Einführung:Andrej Amal’rik, ''Kann die Sowjetunion das Jahr 1984 erleben'' Ein Essay

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von: Jörn Petrick, 2011 (aktualisiert 2024)


„‚Der König ist ja nackt!’ musste erst einmal ein kleiner Junge rufen, damit alle sahen, dass der König tatsächlich nackt war. Ich war ein solcher Junge.“ Mit diesen Worten erläuterte Amal’rik kurz vor seinem Tod die Wirkung des Essays.[1] Das Buch sorgte im Westen für großes Aufsehen und bescherte dem bis dahin weitgehend unbekannten Autor eine weltweite Aufmerksamkeit. Die Sowjetunion wurde nicht mehr als stabiler und für die Ewigkeit geschaffener Koloss beschrieben, sondern ihr baldiger Untergang vorausgesagt. Eine Prognose, die sich, wenn auch um einige Jahre verfehlt, bewahrheiten sollte.

Der Autor, Andrej Alekseevič Amal’rik, wurde am 12. Mai 1938 in Moskau als Sohn eines Historikers und Archäologen geboren. Amal’riks kritische Einstellung zum sowjetischen System wurde durch die Opfer geprägt, die die Familie unter Stalin zu beklagen hatte. Sein 1962 aufgenommenes Studium der Geschichte an der Moskauer Staatsuniversität durfte Amal‘rik nicht abschließen. 1965 wurde er von der Universität relegiert, weil seine Arbeit „Die Normannen und die Kiever Rus’“ dem offiziellen Geschichtsbild widersprach und er sich weigerte, sie zu wiederrufen. Der Versuch, seine Schrift über die Dänische Botschaft ins Ausland zu schmuggeln, scheiterte. Amal’rik wurde vom KGB verhaftet, aber kurz darauf mit einer Verwarnung wieder freigelassen.

Nach seiner Relegation schlug sich Amal’rik mit Gelegenheitsarbeiten durch. Er schrieb in dieser Zeit Theaterstücke[2], die er nur im Freundeskreis „veröffentlichen“ konnte. Am 14. Mai 1965 wurde er erneut verhaftet. Nachdem die aufgrund seiner Theaterstücke erlassene erste Anklage wegen Herstellung, Aufbewahrung und Verbreitung pornographischer Erzeugnisse fallengelassen worden war, wurde er am 28. Mai 1965 wegen „Schmarotzertums“ aufgrund der „Parasitengesetze“ von 1961 zu zwei Jahren und sechs Monaten Verbannung in Sibirien verurteilt. Im August 1966 kehrte er, vorzeitig entlassen, nach Moskau zurück. Dort knüpfte er über den Oppositionellen Aleksandr Ginzburg, mit dem er seit längerer Zeit befreundet war, engere Kontakte zur sich bildenden Dissidentenszene, deren Teil er nun wurde.

Amal’rik nahm in den Dissidentenkreisen die Rolle des Verbindungsmannes zur ausländischen Presse ein. Seit seiner Studentenzeit war Amal’rik bestrebt gewesen, mit Ausländern in Kontakt zu treten und hatte sich so ein Netz guter Kontakte zu westlichen Journalisten aufgebaut. Dabei konnte ihm auch seine Frau Gjuzel’, die mit ihm in die Verbannung gegangen war und ihn dort geheiratet hatte, behilflich sein. Als Malerin stand Gjuzel’ in engem Kontakt mit Ausländern, die sich für die künstlerische Untergrundszene interessierten, und hatte u.a. die Frau des amerikanischen Botschafters porträtiert.

Besonders über seine Freundschaft mit Karel van het Reve, Professor für Slawistik an der Universität Leiden und Moskau-Korrespondent der niederländischen Zeitung Het Parool, gelang es Amal’rik immer wieder, wichtige Dissidentenliteratur ins westliche Ausland zu bringen. Auf diesem Wege gelangte der von Pavel Litvinov und Amal’rik verfasste Sammelband über den sogenannten „Prozess der Vier“ (gegen Ginzburg und andere wegen des Weißbuches über den Danijel-Sinjavskij-Prozess 1966) und Sacharovs Schrift „Gedanken über Fortschritt, friedliche Koexistenz und intellektuelle Freiheit“ im Juni 1968 in den Westen. Die von van het Reve miterrichtete Alexander-Herzen-Stiftung in Amsterdam, die sich für die Sammlung und Veröffentlichung sowjetischer Dissidentenliteratur einsetzte, half bei der Verbreitung der Literatur. Über sie kam auch Amal’riks Essay „Kann die Sowjetunion das Jahr 1984 erleben?“ im Westen in Umlauf.

Die Vorarbeiten zu Amal’riks Essay entstanden 1966. Die ersten ausgearbeiteten Gedanken zur Krise der Sowjetunion legte er 1967 in einem Brief an die sowjetischen Zeitungen Literaturnaja Gazeta und Izvestija dar, die eine Veröffentlichung aber ablehnten. Nach einem Gespräch über sein schriftstellerisches Vorhaben mit Anatole Shub, dem Moskau-Korrespondenten der Washington Post, erschien am 31. März 1969 in der International Herald Tribune ein Artikel Shubs mit dem Titel „Kann die Sowjetunion das Jahr 1980 überleben“, in dem Shub auf Amal’riks Buchprojekt Bezug nahm, ohne dessen Namen zu erwähnen. Amal’rik musste nun, wie er in seinen Erinnerungen schrieb, das Projekt abschließen. Auf Anraten Vitalij Rubins änderte Amal’rik die Jahreszahl im Titel in 1984 um, wobei Orwells Roman „1984“ Pate stand.

Nach der Fertigstellung Ende Juni 1969 übergab Amal’rik das Essay dem New York Times-Korrespondenten Henry Kamm, der es nach Amsterdam zu van het Reves Alexander-Herzen-Stiftung brachte. Hier erschien das Buch 1969 erstmals in russischer und niederländischer Sprache. In der Sowjetunion kursiertes es nur als Samizdat, bis 1990 die Zeitschrift Ogonëk das Essay erstmals, in gekürzter Form, abdruckte.[3] In Deutschland veröffentlichte die Zeitschrift Der Monat im November/Dezember 1969[4] als erste den Text in gekürzter Form. Breite Aufmerksamkeit in Deutschland erhielt das Werk dann durch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, das es 1970 unter dem Titel „Krieg zwischen Russland und China“ publizierte.[5] Der Diogenes Verlag in Zürich brachte dann 1970 den vollständigen Text als Buch in deutscher Sprache heraus.

Darüber hinaus stellte die Alexander-Herzen-Stiftung das Manuskript der Londoner Osteuropa-Zeitschrift Survey zu Verfügung, die es in ihrer Herbstausgabe 1969[6] veröffentlichte. Die Resonanz im englischsprachigen Raum war enorm. Die Londoner Zeitung The Times widmete dem Essay einen Leitartikel „The Fish That Began To Talk“[7] und verschiedene andere Zeitschriften folgten. In Buchform erschien Amal’riks Schrift 1970 in englischer Sprache bei Harper & Row in New York.

Die Veröffentlichung im Westen wurde von einer Debatte über Amal’riks Beziehungen zum KGB begleitet. Mit ausgelöst wurde die Debatte durch den ironischen Kommentar Amal’riks im Vorwort seines Essays, in dem er sich beim KGB für die Nicht-Beschlagnahme des Manuskripts bedankte.[8] Auch der auf osteuropäische Hörer ausgerichtete amerikanische Sender Radio Liberty debattierte, ob er das Werk veröffentlichen solle, nicht zuletzt wegen seiner „russophoben“ Passagen. Erst die Rückversicherung bei Karel van het Reve und anderen Russland-Experten, die Almariks KGB-Verbindungen scharf zurückwiesen und die „Echtheit“ Amal’riks als Dissidenten bestätigten, brachte nach längerem Zögern den Durchbruch. Schließlich wurde das Werk in sechs Fortsetzungen in der Radioserie „Dokumente aus der UdSSR“ über den Äther in die Sowjetunion geschickt. Als geschriebener Radiomitschnitt erfuhr es so eine noch weitere Verbreitung im sowjetischen Untergrund.[9]

Für Amal’rik hatte die Veröffentlichung des Essays dramatische Folgen. Am 21. Mai 1970 wurde er verhaftet, am 11./12. November 1970 in Sverdlovsk vor Gericht gestellt und zu drei Jahren Lagerhaft verurteilt. In seinem Schlusswort vor Gericht geißelte Amal’rik das Verfahren als „Hexenprozeß“ (processami ved’m), verteidigte seine Ansichten und pochte auf sein Recht auf freie Meinungsäußerung.[10]

Amal’rik verbrachte seine Haftzeit im Arbeitslager 261/3 im Gebiet Magadan in Nord-Ost-Sibirien. Auf dem Weg ins Lager erkrankte er an einer schweren Hirnhautentzündung, die ihn fast das Leben kostete. Kurz vor der vollständigen Verbüßung seiner Haftzeit wurde er am 18. Juli 1973 wegen Verbreitung antisowjetischer Propaganda erneut verurteilt, diesmal zu drei Jahren verschärfter Zwangsarbeit. Nach einem 117-tägigen Hungerstreik und weltweiten Protesten wandelten die sowjetischen Behörden die Strafe in eine einfache Verbannung nach Magadan um. 1975 kehrte er nach Moskau zurück und wurde am 15. Juni 1976 aus der Sowjetunion ausgewiesen. Danach lebte Amal’rik abwechselnd in den Niederlanden, den USA und Frankreich und betätigte sich weiterhin als Menschenrechtsaktivist. Am 12. November 1980 verunglückte Amal’rik auf der Fahrt zur KSZE-Nachfolgekonferenz in Madrid in der Nähe von Guadalajara (Spanien) tödlich. Sein Auto kam von der Fahrbahn ab und kollidierte mit einem LKW. Seine Frau und die beiden Mitfahrer blieben unverletzt. Der sowjetische Geheimdienst hatte wohl nicht seine Finger im Spiel.

Das Essay „Kann die Sowjetunion das Jahr 1984 erleben?“ war Amal’riks berühmtestes Werk. Es verdankte, wie Amal’rik später anmerkte, seinen „apokalyptischen Ton“ der Erwartung seiner Verhaftung und der Enttäuschung über die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968.[11] Das Essay war aber auch eine Reaktion auf die leidenschaftliche Debatte in der sowjetischen Intelligenz über die Gefahr, die China für die Sowjetunion darstellte. Diese entzündete sich Anfang 1967 nach der Belagerung der sowjetischen Botschaft in Peking durch aufgebrachte Massen und erlebte mit den militärischen Zusammenstößen im August 1969 am Ussuri, Amur und der Dsungarischen Pforte ihren Höhepunkt.

Amal‘rik wollte mit dem Essay, wie er später bemerkte, „endlich eine einfache, aber wichtige Sache laut heraussagen: daß das sowjetische Imperium bei all seiner Kraft und Prahlerei nicht auf Ewigkeit gegründet ist.“[12] Er zweifelte nicht, dass das „ostslawische Imperium [...] in das letzte Jahrzehnt seiner Existenz“ getreten war.[13] Weiterhin wollte er den Westen für die Tatsache sensibilisieren, dass sich das Sowjetregime, in Zeiten der Entspannung, gerade nicht weiter liberalisierte, sondern, im Gegenteil, weiter verknöcherte.

Das Essay gliederte Amal’rik in drei sich überlappende Teile. Im ersten analysierte er die Entstehung und Zusammensetzung der Oppositionsbewegung in der Sowjetunion, im zweiten die sowjetische Gesellschaft und ihr Herrschaftssystem, im dritten Teil beschrieb er den für 1980 bis 1985 prognostizierten Untergang der Sowjetunion aufgrund innerer Instabilität und außenpolitischer Auseinandersetzung mit China in Form eines Krieges.

Im ersten Teil erhielten insbesondere die westlichen Leser erstmals aus erster Hand eine Beschreibung der Entstehung, Zusammensetzung und der Strömungen der sowjetischen Dissidentenbewegung. Aus der Kulturopposition der Tauwetterjahre nach Stalins Tod 1953 war eine neue „Demokratische Bewegung“ entstanden, die, von drei unterschiedlichen Ideologien geprägt (wahrer Marxismus-Leninismus, christliche und liberale Ideologie), die Forderung nach einer „Rechtsordnung, die auf der Achtung der menschlichen Grundrechte beruhte“, verband.[14]

Im zweiten Teil untersuchte Amal’rik die mögliche Unterstützung der Demokratischen Bewegung durch die sowjetische Gesellschaft, die sich für ihn als ein „Tripledeckersandwich“ aus regierender Bürokratie, Mittelstand und unterer Schicht darstellte.[15] Die Mittelklasse, die als Klasse der Berufsspezialisten bezeichnet wurde, wurde als natürliches Reservoir der Demokratische Bewegung erkannt, aber gleichzeitig eine große Unterstützung durch selbige verneint. Aufgrund der Zerstörung der alten Mittelschicht, und der resignativen Einstellung sowie des herrschenden Beamtengeistes ihrer neuen Vertreter war für Amal’rik eine solche nicht vorstellbar. Auch dem russischen Volk sprach Amal’rik die Fähigkeit ab, die Opposition zu unterstützen. Insgesamt schaute er eher pessimistisch auf die Erfolgsaussichten der Demokratischen Bewegung.

Das russische Volk bewertete Amal’rik, stark geprägt durch seine Verbannungsjahre in Sibirien, sehr negativ. Für ihn war es ein Volk, dem „angesichts seiner geschichtlichen Tradition [...] die Ideen der Selbstverwaltung, der Gleichheit vor dem Gesetz sowie der persönlichen Freiheit ebenso unverständlich [waren] wie das damit verbundene Verantwortungsbewußtsein.“[16] Freiheit bedeutet dem russischen Volk Unordnung und die menschliche Persönlichkeit war ihm wertlos. Neben der Idee der starken Herrschaft existierte für das Volk nur eine pervertierte Idee von Gerechtigkeit, die nivellierend („daß es Keinem besser gehen soll als mir“) einen Hass auf alles erzeugte, was aus der Masse hervortrat.[17] Letzteres hatte für Amal’rik seinen Ursprung in dem niedrigen kulturellen Niveau des Volkes, der Propaganda und der „sozialen Desorientierung“ aufgrund der durch Revolution, Kollektivierung und Klassenkampf verursachten Verwerfungen.[18] Für Amal’rik war das russische Volk letztlich ein Volk ohne Religion und Moral in „einem Lande ohne Glauben, ohne Tradition, ohne Kultur und ohne die Fähigkeit irgend etwas richtig zu tun.“[19]

Die regierende Bürokratie bzw. das Regime zeichneten sich einzig durch das Ziel der Selbsterhaltung aus, welche Amal’rik als Dilemma der bürokratischen Elite verstand, „die entweder, um das Regime zu erhalten, dieses ändern oder, um sich selbst zu erhalten, alles unverändert lassen muß[te].“[20] Das Regime bezeichnete Amal’rik als verbraucht, alt und unfähig, auf Veränderungen der Gesellschaft zu reagieren, wodurch es das Land in eine revolutionäre Situation manövrierte. Aufgrund dieser revolutionären Situation, die sich nach Amal’rik analog zur Situation unter Zar Nikolaj II. durch eine „immobilen Kastengesellschaft, die Verknöcherung des staatlichen Systems, das in offenen Widerspruch zu den Erfordernissen der wirtschaftlichen Entwicklung geraten ist, die Verbürokratisierung des Systems und das Vorhandensein einer privilegierten bürokratischen Klasse, nationale Gegensätze in einem Vielvölkerstaat und die bevorzugte Stellung einiger Nationen“ auszeichnete, entstand für das Regime die Gefahr eines Zusammenstoßes mit dem Mittelstand oder mit der Unterschicht.[21]

Im dritten Teil prophezeite Amal’rik, dass das Regime als Ausweg aus der schwierigen innenpolitischen Situation verstärkt außenpolitisch aktiv werden und mit dem expansionistisch-aggressiven China in einen nichtnuklearen Krieg geraten werde. Als Folge des Krieges und der Unfähigkeit des Regimes würden sich Nationalitätenkonflikte ausbreiten, die wirtschaftliche Situation würde sich rapide verschlechtern und das Volk mit Unruhen und Streik reagieren und aufgrund des zunehmenden Kontrollverlustes somit das Imperium zusammenbrechen. Der fehlende Druck aus Moskau würde zu einer gleichzeitigen „Ent-Sowjetisierung“ Osteuropas und zur Wiedervereinigung Deutschlands führen.[22] Die Sowjetunion zerfiele nach der Machtübernahme extremistischer Gruppen „im Zustande der Anarchie und Gewalt und bei schärfsten nationalen Gegensätzen in seine Teile“, sofern nicht die Mittelklasse, die Kontrolle erhalten würde.[23] In diesem Falle entstünde, nach einem Friedenschluss mit China, aus der Sowjetunion ein Commonwealth mit mehr oder weniger selbständigen Staaten, wobei es Amal’rik möglich erschien, dass das Baltikum, die Ukraine und das europäische Russland sich als selbständige Einheiten einer „Alleuropäischen Föderation“ anschließen könnten.[24]

Amal’riks Analyse der sowjetischen Gesellschaft und sein Zukunftsgemälde stießen auf ein großes Interesse, aber nicht auf allseitige Zustimmung. Amal’riks Mitstreiter in der Dissidentenszene waren geteilter Meinung. Der Dissident Petr Jakir lobte Amal’riks Essay und stimmte seinen Thesen grundsätzlich zu, schätzte aber die Zukunft der demokratischen Bewegung nicht ganz so pessimistisch ein wie Amal’rik.[25] Ein offener Brief, den auszugsweise die Samizdat-Zeitung „Chronik der laufenden Ereignisse“ zusammen mit einer kurzen wohlwollende Zusammenfassung des Essays veröffentlichte, bezeichnete Amal’riks Gedanken als irrational-mystisch und falsch und kritisierte seine Einstellung als Verachtung (prezrenie) des russischen Volkes, seiner Geschichte und Kultur.[26] Insbesondere die Aussage Amal’riks über Volk, Kultur und Tradition wurde ihm immer wieder zum Vorwurf gemacht. Später schränkte er in der Einleitung der Neuausgabe des Buches seine Aussage ein und bemerkte: „daß der Satz über das Land ‚ohne Glauben, ohne Tradition, ohne Kultur’ im Zorn geschrieben wurde. Rußland hatte und hat Tradition, Glauben und Kultur – aber auf eine befremdliche Weise ist es einerseits bemüht, sie gänzlich zu verleugnen, und andererseits, gerade umgekehrt, sich durch sie von der ganzen Welt abzukapseln.“[27]

Die westliche (Fach-)Presse reagierte erstaunt auf die Tatsache, dass ein solches Buch in der Sowjetunion entstehen konnte. Sie beschrieb Amal’rik vielfach als mutigen jungen Mann mit erstaunlichem Talent, lobte seine Analyse der Oppositionsbewegung und Gesellschaft, aber belächelte auch seine Zukunftsprognose und kritisierte teilweise seine negative Darstellung des russischen Volkes.[28]

Heute, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, überrascht Amal’riks Weitsicht. Nicht nur die erstmalige Analyse der Oppositionsbewegung aus der Feder eines sowjetischen Dissidenten macht das Essay zu einem Schlüsseldokument zur sowjetischen Geschichte. Das Werk ist eines der wichtigsten und bekanntesten Bücher der sowjetischen Dissidentenliteratur. Es ist ein Dokument zum Verständnis der sowjetischen Opposition und der politischen und gesellschaftlichen Situation in der Brežnev-Zeit. Mit seinen Schlussfolgerungen und Prognosen hatte Amal’rik recht: Die Sowjetunion war kein Koloss für die Ewigkeit. Auch wenn er sich zeitlich verschätzte und der Krieg mit China nicht eintrat (statt dessen jedoch eine destabilisierende Auseinandersetzung mit Afghanistan), so war seine Beschreibung der innenpolitischen Probleme (Vergreisung der Staatsführung, Stagnation, Verfall der Wirtschaft, Nationalitätenkonflikte) und ihrer möglichen Folgen für das Imperium zutreffend. Das Land zerbrach, trotz der Reformversuche Gorbačevs, die Amal’rik so nicht vorhersah, letztendlich an ihnen bzw. ihren Folgeproblemen – ohne dass hierzu ein auswärtiger Konflikt notwendig war. Die Sowjetunion zerfiel in eine Art Commonwealth unabhängiger Staaten: die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). Das Baltikum schloss sich einer alleuropäischen Föderation, der EU, an. Der Ostblock löste sich aus dem Machtbereich Moskaus und Deutschland erfuhr seine Wiedervereinigung.

Amal’rik durfte durch seinen frühen Tod nicht mehr von der Erfüllung seiner Prophezeiung erfahren. Er konnte so nicht mehr miterleben, wie der König selbst erkannte, dass er nackt war und schließlich von Bühne der Geschichte abtrat.

  1. Andrej Amalʹrik, UdSSR, 1984 und kein Ende: Essays. Ullstein, Frankfurt a. M. 1981, S. 10.
  2. z. B. Vostok-Zapad („Ost-West“, 1963), Moja tëtja živët v Volokolamske („Meine Tante wohnt in Volokolamsk, 1963-66), Konformist li djadja Džek? („Ist Onkel Jack ein Konformist?“, 1964).
  3. Ogonëk Nr. 9, 1990, S. 18-22
  4. Der Monat 254 (1969), S. 18-26; 255 (1969), S. 13-26
  5. Der Spiegel Nr. 12, 16. März 1970, S. 150-169
  6. Survey Nr. 73, S, 47-79
  7. The Times v. 15. Dezember 1969, Nr. 57743, S. 9
  8. Amal’rik, A. Kann die Sowjetunion das Jahr 1984 erleben? Ein Essay. Zürich: Diogenes, 1970, S. 6; siehe zur Debatte z.B.: Der Spiegel Nr. 12, 16. März 1970, S. 151 und die Antwort Amal’riks: Der Spiegel Nr. 21, 18. Mai 1970, S. 124
  9. Gene Sosin, Sparks of Liberty. An Insider’s Memoir of Radio Liberty, University Park, PA 1999, S. 125-128.
  10. Chronika tekuščich sobytij, Nr. 17, 31. Dezember 1970, S. 4f, in: Archiv Samizdata, Sobranie dokumentov samizdata. Tom 10-B: Chronika tekuščich sobytij, Nr. 555; A. Amal’rik, Das letzte Wort, in: Amal’rik (1981), S. 72f.
  11. Andrej Amal’rik, Aufzeichnungen eines Revolutionärs. Ullstein, Berlin u.a. 1983, S. 122
  12. Ebd., S. 113f.
  13. Amal’rik 1970, op. cit, S. 79f.
  14. Ebd., S. 17.
  15. Ebd., S. 49.
  16. Ebd., S. 40f.
  17. Ebd., S. 42.
  18. Ebd., S. 44f.
  19. Ebd., S. 70f.
  20. Ebd., S. 26f.
  21. Ebd., S. 53.
  22. Ebd., S. 73.
  23. Ebd., S. 78.
  24. Ebd., S. 79.
  25. Chronika tekuščich sobytij, Nr. 13, 30. April 1970, S. 34f, in: Archiv Samizdata, Sobranie dokumentov samizdata. Tom 10-A: Chronika tekuščich sobytij, Nr. 375; Survey Nr. 74/75, 1970, S. 110f.
  26. Chronika tekuščich sobytij, Nr. 12, 28. Februar 1970, S. 31, in: Archiv Samizdata, Sobranie dokumentov samizdata. Tom 10-A: Chronika tekuščich sobytij, Nr. 366
  27. Amal’rik 1981, op. cit., S. 8.
  28. So z.B. „The Fish That Began To Talk”, in: The Times v. 15. Dezember 1969, Ausgabe 57743, S. 9; ohne Kritik an Amal’riks Volksdarstellung: John Keep, Andrei Amal’rik and „1984“, in: Russian Review 30 (1971), S. 335-345; gänzlich abwertend („Unfortunately the best part of it is that title“) Goeffrey Mc Dermott, Out in the Cold, in: New Statesman v. 11. Dezember 1970, Heft 80, S. 803
Йорн Петрик, 2011 (обновлено 2024)


«”А король-то голый”, – должен был крикнуть маленький мальчик, чтобы все увидели, что король на самом деле голый. Я был таким мальчиком»[1]. Этими словами Амальрик незадолго до смерти объяснил влияние своего эссе. Его сочинение произвело фурор на Западе и привлекло внимание всего мира к ранее неизвестному автору. Советский Союз больше не описывался здесь как непоколебимый колосс, созданный на века, напротив, предсказывалась его скорая гибель. Предсказанию суждено было сбыться, хотя и с опозданием на несколько лет.

Автор эссе, Андрей Алексеевич Амальрик, родился в Москве 12 мая 1938 г., он был сыном историка и археолога. Критическое отношение Амальрика к советской системе сформировалось под влиянием потерь, которые его семье понесла при Сталине. В 1962 г. Амальрик поступил на исторический факультет Московского государственного университета, но ему не дали возможности его закончить. В 1965 г. Амальрика исключили из университета, так как его работа «Норманны и Киевская Русь» противоречила официальному взгляду на историю, а он отказался ее переделывать. Попытка тайно вывезти рукопись за границу через датское посольство провалилась. Амальрик был арестован КГБ, но вскоре отпущен с предупреждением.

После отчисления из университета Амальрик зарабатывал на жизнь случайными заработками. В это время он писал театральные пьесы[2], которые мог обнародовать только среди своих друзей. 14 мая 1965 г. его снова арестовали. После снятия первого обвинения в изготовлении, хранении и распространении порнографической продукции, которое было выдвинуто на основании его пьес, он был приговорен 28 мая 1965 г. к двум годам и шести месяцам ссылки в Сибирь за «тунеядство» на основании «указа о тунеядцах» 1961 г. В августе 1966 г. Амальрик был досрочно освобожден и вернулся в Москву. Здесь через оппозиционера Александра Гинзбурга, с которым он давно дружил, Амальрик установил более тесные контакты с формирующейся диссидентской средой, частью которой он теперь стал.

Амальрик взял на себя в диссидентских кругах роль связного с зарубежной прессой. Еще со студенческих времен он стремился наладить контакты с иностранцами и, таким образом, создал сеть прочных связей с западными журналистами. Его жена Гюзель, которая отправилась вместе с ним в ссылку и там вышла за него замуж, также смогла помочь ему в этом. Как художник, Гюзель поддерживала тесные контакты с иностранцами, интересовавшимися художественным андеграундом, и, в частности, написала портрет жены американского посла.

Благодаря дружбе с Карелом ван хет Реве, профессором славистики Лейденского университета и московским корреспондентом голландской газеты «Het Parool», Амальрику неоднократно удавалось передавать на Запад важную диссидентскую литературу. Так, в июне 1968 г. на Запад попали написанная Павлом Литвиновым и Амальриком антология, посвященная так называемому «Процессу четырех» (против Гинзбурга и других из-за «Белой книги» о процессе Даниэля-Синявского в 1966 г.) и статья А.Д. Сахарова «Размышления о прогрессе, мирном сосуществовании и интеллектуальной свободе». Фонд Александра Герцена в Амстердаме, одним из основателей которого был ван хет Реве, занимался сбором и публикацией советской диссидентской литературы, а также помогал ее распространению. Эссе Амальрика «Просуществует ли Советский Союз до 1984 года?» также получило распространение на Западе через этот фонд.

Работать над эссе Амальрик начал в 1966 г., а первые развернутые мысли о кризисе в Советском Союзе он изложил в 1967 г. в своем письме в газеты «Литературная газета» и «Известия», которые отказались его публиковать. После разговора Амальрика о его писательском проекте с Анатолем Шубом, московским корреспондентом газеты «Washington Post», 31 марта 1969 г. в «International Herald Tribune» появилась статья Шуба под названием «Сможет ли Советский Союз пережить 1980 год?», в которой Шуб упомянул о замысле Амальрика, не называя его по имени. Теперь Амальрик был просто обязан завершить проект, о чем он и написал в своих мемуарах. По совету Виталия Рубина Амальрик изменил год в названии на 1984, вдохновившись романом Оруэлла «1984».

Закончив работу над эссе в конце июня 1969 г., Амальрик вручил его корреспонденту «New York Times» Генри Камму, который передал рукопись в Фонд Александра Герцена в Амстердам. Именно здесь в 1969 г. эссе было впервые опубликовано на русском и голландском языках. В Советском Союзе эссе распространялось только в самиздате вплоть до 1990 г., когда журнал «Огонек» впервые напечатал его в сокращенном виде[3]. В Германии журнал «Der Monat» первым опубликовал эссе в сокращенном виде в ноябре – декабре 1969 года[4]. Затем работа привлекла широкое внимание в Германии благодаря журналу «Der Spiegel», который опубликовал ее в 1970 г. под названием «Krieg zwischen Russland und China» («Война между Россией и Китаем»)[5]. Затем издательство Diogenes Verlag в Цюрихе опубликовало в 1970 г. полный текст эссе в виде книги на немецком языке.

Фонд Александра Герцена также предоставил рукопись лондонскому журналу «Survey», специализировавшемуся на Восточной Европе, который опубликовал ее в своем осеннем номере 1969 года[6]. Реакция англоязычного мира была потрясающей. Лондонская газета «The Times» посвятила эссе редакционную статью под названием «The Fish That Began To Talk» («Рыба, которая начала говорить»)[7], ее примеру последовали другие журналы. Эссе Амальрика было опубликовано в виде книги на английском языке издательством Harper & Row в Нью-Йорке в 1970 г.

Публикация на Западе сопровождалась дебатами о связях Амальрика с КГБ. Поводом для них послужил ироничный комментарий Амальрика в предисловии к эссе, в котором он благодарил КГБ за то, что тот не конфисковал рукопись[8]. Американская радиостанция «Радио Свобода», которая вещала для восточноевропейских слушателей, также сомневалась, стоит ли ей обнародовать эту работу, не в последнюю очередь из-за содержащихся в эссе «русофобских» пассажей. После долгих колебаний прорыв произошел только благодаря усилиям Карела ван хет Реве и других экспертов по России, которые решительно отвергли связи Альмарика с КГБ и подтвердили идентичность Амальрика как диссидента. В конце концов, эссе было передано в эфир в шести частях в рамках радиосериала «Документы из СССР». В виде радиозаписи эссе получило еще большее распространение в советском подполье[9].

Публикация эссе имела драматические последствия для Амальрика. Он был арестован 21 мая 1970 г., судим в Свердловске 11–12 ноября 1970 г. и приговорен к трем годам лишения свободы. В своем заключительном слове на суде Амальрик осудил процесс как «охоту на ведьм», защищал свои взгляды и настаивал на своем праве на свободу слова[10].

Амальрик отбывал заключение в исправительно-трудовом лагере 261/3 в Магаданской области на северо-востоке Сибири. По дороге в лагерь он тяжело заболел менингитом, болезнь едва не стоила ему жизни. Незадолго до окончания срока заключения, 18 июля 1973 г., Амальрик был вновь приговорен за распространение антисоветской пропаганды, на этот раз к трем годам строгого режима. После 117-дневной голодовки и протестов по всему миру советские власти заменили приговор простой ссылкой в Магадан. В 1975 г. он вернулся в Москву, а 15 июня 1976 г. был выслан из Советского Союза. После этого Амальрик жил попеременно в Нидерландах, США и Франции и продолжал заниматься правозащитной деятельностью. 12 ноября 1980 г. Амальрик погиб в результате несчастного случая недалеко от Гвадалахары (Испания) по пути на конференцию по выполнению решений СБСЕ в Мадриде. Его автомобиль съехал с полосы и столкнулся с грузовиком. Жена Амальрика и два пассажира не пострадали. Советские секретные службы, вероятно, не были причастны к автокатастрофе.

Эссе «Просуществует ли Советский Союз до 1984 года?» стало самой известной работой Амальрика. Как позже отмечал сам Амальрик, его «апокалиптический тон» был продиктован ожиданием ареста и разочарованием от подавления Пражской весны 1968 года[11]. Но эссе было также реакцией на страстную дискуссию в среде советской интеллигенции об опасности Китая для Советского Союза. Она разгорелась в начале 1967 г. после осады разъяренными массами советского посольства в Пекине и достигла своего апогея в августе 1969 г. в ходе военных столкновений на Уссури, Амуре и в районе Джунгарских ворот.

Амальрик хотел, чтобы в эссе, как он позже заметил, прозвучала «прост[ая], но важн[ая] вещь: советская империя, при всей ее силе и бахвальстве, не вечна»[12]. Он не сомневался, что «восточнославянская империя [...] вступила в последние десятилетия своего существования»[13]. Кроме того, он хотел обратить внимание Запада на то, что советский режим во времена разрядки не только не либерализовался, но, напротив, все больше окостеневал.

Амальрик разделил эссе на три пересекающиеся части. В первой он проанализировал возникновение и состав оппозиционного движения в Советском Союзе, во второй – советское общество и его систему правления, в третьей описал прогнозируемый распад СССР в 1980–1985 гг. из-за внутренней нестабильности и внешнеполитического военного конфликта с Китаем.

В первой части западные читатели, в частности, получили из первых рук описание возникновения, состава и течений советского диссидентского движения. Из культурной оппозиции времен оттепели после смерти Сталина в 1953 г. возникло новое «демократическое движение», для которого были характерны три различные идеологии (подлинный марксизм-ленинизм, христианская идеология и либеральная идеология), объединенные требованием «правопорядка, основанного на уважении основных прав человека»[14].

Во второй части Амальрик проанализировал возможную поддержку демократического движения со стороны советского общества, которое он рассматривал как «трёхслойный пирог», состоящий из правящей бюрократии, среднего класса и низшего класса[15]. Средний класс, который Амальрик называет классом специалистов, был признан им естественным источником демократического движения, но в то же время он отказывал движению в значительной поддержке, исходящей из этой социальной среды. Амальрик не мог представить себе такой поддержки из-за разрушения старого среднего класса, пассивного отношения и преобладающего чиновничьего духа его новых представителей. Амальрик не верил также в способность русского народа, оказать поддержку оппозиции. В целом он довольно пессимистично оценивал перспективы успеха демократического движения.

Амальрик, на которого сильно повлияли годы сибирской ссылки, крайне негативно оценивал русский народ. Для него это был народ, для которого «в силу ли его исторических традиций [...] почти совершенно непонятна идея самоуправления, равного для всех закона и личной свободы – и связанной с этим ответственности»[16]. Слово «свобода», писал Амальрик, понимается большинством народа как синоним слова «беспорядок», а человеческая личность для него ничего не стоила. Наряду с идеей сильной власти у народа было лишь извращенное представление о справедливости, которая действует уравнительно («чтобы никому не было лучше, чем мне») и порождает ненависть ко всему, что выделяется из общей массы[17]. По мнению Амальрика, причинами последнего были низкий культурный уровень народа, «господство массовых мифов» и «социальная дезориентация», вызванные революционными потрясениями, коллективизацией и классовой борьбой[18]. Русский народ в конечном итоге был для Амальрика народом без религии и морали, который жил в стране «без веры, без традиций, без культуры и умения делать дело»[19].

Для правящей бюрократии и режима главной целью было самосохранение, что Амальрик толковал как дилемму для режима: «этот вопрос может быть рассмотрен двояко: во-первых, если сам режим предпримет какие-то решительные и кардинальные меры по самообновлению, и, во-вторых, если он пассивно будет идти на минимум изменений, чтобы сохранить свое совершенство, как это происходит сейчас. Мне кажется более вероятным второй путь […]»[20]. Амальрик описывает режим как изношенный, старый и неспособный реагировать на изменения в обществе, в результате он ввергает страну в революционную ситуацию. Из-за этой революционной ситуации, которая, по мнению Амальрика, характеризовалась «кастовым, немобильным обществом; окоченелостью государственной системы, вступившей в явный конфликт с потребностями экономического развития; обюрокрачиванием системы и созданием привилегированного бюрократического класса; национальными противоречиями в многонациональном государстве и привилегированным положением отдельных наций», режим, по аналогии с ситуацией при Николае II, оказался перед угрозой столкновения со средним или низшим классом[21].

В третьей части Амальрик предсказывал, что в качестве выхода из тяжелой внутриполитической ситуации режим активизируется в сфере внешней политики и вступит в неядерную войну с экспансионистски настроенным Китаем. В результате войны и некомпетентности режима разрастутся конфликты между национальностями, экономическая ситуация будет стремительно ухудшаться, народ отреагирует волнениями и забастовками, что приведет к распаду империи из-за все большей потери контроля центром. Отсутствие давления со стороны Москвы приведет к одновременной «десоветизации» Восточной Европы и воссоединению Германии[22]. После захвата власти экстремистскими группировками Советский Союз «начнет расползаться на части в обстановке анархии, насилия и крайней национальной вражды», если только средний класс не возьмет власть в свои руки[23]. В этом случае, после заключения мирного соглашения с Китаем, Советский Союз превратится в содружество с более или менее независимыми государствами, причем Амальрик считал возможным, что страны Балтии, Украина и Европейская Россия могут войти во «всеевропейскую федерацию» в качестве независимых субъектов[24].

Анализ Амальрика советского общества и его представление о будущем вызвали большой интерес, но далеко не всеобщее одобрение. Соратники Амальрика по диссидентскому движению разделились в своих мнениях. Диссидент Петр Якир высоко оценил эссе Амальрика и в принципе согласился с его тезисами, но не был столь пессимистичен, как Амальрик, в отношении будущего демократического движения[25]. В открытом письме, выдержки из которого были опубликованы вместе с кратким благожелательным резюме эссе в самиздатском издании «Хроника текущих событий», мысли Амальрика были названы иррационально-мистическими и ошибочными, а его отношение к русскому народу, его истории и культуре критиковалось как презрительное[26]. Высказывания Амальрика о русском народе, его культуре и традициях неоднократно ставились ему в упрек. Позднее, в предисловии к новому изданию книги, Амальрик уточнил свое высказывание, заметив, «что фраза о стране „без веры, без традиций, без культуры“ была написана в гневе. У России были и есть традиции, вера и культура – но странным образом, с одной стороны, она пытается их полностью отрицать, а с другой – отрезать себя ими от всего мира»[27].

Западная пресса, особенно специализированная, с изумлением отреагировала на то, что такая книга могла быть написана в Советском Союзе. Она часто описывала Амальрика как мужественного молодого человека с удивительным талантом, хвалила его анализ оппозиционного движения и общества, но также высмеивала его прогнозы на будущее и иногда критиковала его негативный портрет русского народа[28].

Сегодня, после распада Советского Союза, прозорливость Амальрика удивляет. Его эссе стало одним из ключевых документов советской истории не только благодаря пионерному анализу оппозиционного движения, сделанному пером советского диссидента. Это произведение – одна из самых важных и самых известных книг советской диссидентской литературы, это документ для понимания советской оппозиции, а также политической и социальной ситуации в брежневскую эпоху. Амальрик был прав в своих выводах и прогнозах: Советский Союз не был вечным колоссом. Даже если Амальрик ошибся во времени, а война с Китаем не состоялась (вместо нее возник дестабилизирующий конфликт с Афганистаном), его описание внутриполитических проблем (старение руководства, стагнация, экономический упадок, национальные конфликты) и их возможных последствий для советской империи было точным. Несмотря на попытки Горбачева провести реформы, которые Амальрик не предвидел, страна в конечном итоге распалась из-за этих проблем и их последствий, внешний конфликт оказался не нужен. На смену Советскому Союзу пришло Содружество Независимых Государств (СНГ). Страны Балтии присоединились к общеевропейской федерации – ЕС. Восточный блок вышел из сферы влияния Москвы, а Германия воссоединилась.

Рано уйдя из жизни, Амальрик не узнал, что его пророчество сбылось. Он не смог стать свидетелем того, как король наконец-то осознал, что голый, и окончательно сошел со сцены истории.

(Перевод с нем.: Андрей Савин)
  1. Amalʹrik, A. UdSSR, 1984 und kein Ende: Essays. Frankfurt a. M.: Ullstein, 1981. С. 10.
  2. Например, «Восток-Запад» (1963), «Моя тетя живет в Волоколамске» (1963-1966), «Конформист ли дядя Джек» (1964).
  3. Огонек, 1990. № 9. С. 18-22.
  4. Der Monat 254 (1969). С. 18-26; 255 (1969). С. 13-26.
  5. Der Spiegel № 12, 16. марта 1970. С. 150-169.
  6. Survey. № 73. С. 47–79.
  7. The Times. 15. Dezember 1969. № 57743. С. 9.
  8. Амальрик, А. А. Просуществует ли Советский Союз до 1984 года? Амстердам: Фонд им. Герцена, 1970, С. 2; см. изложение дебатов, например: Der Spiegel. № 12, 16. März 1970, S. 151; ответ Амальрика: Der Spiegel. № 21. 18. Mai 1970, S. 124
  9. Sosin, G. Sparks of Liberty. An Insider’s Memoir of Radio Liberty, University Park, PA 1999, С. 125-128.
  10. Хроника текущих событий, № 17, 31 декабря 1970, С. 4 и далее. См.: Архив Самиздата. Собрание документов самиздата. Том 10-B: Хроника текущих событий, № 555; Amalrik, A., Das letzte Wort [Последнее слово] // Амальрик, ук. соч. 1981. С. 72 и далее.
  11. Амальрик, А. А. Записки диссидента. Ann Arbour: Ardis, 1982. С. 97.
  12. Там же. С. 91.
  13. Амальрик 1970, ук. соч., С. 64.
  14. Там же. С. 10.
  15. Там же. С. 37.
  16. Там же. С. 30.
  17. Там же. С. 32.
  18. Там же. С. 33.
  19. Там же. С. 56.
  20. Там же. С. 39.
  21. Там же. С. 40-41.
  22. Там же. С. 58-59.
  23. Там же. С. 63.
  24. Там же. С. 64.
  25. Хроника текущих событий, № 13, 30 апреля 1970. С. 34 и далее. См.: Архив Самиздата. Собрание документов самиздата. Том 10-А: Хроника текущих событий, № 375; Survey № 74/75, 1970. С. 110 и далее.
  26. Хроника текущих событий, № 12, 28 февраля 1970, С. 31. См.: Архив Самиздата. Собрание документов самиздата. Том 10-А: Хроника текущих событий, № 366.
  27. Амальрик 1981, ук. соч. С. 8.
  28. Так, например: „The Fish That Began To Talk” // The Times. 15 декабря 1969, выпуск 57743. С. 9; без критики представлений Амальрика о русском народе: Keep, J. Andrei Amal’rik and „1984“ // Russian Review 30 (1971), с. 335-345; полностью отрицательный отзыв („Unfortunately the best part of it is that title“) Goeffrey Mc Dermott, Out in the Cold, // New Statesman, 11 декабря 1970, Вып. 80, с. 803