Einführung:Deklaration der Rechte der Völker Russlands

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Seit dem XIX. Jahrhundert sorgte die Nationalitätenfrage für heftige Diskussionen und Auseinandersetzungen in der russischen Gesellschaft. Obwohl die Mehrheit der Sozialdemokratie das Russische Reich für ein "Gefängnis der Völker" hielt, waren ihre Meinungen, was das Schicksal von Nationalitäten im Sozialismus anging, geteilt. Während die einen die Zerstörung der zwischennationalen Grenzen als eine wichtige Voraussetzung für wirtschaftliche Integrationsprozesse und somit für den Aufbau des Sozialismus betrachteten und den nationalen Befreiungskampf für "reaktionär" erklärten, sprachen sich die anderen gerade umgekehrt für die Selbstbestimmung der Völker im sozialistischen Staat und die Unterstützung der nationalen Emanzipationsbewegungen aus, die aus ihrer Sicht ein unverkennbares Befreiungspotential besaßen. Lenins eigene Haltung in dieser Frage gewann ihr Profil zwischen 1913-1916, im Zuge der Auseinandersetzungen, die er gleichzeitig an zwei Fronten führte – einerseits gegen R. Luxemburg und G. Pjatakov, andererseits gegen die Vertreter der nach dem ethnischen Prinzip organisierten Gruppen in der Sozialdemokratie. So war er bereit, das Selbstbestimmungsrecht der Nationalitäten, einschließlich ihres Austrittsrechts aus dem russischen Staatsverband, zu unterstützen, betonte jedoch, daß er den Austritt unter gegenwärtigen Umständen nicht für nützlich hielt. Diese Haltung machte eine flexible Politik der Bolschewiki in der Nationalitätenfrage möglich. So konnten sie sich auf der einen Seite die Unterstützung der nationalen Bewegungen sichern, auf der anderen Seite, waren sie aber bestrebt, formell unabhängige Völker möglichst eng untereinander zusammenzuschließen.

Zum Zeitpunkt der bolschewistischen Machtübernahme bestanden bereits auf dem Territorium des ehemaligen Reiches gewaltige nationale Befreiungsbewegungen, die in Finnland, im Transkaukasus und in der Ukraine besonders stark waren. Polen sowie ein bedeutender Teil des heutigen Weißrußlands und des Baltikums standen unter deutscher Besatzung. Vorläufig waren die Bolschewiki weit davon entfernt, ganz Rußland unter ihrer Kontrolle zu haben. Hinzu kam, daß ihre Macht im Zentrum noch labil war und nur als provisorisch galt. Lenin und seine engste Umgebung führten einen erbitterten Kampf gegen das "Versöhnlertum" im eigenen CK und gegen die Pläne einer sozialistischen Koalitionsregierung, die an die Stellte des bolschewistischen Rates der Volkskommissare (SNK) treten sollte. So lag es in ihrem unmittelbaren Interesse, die nationalen Befreiungsbewegungen unverzüglich als Verbündete zu gewinnen. Diese Aufgabe hatte die "Deklaration der Rechte der Völker Rußlands" zu lösen.

Der Entwurf der "Deklaration" wurde vom ersten Volkskommissar für nationale Angelegenheiten, Iosif Stalin, unter persönlicher Beteiligung Lenins vorbereitet. Der Nationalitätenpolitik der Provisorischen Regierung stellte sie das Selbstbestimmungsrecht der Völker und Ethnien entgegen. Zugleich hob die bolschewistische Regierung alle nationalen und religiösen Vorrechte auf, soweit diese den Untergang des Russischen Reiches überlebt hatten. Zur zukünftigen Form des nationalen Staatsaufbaus erklärte die "Deklaration" die freiwillige Union der Völker Rußlands.

Wie alle frühen Dekrete der Sowjetmacht, zielte die "Deklaration" in erster Linie auf agitatorische Wirkung. Indem Lenin und Stalin sich nach außen hin für die Aufrechterhaltung der Souveränität der Völker und für die Wahrung ihres nationalen Kulturerbes einsetzten, hofften sie, die Kontrolle des russischen Zentrums nicht nur über das Territorium des einstigen Rußländischen Reiches, sondern auch über die antimperialistischen und nationalen Befreiungsbewegungen anderer Länder aufrechterhalten zu können. Zugleich schuf die "Deklaration" eine neue Ausgangsbasis für den politischen Machtkampf, da sie dem Widerstand eines Teils der antibolschewistischen Kräfte den Wind aus den Segeln nahm, die für die nationale Autonomie und Unabhängigkeit ihrer Territorien kämpften.

Die "Deklaration" sah die Verabschiedung einer Reihe von Dekreten vor, die ihre Grundsätze umsetzen sollten. In der Tat wurden ihre Bestimmungen der Nationalitäten- und Außenpolitik Sowjetrußlands sowie seinem Verfassungsaufbau zugrunde gelegt. Unter Bezugnahme darauf hatte der Rat der Volkskommissare am 16. (29.) Dezember 1917 das Recht des ukrainischen Volkes auf die Gründung einer eigenen Ukrainischen Republik anerkannt. Bereits am 20. November (3. Dezember) war in Kiev eine Ukrainische Republik als Bestandteil Rußlands ausgerufen worden. Nur wußte die ukrainische Zentralrada dieses "Geschenk" der Bolschewiki anscheinend nicht richtig zu "schätzen". Daraufhin entfesselten die ukrainischen Boschewiki einen Kampf für den Sturz der Zentralrada und die Schaffung einer Sowjetrepublik in der Ukraine. Am 25. Dezember 1917 (7. Januar 1918) wurde in Char'kov die Ukrainische Sowjetrepublik ausgerufen; die sowjetischen Truppen, unter denen sich auch russische Einheiten befanden, begannen ihren Vormarsch auf Kiev.

Vergleichbar war die Situation in Finnland. Am 31. Dezember (13. Januar) wurde seine Unabhängigkeit vom Rat der Volkskommissare in Rußland anerkannt. Danach brach jedoch in dem nun unabhängigen Land ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern der Sowjetisierung und ihren Gegnern aus.

Die "Deklaration" und die daraufhin erfolgte Anerkennung der Souveränität der Ukraine, Finnlands, Polens und Estlands schufen eine neue außenpolitische Situation. Die deutschen Diplomaten, die im Dezember 1917 die Friedensverhandlungen mit Sowjetrußland aufnahmen, konnten jetzt von ihrem Verhandlungspartner Nichteinmischung in die Angelegenheiten der unabhängigen Nachtbarstaaten verlangen. Vertreter der deutschen und der österreichischen Diplomatie traten außerdem in Verhandlungen mit der Zentralrada ein, die sie als Repräsentantin des unabhängigen ukrainischen Staates anerkannten. Während die roten Truppen sich auf ihrem Vormarsch auf Kiev befanden, traf am 31. Dezember 1917 (13. Januar 1918) eine Delegation der ukrainischen Zentralrada in Brest ein. Auf Druck der deutschen Seite war Trockij gezwungen, die Zentralrada als gleichberechtigten Verhandlungspartner anzuerkennen, was für Sowjetrußland eine schwerwiegende diplomatische Niederlage bedeutete. Sie wirkte sich auf das Schicksal der Ukraine aus, einschließlich jener Gebiete, die niemals von der Zentralrada regiert worden waren. Am 24. Januar (6. Februar) 1918 erklärte die Zentralrada, die in Kiev bereits auf gepackten Koffern saß, die Unabhängigkeit der Ukraine. Am 9. (22.) Februar schlossen ukrainische Vertreter mit den Deutschen einen Friedensvertrag ab, in dem sich die Ukraine zu Lebensmittellieferungen an Deutschland und Österreich-Ungarn verpflichtete und versprach, ihr Territorium für die Truppen der beiden Länder zu Verfügung zu stellen.

Nach den Bedingungen des Brester Friedensvertrages, der am 3. (16.) März 1918 unterzeichnet wurde, verzichtete Sowjetrußland auf jegliche Einmischung in die Angelegenheiten der baltischen Staaten, der Ukraine und des Transkaukasus, die zum damaligen Zeitpunkt unter der Besatzung Deutschlands, Österreichs-Ungarns oder der Türkei standen. Nach der Niederlage der Mittelmächte und der Annullierung des Brester Friedensvertrages wurden diese Gebiete jedoch zur Arena militärischer Auseinandersetzungen zwischen lokalen Nationalitätenbewegungen, sowjetischen und sowjettreuen Kräften, Interventionsarmeen der Entente und weißen Truppen. Letzten Endes gelang es Sowjetrußland, das als Sieger aus dem Bürgerkrieg hervorging, seine Kontrolle über alle Länder zu errichten, die einst zum Russischen Reich gehört hatten. Innerhalb weniger Jahre gelang es, dort bolschewistische Parteien an die Macht zu bringen, die im engen Verbund mit der VKP(b) standen. Nur Finnland, die drei baltischen Länder und Moldawien konnten ihre Souveränität behaupten. Diese Länder wurden, mit Ausnahme Finnlands, drei Jahrzehnte später dem Bestand der neuen Föderation – der UdSSR – einverleibt.

Natalija Gerulajtis


(Übersetzung aus dem Russ. von L. Antipow)


Начиная с XIX в. национальный вопрос неизменно вызывал горячие споры и конфликты в российском обществе. Хотя большинство социал-демократии считало Российскую империю "тюрьмой народов", их мнения по вопросу о судьбе наций при социализме, разделились. В то время, как одни из них придерживались мнения, что разрушение национальных перегородок является важной предпосылкой процессов экономической интеграции и построения социализма, и заявляли, что национальная освободителькая борьба народов носит "реакционный" характер, другие, наоборот, выступали за право наций на самоопределение в социалистическом государстве, в поддержку движения за национальную эмансипацию, которое с их точки зрения обладало несомненным освободительным потенциалом. Позиция В. Ленина по этому вопросу оформилась в 1913-1916 гг., в ходе полемики, которую он в  вел сразу на два фронта – против Р. Люксембург и Г. Пятакова, с одной стороны, и против представителей тех групп социал-демократии, которые были организованы по национальному принципу, с другой. Ленин поддержал право наций на самоопределение вплоть до отделения от России, но при этом подчеркнул, что не считает таковое на настоящий момент целесообразным. Такая позиция позволила большевикам вести гибкую политику по национальному вопросу. С одной стороны, они смогли заручиться поддержкой национальных движений; с другой стороны, большевики стремились к теснейшему объединению формально независимых народов.

К моменту прихода большевиков к власти на территории бывшей империи уже существовали значительные национальные движения, с особой силой заявившие о себе в Финляндии, в Закавказье и на Украине. Польша, значительная часть нынешней Белорусии и Прибалтики были оккупированы Германией. Большевики еще не успели установить контроль над всей Россией. Кроме того, их власть в центре не достигла стабильности и рассматривалась многими как временная. Ленин и его ближайшее окружение вели ожесточенную борьбу с "соглашателями" в собственном ЦК, а также против планов по созданию многопартийного социалистического правительства, которое должно было заменить собой большевистский Совет Народных Комиссаров (СНК). Поэтому их непосредственный интерес заключался в том, чтобы немедленно превратить национальные освободительные движения в своих союзников. Именно эту задачу и должна была выполнить "Декларация прав народов России".

Проект "Декларации" был подготовлен первым наркомом по делам национальностейИосифом Сталиным при непосредственном участии Ленина. Национальной политике Временного правительства, она противопоставила право наций на самоопределение. Одновременно большевистское правительство отменяло все национальные и религиозные привилегии, если они еще сохранялись со времен Российской империи. Будущей формой национального государственного устройства "Декларация" провозглашала добровольный союз народов России.

Как и первые декреты Советской власти, "Декларация" была прежде всего агитационным документом. Открыто выступая за суверенитет народов и их национальную культуру, Ленин и Сталин рассчитывали сохранить контроль русского центра не только над территорией бывшей Российской империи, но и над антиимпериалистическими и национально-освободительными движениями других стран. Одновременно "Декларация" создала новые предпосылки для борьбы за власть, "нейтрализовав" сопротивление части противников большевиков, выступавших за национальную автономию и независимость своих регионов.

"Декларация" предполагала принятие декретов, осуществляющих ее основные принципы. И действительно, ее положения легли в основу национальной и внешней политики Советской России и ее конституционного устройства. Cо ссылкой на нее Совнарком 16 (19) декабря 1917 г. признал право украинского народа на образование Украинской республики. Еще 20 ноября (3 декабря) в Киеве была провозглашена Республика, вошедшая в состав России. Однако этот "подарок", по-видимому, не был в полней мере "оценен" Центральной радой Украины. Украинские большевики развернули борьбу за свержение Центральной рады и создание на Украине советской республики. 25 декабря 1917 г. (7 января 1918 г.) в Харькове была провозглашена Украинская советская республика; и советские войска, в составе которых были и российские части, двинулись на Киев.

Сходная ситуация сложилась в Финляндии. 31 декабря 1917 г. (13 января 1918 г.) Совнарком признал независимость этой страны, но затем в ней развернулась гражданская война между сторонниками и противниками советизации.

В итоге принятия "Декларации" и последовавшего за ней признания самостоятельности Украины, Финляндии, Польши и Эстонии сложилась новая внешнеполитическая обстановка. Немецкие дипломаты, вступившие в декабре 1917 г. в переговоры о мире с Советской Россией, могли теперь потребовать от нее невмешательства в дела соседних независимых государств. Кроме того, немецкие и австрийские дипломаты вступили в переговоры с Центральной радой, признав ее в свою очередь представителем независимого украинского государства. В то время как красные войска шли на Киев, 31 декабря 1917 г. (13 января 1918 г.) в Брест прибыла делегация Центральной рады. Под давлением немцев Троцкий был вынужден признать Центральную раду в качестве полноправного участника переговоров, что для Советской России явилось серьезным дипломатическим поражением. Это определило судьбу Украины, включая те земли, которые никогда не контролировались Центральной радой. 24 января (6 февраля) 1918 г. Рада, уже сидя на чемоданах в Киеве, провозгласила независимость Украины от России. 9 (22) февраля украинские представители заключили с германской стороной мирный договор, по которому Украина обязалась поставлять Германии и Австро-Венгрии продовольствие, а также предоставить свою территорию для дислокации войск обоих государств.

Согласно условий Брестского мирного договора, подписанного 3 (16) марта 1918 г., Советская Россия отказалась от всякого вмешательства в дела прибалтийских государств, Украины и Закавказья, которые на тот момент были оккупированы Германией, Австро-Венгрией или Турцией. Однако после краха Четверного союза и разрыва Брестского мира эти регионы стали ареной вооруженных конфликтов между местными национальными движениями, советскими и просоветскими силами, армиями интервернтов Антанты и войсками белых. В конечном итоге, Советская Россия, которая стала победителем в Гражданской войне, смогла установить свой контроль над всеми территориями, ранее входившими в Российскую империю. За несколько лет ей удалось привести там к власти большевистские партии, тесно связанные с ВКП(б). Только Финляндия, три прибалтийских государства и Молдавия сумели отстоять свою независимость. Спустя три десятилетия все эти государства, за исключением Финляндии, были аннектированы новой федерацией – СССР.


Наталия Герулайтис