicherheitsrelevanter Fragen zugesichert wurde. Entscheidender für die weitere Entwicklung waren allerdings Gerichtsurteile: 1977 untersagte das Verwaltungsgericht Freiburg den Bau der Anlage aufgrund von Sicherheitsmängeln. Zwar wurde dieses Urteil 1982 vom Glossar:Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim aufgehoben. Doch zu diesem Zeitpunkt war einerseits die öffentliche Meinung Kernkraftwerken gegenüber deutlich kritischer eingestellt und andererseits waren die Bedarfsprognosen für Elektrizität erheblich nach unten korrigiert worden. Die politischen und finanziellen Kosten überstiegen nun aus Sicht der Landesregierung den möglichen Nutzen der Anlage.

Die Bauplatzbesetzung in Wyhl gilt bis heute als Gründungsakt der westdeutschen Antiatomkraftbewegung. Hieran lassen sich zwei Phänomene aufzeigen, die die politische Kultur der Bundesrepublik seit den 70er Jahren bestimmten: das Aufkommen der "Neuen sozialen Bewegungen" und der Aufstieg des Umweltschutzes.

Unter den "Neuen sozialen Bewegungen" versteht man politische Strömungen, die sich ab Ende der 60er Jahre formierten. Hier engagierten sich Bürgerinnen und Bürger jenseits fester Parteizugehörigkeit und brachten neue Themen in den politischen Dialog ein. Die größte Entfaltung erreichten die Bewegungen vermutlich zu Beginn der 80er Jahre. Zahlenmäßig und politisch am bedeutsamsten waren die [[| Umwelt- und Antiatomkraftbewegung ]], die [[| Friedensbewegung ]], sowie ferner die [[| Frauenbewegung ]] und Dritte-Welt-Bewegung.

Wyhl markierte den Auftakt einer Serie von Antiatomkraftprotesten mit erheblicher Breitenwirkung. Fanden sich 1975 auf der größten Wyhler Versammlung 25.000 Demonstranten ein, so protestierten 1977 gegen das Kernkraftwerk Kalkar 60.000 Menschen. Gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage in Gorleben gingen 1979 in Hannover 100.000 Menschen auf die Straße. Den Höhepunkt der westdeutschen Antiatomkraftbewegung markierte das Jahr 1986, als nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl bei etwa 140 Einzelprotesten schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen gegen die Kernkraft demonstrierten. Im gleichen Zeitraum, so zeigen Meinungsumfragen, schwand die anfänglich vorhandene Akzeptanz dieser Energieform in der gesamten westdeutschen Bevölkerung deutlich.

Die Medienberichterstattung bot den Protestierenden seit Wyhl Plattformen für die Darstellung ihrer Anliegen. In den linken und liberalen Medien schwang häufig dabei häufig Sympathie mit, zumindest solange die Auseinandersetzungen gewaltlos blieben. Zwischenzeitlich drohten die Konflikte jedoch zu eskalieren. An den Bauplätzen der Kraftwerke zu Brokdorf, Grohnde und Kalkar kam es vor allem 1977 zu regelrechten Schlachtenszenen zwischen Demonstranten und Polizei. Linksradikale Gruppen hofften in dieser Phase, den Kernkraftprotest zur Revolutionierung der westdeutschen Gesellschaft nutzen zu können. Doch sie scheiterten an mangelnder Unterstützung und an ihrer "militärischen" Unterlegenheit gegenüber der Polizei.

Der gewaltfreie Protest blieb fortan das zentrale Motiv der Antiatomkraftbewegung wie auch der Friedensbewegung. Diese Strategie entsprach den Anforderungen der Medienöffentlichkeit, weil sie massenhaft Bilder wie das hier präsentierte produzierte: wehrlose Bürger angesichts einer hochgerüsteten Staatsmacht. Das Prinzip "David gegen Goliath" war eines der wichtigsten Elemente in der Selbstinszenierung der Bewegung. Schon in Wyhl war den Initiativgruppen bewusst, dass die Medienöffentlichkeit als Adressat ihrer Proteste mindestens ebenso wichtig war wie die politischen Entscheidungsträger. Insofern war die Gegenwart des Kameramannes (auf dem Photo vor dem Eingang der Holzhütte) konstitutiv für die Proteste.

Auf dem besetzten Bauplatz im Wyhler Rheinauenwald entwickelten sich Formen einer spezifischen Protestkultur, die in der Umweltbewegung immer wieder kopiert werden sollten. So bauten die Besetzer ein zentrales Rundhaus und mehrere Hütten, in denen sie vorübergehend lebten (eine Vorform ist im Hintergrund auf dem Photo zu erkennen). Im Rundhaus wurden basisdemokratische Besetzerversammlungen und Pressekonferenzen abgehalten, aber hier fanden auch Kulturveranstaltungen, Protestsongkonzerte und selbst organisierte Lehrgänge zu politischen und kerntechnischen Themen sowie zu Fragen des Umweltschutzes statt. Diese "Bildungseinrichtung" war für das Selbstverständnis der Protestbewegung enorm wichtig. Sie dokumentierte das erfolgreiche Bemühen der Bürger, sich unabhängig von wissenschaftlichen Experten oder staatlichen Autoritäten ein eigenes Bild von den Risiken der modernen Großtechnologie zu machen. Damit unterstrichen sie ihren Anspruch auf Teilhabe an allen sie betreffenden Entscheidungen.

Dieser basisdemokratische Anspruch stellte die Legitimität der von Repräsentativorganen und gewählten Regierungen getroffenen Entscheidungen nachhaltig in Frage. Das politische Engagement der Neuen sozialen Bewegungen fußte auf der Kritik an politischen Prozessen, die ihrer Ansicht nach von taktischen Parteiinteressen und technokratischen Glasperlenspielen der Planer und Experten beherrscht waren. Ihr Erfolg beruhte nicht zuletzt auf wachsendem Misstrauen gegenüber den politischen Eliten und dem Interesse vieler Medien an Konfliktgeschichten.

Die Bürgerinitiativen reklamierten für sich, die Interessen der Betroffenen wie auch zugleich das Gemeinwohl zu repräsentieren. Den darin liegenden Widerspruch vermochten sie freilich nie ganz aufzulösen. Sozial repräsentierten sie jedoch keinesfalls "die Bevölkerung". Vielmehr dominierten in den allermeisten Fällen Vertreter der gebildeten Mittelschichten, tendenziell jüngeren Alters, und im ländlichen Milieu (wie in Wyhl) die lokalen Honoratiorengruppen.

Die Neuen sozialen Bewegungen zeichnen sich dennoch dadurch aus, dass sie keine feste soziale oder ideologische Identität aufweisen; prinzipielle Offenheit für alle interessierten Mitstreiter gehört zu ihrem Kennzeichen. Vielmehr handelt es sich um Zusammenschlüsse von Bürgerinnen und Bürgern, die in einer bestimmten Sachfrage ein gemeinsames Ziel verfolgen. Häufig wird in diesem Zusammenhang auch von "Ein-Punkt-Bewegungen" gesprochen. Diese Kennzeichnung gilt im Bereich der Umweltbewegung vor allem für Gruppen, die bestimmte Projekte verhindern wollen. Größere Verbindlichkeit in weltanschaulicher Hinsicht wiesen dagegen diejenigen Vereinigungen auf, die weiter gehende Reformziele verfolgten, wie etwa in der Frauenbewegung.

Die politische Kultur der Bundesrepublik wurde durch die Neuen sozialen Bewegungen stark beeinflusst. Deren Anliegen waren ja nie nur die angesprochenen Sachprobleme gewesen, sondern es ging immer auch um die Art und Weise, wie Politik gemacht werden sollte. Die Strategie der Bürgerinitiativen war auf mediale Aufmerksamkeit und häufig auf das Motiv des "Widerstands" gerichtet. Dies trug ganz wesentlich dazu bei, dass der zuvor (vor allem im kommunalpolitischen Rahmen) vorherrschende politische Konsensstil stark an Bedeutung verlor. Nicht nur, aber auch als Reaktion auf die Neuen sozialen Bewegungen wurden die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung in Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich ausgeweitet. Vor allem stellten die Bürgerbewegungen einen neuen politischen Faktor jenseits des bestehenden Parteienspektrums dar, mit dem seither immer zu rechnen ist, auch wenn die Heftigkeit der Auseinandersetzungen seit den 80er Jahren abgenommen hat. An der Wende zu den 80er Jahren ging aus einem Teil der Umwelt-, Friedens- und Antiatomkraftbewegung die [[| Gruene Partei ]] hervor – ohne freilich mit diesen Bewegungen identisch zu sein.

Die Antiatomkraftbewegung war nur der sichtbarste Teil der breit ausdifferenzierten Umweltbewegung. Seit den frühen 70er Jahren beschäftigte sich eine Vielzahl von Gruppierungen mit den gefährdeten Lebensgrundlagen des Menschen. Sie rückten Umweltprobleme vom Artenschutz über das Abfallproblem bis hin zur Verkehrspolitik ins Augenmerk der lokalen wie auch nationalen Politik. Ähnlich wie bei der Antiatomkraftbewegung schwang dabei häufig fundamentale Kritik am politischen System, an der Bürokratie und der marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung mit.

Allerdings war der Umweltschutz ursprünglich kein "oppositionelles" Vorhaben, sondern lupenreine Regierungspolitik gewesen, die zudem noch einen stark bürokratischen Beigeschmack hatte. Schon seit der Zeit um 1900 hatte sich in den modernen Industriestaaten eine bürgerliche Naturschutzbewegung etabliert. Ihr Anliegen war zunächst von Kultur- und Modernitätskritik bestimmt und zielte auf die Bewahrung ursprünglicher, vorindustrieller Landschaften als Gegengift zu den Entwurzelungstendenzen in der technisierten und urbanen Moderne. Davon unabhängig beschäftigten sich Techniker und Gesundheitsexperten mit den Problemen der Verschmutzung durch Industrieanlagen und wachsende Städte. Seit den 50er Jahren kamen internationale Bemühungen hinzu, den weltweiten Ressourcenverbrauch zu regulieren.

Aber erst um 1970 entstand ein Konzept, das diese unter dem Dach des "Umweltschutzes" (der Begriff wurde damals erst erfunden) zu einem einheitlichen politischen Handlungsfeld zusammenschloss. In der Bundesrepublik ging die Initiative, ähnlich wie in anderen Ländern, von der Regierung aus. Als im Herbst 1969 die neue sozialliberale Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt ihre Vision einer umfassenden Reformpolitik skizzierte, gehörte dazu auch der "Umweltschutz". Vor allem die Glossar:Freie Demokratische Partei (FDP) wollte in Gestalt des Innenministers Hans-Dietrich Genscher mit einem Projekt punkten, das ein klassisches Konsensthema zu sein schien. Unter dem "Umweltschutz" sollten möglichst alle Maßnahmen zusammengefasst werden, die Fragen der Gesundheit, der Lebensqualität und der Erhaltung der biologischen Lebensgrundlagen des Menschen betrafen.

Schon im folgenden Jahr legte die Regierung ein ehrgeiziges "Umweltprogramm" vor, das einen Schwerpunkt im Emissionsschutz aufwies. Die Mitarbeiter der Regierung gingen von einer optimistischen Lagebeurteilung aus und hofften, die Umweltprobleme durch eine bürokratische Steuerung zu lösen. Zum Konzept gehörte es übrigens auch, Bürgerengagement für den Umweltschutz zu fördern.

Zugleich fand das Thema in den Medien zunehmend Beachtung. In der öffentlichen Debatte gewannen aber sehr schnell pessimistische Töne die Oberhand. Insbesondere die an der Wende zu den 70er Jahren mit großer Aufmerksamkeit bedachten Futurologen (Zukunftsforscher) malten immer düsterere Szenarien über die künftige Entwicklung der westlichen Gesellschaften an die Wand. Hatten sie noch wenige Jahre zuvor einen ungebrochenen Fortschrittsoptimismus verbreitet, erschienen nun Umweltverschmutzung, Ressourcenverbrauch und Bevölkerungswachstum als unbeherrschbare Risiken. Die wohl einflussreichste Studie war in diesem Zusammenhang der Bericht an den Club of Rome, der 1972 für weltweite Aufmerksamkeit sorgte. Die darin enthaltenen Prognosen inspirierten eine wahre Flut von Untergangsszenarien. Eilig gaben regierungsamtliche Stellen Entwarnung. Doch die Geister, die man gerufen hatte, wurde man nicht mehr los.

Aus dem vermeintlichen Konsensthema Umweltschutz war innerhalb weniger Monate ein Diskurs geworden, mit dessen Hilfe fundamentales Unbehagen an der ökonomischen, sozialen und politischen Entwicklung der westlichen Zivilisationen artikuliert werden konnte. Hierfür waren nicht zuletzt jüngere Menschen empfänglich, die seit der 68er-Studentenbewegung eine generationell bedingte Unzufriedenheit mit den Verhältnissen verspürten. Mit den Warnungen vor der Umweltzerstörung verbanden sich zunehmend wieder zivilisationskritische Vorstellungen, die eine Rückkehr zur Natur, Konsumverzicht und Nullwachstum auch als Chance dafür begriffen, neue Formen des menschlichen Zusammenlebens zu erproben. Das Gebot sanften Umgangs mit der Natur fand seine Analogie in der Utopie von einer herrschaftsfreien Gesellschaft. An diese Gedanken ließen sich mühelos Zielsetzungen aus den Neuen sozialen Bewegungen anschließen. Damit kehrte der Umweltschutz auf den Boden der klassischen Zivilisationskritik zurück, doch nunmehr meist in einem progressiv-jugendlichen Gewand.

Die Protestbewegung von Wyhl konzentrierte viele dieser Entwicklungen wie in einem Brennglas. Der Widerstand gegen Großtechnik, Staat und drohende Umweltzerstörung ermöglichte eine breite Allianz verschiedener Altersstufen und sozialer Gruppen im politischen Engagement. In der vermeintlich unberührten Natur des Kaiserstuhls lebten die Beteiligten einige Wochen lang die Utopie eines scheinbar herrschaftsfreien Raumes. Mit der Hilfe selbst organisierten Wissens und Dank der wohlwollenden Aufmerksamkeit der Medien gelang es zudem, Großkonzerne und Regierung in die Knie zu zwingen. Darum ist Wyhl bis heute ein Mythos.


Jens Ivo Engels


Картины как эти привлекали внимание общественности Федеративной Республики Германии в феврале 1975г. В богом по-видимому покинутом месте, Виле южно-баденской провинции, государственная власть боролась против пестро смешанной толпы противников атомной энергии. С точки зрения большинства наблюдателей удивительно было, то что здесь протестовали не только студенты и левые группы против общественных авторитетов. Протест против АЭС Виль был скорее проведен в первую очередь крестьянами, виноделами и сельской знатью как аптекарями, коммерсантами, пекарями, ремесленниками а также их женами (в левой трети фотографии видно старую, седую даму).

Когда Объединение публично-правового телевидения излучало 26 февраля 1975г. сообщение об освобождении места, в котором также показывали,  как водометы хлестали на относительно маленькую кучку окупирующих площадь и полицейские тащили с места проишествия наряду с молодой интелигенцией также пенсионеров, начиналась медиальная карьера антипротестов атомной энергии в Федеративной республике. До сих пор пресса и телевидение сообщили о подобных конфликтах только в отдельных случаях, и как правило в критическом тоне: кто противостоит строительству новых АЭС, тот действует против энергетически-политического разума и сопротивляеться техническоиу прогрессу.

Жесткий образ действия защитных сил против очевидно безвредных демонстрантов ставил государственную власть с одной стороны в тень несправедливости. С другой стороны, средства массовой информации интересовались причинами, которые располагали большинство местного населения для организации до тех пор едва ли известных форм гражданского сопротивления. Наряду с оккупацией участка под застройку АЭС, доходило до демонстраций, акций бойкота, звёздных поездок и подобных акций беснасильных протестов.

Мотивы демонстрантов были очень многослойны и в зависимости от участвующих групп также действительно довольно разные. Протест базировался на беспокойстве об опасностях относительно здоровья и опасностях к окружающей среды, которые связаны с атомной техникой. Прежде всего, возможная авария на реакторе с обширным радиоактивным заражением считалась ужасным сценарием. Наряду с этим фермеры боялись изменения локального климата из-за облака пара проектируемых градирен. Другие сельские группировки беспокоились об изменении социальной структуры как последовательности возможной идустриализации. Городские группы из недалеко расположенного Фрейбурга были восхищены представляющимся шансом найдти союзников в протесте против государства, крупной промышленности и авторитарного с ее точки зрения начальства.

Дискуссии вокруг Вили тянулись почти все 70ые годы, с отчетливым апогеем между 1974 и 1976гг. С 1972г. первые гражданские протесты предотвратили проект АЭС регионального энерго-снабженца Бадена в маленьком городке Брейзах, спустя год проект был перенесен на 2000ую населенную общину Виль. Как обычно при таком планировании, находящийся в государственном владении энерго-концерн и Баден-Вюртембергское правительство работали рука в руку как санксионный орган власти. Протесты сельского населения передавались также и за границей в Эльзасе, где в то время были запланированы химическая фабрика и АЭС (электростанция Фессенхейн сегодня считается старейшей еще функционнирующей АЭС в атомной сети Франции).

Когда экскаваторы приближались к Вилю, коалиция из сельских и студенческих гражданских инициатив решилась на пассивное сопротивление. 18 февраля 1975г. доходило до оккупирования площади города. Хотя 20 февраля площадь была освобождена полицией, все же, уже спутя несколько дней (23.2.) кайзерштулеры захватывали снова территорию. Второе освобождение не принималось во внимание, также как и временное расположение Фрейбургского административного суда вынуждало и без того предварительную остановку строительства.

Блокада продолжалось до конца 1975г., до тех пор пока контрагенты не договаривались на переговоры. Результатом этих переговоров в январе 1976г. было издание договоров, в которых протестирующим гарантировались безнаказанность и противникам АЭС проверку важных вопросов по безопасности. Более решающим для следующих развитий были, однако, приговоры: в 1977г. административный суд города Фрейбургу запретил строительство станции на основе недостатков в безопасности. Хотя этот приговор был в 1982г. отмененвысшим административным судом Маннхейма. Все же, с одной стороны, на этот момент общественное мнение о атомных электростанциях было намного критичнее, и, с другой стороны, потребительские прогнозы электроэнергии были исправлены на более низкие цифры. Теперь политические и финансовые издержки превышали с точки зрения правительства возможную пользу устройства.

Оккупация участка под застройку в Виле считается до сегодняшнего дня учредительным актом западногерманского антиатомного движения. Здесь можно отметить 2 феномена, которые определили политическую культуру Федеративной республики в 70ых годах: образование "Новых социальных движений " и подъем охраны окружающей среды.

Под "Новыми социальными движениями" понимаються политические течения, которые формировались начиная с конца 60-ых годов. Здесь принимали активное участие граждане и гражданки по ту сторону твердой принадлежности к партии и приносили с собой новые темы в политический диалог. Самого большого развития движение достигало в начале 80-ых годов. В числовом порядке и политическом значении особенно выдающимися были [[| движения за окружающую среду и антиатомную энергию ]], движения в защиту миру[[|, ]], [[| а также в дальнейшем женские движения и ]]движения в поддержку развивающихся стран.

Виль отмечал начало серий протестов антиатомной энергии со значительно широким воздействием. Если в Виле в 1975г. находилось 25.000 демонстрантов, то против атомной электростанции Калькар в 1977г. протестовало 60.000 людей. Против запланированного воссоздания станции в Горлебене на улицу в Ганновере в 1979г. шли 100.000 людей. Апогей западногерманского движения антиатомной энергии можно отметить 1986г., когда после аварии на реакторе в Чернобыле демонстрировали примерно 140 отдельных протестах около 1,2 млн. людей против атомной энергии. В тот же самый период, так указывают опросы общественного мнения, первоначальная приемлемость этого вида энергии отчетливо исчезала во всем западногерманском населении.

Репортаж средств массовой информации давал протестующим со времен в Виле платформу для изображения ее просьб. В левых и либеральных средствах массовой информации часто присутствовала симпатия, по крайней мере до тех пор, пока дискуссии оставались ненасильственными. Со временем угрожала опасность эскалации конфликтов. На строительных участках под застройку атомной электростанции в Брокдорфе, Гронде и Калькаре в 1977г. доходило до настоящих сцен битв между демонстрантом и полицией. Лево-радикальные группы надеялись в этой фазе, что протест против атомной энергии можно будет использовать для революции западногерманского общества. Но они терпели неудачу от недостаточной их поддержки и от их "военной" слабости по сравнению с полицией.

Ненасильственный протест оставался отныне центральным мотивом движения антиатомной энергии, а также движения в защиту мира. Эта стратегия соответствовала требованиям общественности медиальной информации, так как она массово производила как здесь предложенные картины: беззащитные граждане наряду с высоко-снаряженной государственной властью. Принцип "Давид против Голиафа" был одним из самых важных элементов в самоинсценировке движения. Уже в Виле инициативные группы осознавали, что общественность медиальной информации была как адрессатом ее протестов по меньшей мере так же важна как и политические носители решения. В этом отношении присутсвие оператора (на фотографии перед входом в деревянную хижину) было конститутивным для протестов.

На оккупированном участке под застройку в Вильском Рейнауском лесу развивались формы специфической культуры протеста, которые снова и снова должны были скопированы в движении за окружающую среду. Протестующие строили центральный круглый дом и несколько хижин, в которых они временно жили (предшествующую форму можно узнавать на заднем плане на фотографии). В круглом доме проходили основно- демократические заседания протестующих и  пресс-конференции, но здесь проводились также и культурные мероприятия, концерты песни протеста и организованные учебные курсы по политическим и атомным техническим темам а также по вопросам охраны окружающей среды. Это "учебное учреждение" было невероятно важно для самосознания движения протеста. Оно документировало успешное усилие граждан в независимости от научных экспертов или государственных авторитетов делать собственную картину рисков в современной большой технологии. С этим они подчеркивали их требование на участие во всех касающихся их решениях.

Это базовое демократическое требование ставило на долгое время под сомнение законность решений заключенных представительными органами и избранными правительствами. Политическая инициатива новых социальных движений базировалось на критике политических процессов, которые были подчинены по их мнению тактическим партийным интересам и технократным играм плановиков и экспертов. Их успех основывался не в последнюю очередь на растущем недоверии по отношению к политическим элитам и на интересе многих средств массовой информации к истории конфликтов.

Гражданские инициативы претендовали на репрезентацию интересов пострадавших также как и всеобщего блага. В этом находящееся противоречие они конечно же не намеривались решать окончательно. Тем не менее, социально они ни в коем случае не представляли "население". В большинстве случаях скорее доминировали представители образованных средних слоев, по тенденции более молодого возраста, и в сельской среде (как в Виле) локальные группы знати.

Новые социальные движения отличались тем, что они не имели никакого твердого социального или идеологического тождества; принципиальная открытость для всех заинтересованных соратников принадлежала к их признакам. Речь идет скорее о соединениях граждан и гражданок, которые имеют общую цель в определенном вопросе. Часто говорится в связи с этим также о "движение одного пункта". Эта характеристика приписывается в области движений окружающей среды, прежде всего, тем группам, которые хотят предотвратить определенные проекты. Более обширное обязательство с мировозренческой точки зрения имели напротив те объединения, которые имели дальше идущие реформаторские цели, как например, в женском движении.

Новые социальные движения сильно влияли на политическую культуру Федеративной республики. Их просьбы касались не только упомянутых существенных вопросов, но также вида и образа, как должна была бы делаться политика. Стратегия гражданских инициатив была направлена на медиальное внимание и часто на мотив "сопротивления". Это очень существенно повлияло на то, что ранее (прежде всего в общественно-политических рамках) преобладающий политический стиль консенса потерял его значение. Не только, но также как и реакция на новые социальные движения были отчетливо разширены возможности гражданского участия в процессах планирования и разрешения. Прежде всего гражданские движения представляли собой новый политический фактор по ту сторону существующего партийного спектра, с которым с тех пор всегда нужно было считаться, даже если сила дискуссий с 80-ых годов убавилась. На рубеже 80-ых годов из части движений по окружающей среде, миру и антиэнергетике [[| образовалась Партия Зеленых ]], при этом не имея идентичности с этими движениями.

Движение против атомной энергии было самой видимой частью широко дифференцированного движения охраны окружающей среды. С ранних 70-ых годов множество группировок занималось находящимися под угрозой ценностями жизни человека. Они продвигали проблемы экологии от проблем касающихся охраны видов через проблемы по отбросам до политики по вопросам транспорта в локальную, а также и национальную политику. Как при движении против атомной энергии часто присоединялась фундаментальная критика политической системы, бюрократии и рыночно-экономического порядка.

Разумеется, охрана окружающей среды не была первоначально "оппозиционным" проектом, а истинной правительственной политикой, которая имела, кроме того, еще сильно бюрократический привкус. Уже со времен 1900г. гражданское движение охраны природы устроилось в современных ведущих индустриальных государствах. Сначала ее просьба была определена критикой культуры и нового времени и имела целью  сохранение первоначальных, пред-промышленных ландшафтов как противоядие к тенденциям искоренения  технологически оборудованного и урбанского нового времени. Независимо от этого, техники и эксперты здоровья занимались проблемами загрязнения промышленными сооружениями и растущими городами. С 50ых годов международные усилия присоединились, чтобы регулировать всемирное потребление ресурсов.

Но только в 1970г. возникла программа, которая под покровительством "охраны окружающей среды" (понятие тогда только изобреталось) объединяла к унифицированному политическому полю действия. В Федеративной республике инициатива, как в других странах исходила, от правительства. Когда осенью 1969г. новая социально-либеральная коалиция при федеральном канцлере Вилли Брандте проектировала ее видение обширной реформационной политики, к ней принадлежала также "охрана окружающей среды". Прежде всего, СвДП, в форме министра внутренних дел Ганса-Дитриха Геншера хотела, собирать пункты с проектом, который казался был классической темой согласия. Под "охраной окружающей среды" должны были резюмироваться по возможности все мероприятия, которые касались вопросов здоровья, качества жизни и сохранения биологических жизненных основ человека.

Уже в следующем году правительство представляло честолюбивую "программу окружающей среды", которая основным вопросом имела защитой эмиссий. Сотрудники правительства исходили из оптимистичной оценки обстановки и надеялись, что решат проблемы экологии бюрократическим управлением. К программе также принадлежало содействование гражданской инициативе по охране окружающей среды.

Одновременно эта тема занимала больше внимание в средствах массовой информации. Однако, в общественном споре очень быстро пессимистичские звуки выигрывали верховную руку. В частности, на рубеже 70ых годов с большим вниманием футурологи (исследователи будущего) рисовали все более тусклые сценарии о будущем развитии западных обществ. Если они еще немного лет назад распространяли оптимизм прогресса, то теперь загрязнение окружающей среды, потребление ресурсов и прирост населения проявлялись как неподдающийся управлению риск. Пожалуй самое влиятельное исследование в связи с этим был доклад в Римском Клубе, который в 1972г. находился в центре всемирного внимании. Там занесенные прогнозы вдохновляли истинный поток сценариев ската. Спешно официальные органы давали отбой тревоги. Все же, от вызванных духов нельзя было больше избавиться.

Из предполагаемой темы консенса охраны окружающей среды в течение нескольких месяцев образовался дискурс, с помощью которого произносилась фундаментальная неловкость в экономическом, социальном и политическом развитии западных цивилизаций. В этом отношение были восприимчивы не в последнюю очередь молодые люди, которые со времен студенческого движения 68 года ощущали обусловленное поколением недовольство в ситуациях. С предупреждениями о разрушение окружающей среды снова связывались все больше критические для цивилизации представления, которые видели возвращение к природе, потребительскому отказу и нулевому росту шансом, чтобы испробывать новые формы человеческого сосуществования. Принцип мягкого обращения с природой находил его аналогию в утопии свободного от господства общества. К этим мыслям можно было без труда присоединить целевые установки из новых социальных движений. В этом охрана окружающей среды возвращалась на землю классической критики цивилизации, но теперь в большинстве случаев в прогрессивно-молодежной форме.

Движение протеста в Виле концентрировало многие из этих разработок как в зажигательном стекле. Сопротивление против большой техники, государства и угрожающего разрушения окружающей среды осуществляло возможный широкий союз в политической инициативе различных возрастных и социальных групп. В предположительно неприкосновенной природе Кайзерштуля участники жили несколько недель утопию по-видимому свободного от господства жизнь.  С помощью  самостоятельно организированных знаний и благодаря благосклонному внимания средств массовой информации удалось принуждать большие концерны и правительство гнуть  колени. Поэтому Виль является до сегодняшнего дня мифом.


Енс Иво Энгельс