Volltext:Lev Kamenevs Notizen über sein Gespräch mit Nikolaj Bucharin

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[Aufzeichnung des Gen. Kamenev vom 11. und 12. Juli 1928][ ]

1.

Mittwoch, 11.07., 9 Uhr morgens. Gespräch mit Sokol`nikov. Nacherzählung: 1) Die Angelegenheit ist viel weiter gegangen, Bucharin hat endgültig mit Stalin gebrochen. Die Frage nach der Amtsenthebung wurde konkret gestellt: Kalinin und Vorošilov haben Verrat begangen. Jetzt nehmen sie es leichter, angesichts seines Zugeständnisses. 2) Bucharin hat zweimal gesagt, Ihr versteht es vielleicht nicht, aber ich würde jetzt Stalin gegen Zinov`ev und Kamenev tauschen. Bucharin ist in einer tragischen Lage, er fürchtet vor allem, dass Ihr sagt: der Kurs Stalins ist richtig. 3) Vierer- und Fünfergruppen gab es nicht, schwört er. 4) auf dem Plenum die Rede Stalins: zwei Strömungen Trotzkismus, in Wahrheit, Wiederaufbaukosten.[1] Bucharinanhänger und Trotzkisten: um die Industrie zu entwickeln „braucht man einen Tribut von den Bauern“. Mikojan ebenfalls: „die Schere[2] wird es noch lange geben, es ist unmöglich die Schere zu schließen“ (Trotzki wollte angeblich auch die Schere schließen). Sokol`nikov schmuggelt den Trotzkismus ein. Molotov: „Der Mittelbauer ist erstarkt und deshalb zur Konfrontation übergegangen“. 5. Die Antwort Bucharins: Die Theorie vom Tribut unterscheidet sich in nichts von der Preobraženskijs: „Das Gesetz der ursprünglichen Akkumulation“. Antwort von Tomskij: „Wenn Molotov recht hat, was ist die Perspektive?“, „Sie wollen die NEP ohne die NEP-Männer, Kulaken und Konzessionäre, das führt zu nichts.“ Er nahm Kaganovič auseinander. Schlussfolgerungen: Der Kurs Stalins wird zerschlagen. Bucharin in einer tragischen Lage: Preisen Sie Stalin nicht. Es wird ein zustimmendes Programm zusammen mit Ihnen geschrieben. Bucharin möchte selbst sprechen. Ein Block für die Amtsenthebung Stalins. Sind Sie dafür, XY? Stalin verbreitet Gerüchte, dass er Euch in der Tasche habe.

Socialističeckij vestnik [Sozialistische Mitteilungen], Berlin 1929, 4. Mai.

2.

Das Unterstrichene ist wörtlich: „Eine Stunde später (11.07., 10 Uhr morgens) nach meiner Ankunft zuhause, erschienen ohne Vorwarnung und Anruf Bucharin und Sokol`nikov, der gegen Ende wegging. Sie boten einen aufgeregten und bis zum äußersten erschöpften Anblick. Sehr erregt sagte er folgendes. Er redete eine Stunde ohne Unterbrechung. Ich schreibe es so gut wie möglich genau auf: 1) Es gab keinerlei Abstimmung über die Ernennung (4-5). Es gab überhaupt keine Erörterung dieser Frage. 2) Die Fußnote zum Aufsatz von Zinov`ev wurde von Stalin gegen meinen Willen diktiert als Kompromiss mit Molotov, der entschieden gegen eine Platzierung des Aufsatzes von Zinov`ev war. Jetzt zum Kern der Angelegenheit.

1) Die Sache ging im CK und der Partei so weit, dass Sie (und ebenso wahrscheinlich die Trotzkisten) unweigerlich hineingezogen und eine wichtige Rolle bei ihrer Entscheidung spielen werden.

2) Wann es kommen wird, weiß ich nicht, vielleicht noch nicht so schnell, denn beide Seiten fürchten noch, sich an Sie zu wenden. Aber es ist auf jeden Fall im Laufe von ein paar Monaten unvermeidlich.

3) Ich möchte deshalb, dass Sie die Lage kennen. Ich weiß (oder vermute), dass sich auch die Stalinisten an Sie wenden. Sie, als Politiker, werden diese Lage natürlich ausnutzen: „den Preis hinauftreiben“, aber das fürchte ich nicht. Entscheiden wird der politische Kurs, und ich will, dass Sie wissen, worum der Kampf geht.

4) Kamenev: „Ist dieser Kampf ernsthaft?“ Bucharin: „Genau darüber wollte ich sprechen Wir glauben, dass der Kurs Stalins für die ganze Revolution verhängnisvoll ist. Mit ihm können wir vor die Hunde gehen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und Stalin sind weit ernsthafter als alle unsere früheren Meinungsverschiedenheiten mit Ihnen.

Ich, Rykov und Tomskij formulieren die Lage einmütig so: „Es wäre bedeutend besser, wenn wir jetzt im Politbüro an Stelle von Stalin Zinov`ev und Kamenev hätten“. Ich habe mit Rykov und Tomskij ganz offen darüber gesprochen; ich habe mit Stalin einige Wochen lang nicht geredet; dieser prinzipienlose Intrigant, der alles dem Erhalt seiner Macht unterordnet. Er wechselt die Theorien so, wie er es im gegebenen Moment braucht, um jemanden kaltzustellen. In der „Siebenergruppe“ haben wir mit ihm geschimpft bis hin zu „du lügst!“, „du sagst die Unwahrheit!“ u.ä. Er ist jetzt zurückgewichen, um uns dann zu zerfleischen. Wir verstehen das, aber er manövriert so, um uns als Spalter hinauszuschmeißen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen, weil er widerrufen hat, Molotov erklärte, dass er meine Deklaration zu neun Zehntel akzeptiert, die ich in der „Siebenergruppe“ vorgelesen habe, ohne sie aus der Hand zu geben (man kann ihm nicht ein Zettelchen in die Hand geben).

Seine Aufgabe ist es nun, uns die Moskauer und Leningrader „Pravda“ abzunehmen und Uglanov zu ersetzen, der ganz auf unserer Seite steht. Sein Kurs ist dieser (wie im Plenum ausgesprochen): 1) Der Kapitalismus wuchs entweder auf Kosten der Kolonien oder der Anleihen oder der Ausbeutung der Arbeiter. Wir haben keine Kolonien, Anleihen gibt man uns nicht, deshalb ist unser Grundgedanke: Tribut von der Bauernschaft (Du verstehst, dass ist das gleiche wie die Theorie von Preobraženskij); 2) je mehr der Sozialismus wachsen wird, desto stärker wird der Widerstand (siehe den Satz in der Resolution). Das ist idiotische Ignoranz; 3) wenn der Tribut notwendig ist und der Widerstand wachsen wird, braucht man eine straffe Führung. Die Selbstkritik darf die Führung nicht einbeziehen, sondern nur die Mitstreiter. Die Selbstkritik ist tatsächlich gegen Tomskij und Uglanov gerichtet. Im Ergebnis bekommt man eine Polizeiherrschaft. Jetzt geht es nicht um Banalitäten, sondern tatsächlich wird das Schicksal der Revolution entschieden. Dabei kann die Theorie alles zugrunde richten. Gleichzeitig verfolgt Stalin erneut eine rechte Politik: er jagte die Komintern aus dem Kreml. Er schlug in dem Schachty-Prozess nicht eine einzige Erschießung vor (wir stimmten dagegen), in allen Verhandlungen ist er auf dem Rückzug. Tomskij formuliert es so: Ich (Tomskij) bin in internationalen Fragen 30 Kilometer rechts von Dir (Bucharin), aber ich (Tomskij) bin um 100 Kilometer links von Stalin. Der Kurs ist verhängnisvoll, aber er gibt nicht einmal die Gelegenheit dies zu erörtern. Er fängt Leute ein und hängt gleichzeitig anderen Abweichungen an. Der Satz in seiner Rede, in der gesagt wird, dass so nur „Gutsbesitzer“ urteilen können, ist ein wörtliches Zitat aus einer Rede von Uglanov. Uns wird er zerfleischen.

5) Ich „Wie sieht es mit Ihren Kräften aus?“

Bucharin: „Ich, Rykov, Tomskj, Uglanov (absolut, die Leningrader sind überhaupt mit uns, hatten aber Angst, wenn von der möglichen Ablösung Stalins die Rede war, weshalb Komarov die Rede von Steckij desavouierte, aber am Abend kam Ugarov zu mir gelaufen, um sich für Komarov bei uns zu entschuldigen, Andreev ist auf unserer Seite. Ihn beruft man aus dem Ural ab. Die Ukrainer hat Stalin gekauft, indem er Kaganovič jetzt aus der Ukraine entfernt hat. Wir haben ungeheure potentielle Kräfte, aber 1) das gemäßigte CK-Mitglied versteht noch nicht die Schwere der Meinungsverschiedenheiten, 2) fürchtet er unglaublich die Spaltung, weshalb er Stalin in außerordentlichem Maße Zugeständnisse gemacht hat, was unseren Angriff auf diesen erschwerte. Wir wollen nicht als Spalter auftreten, denn dann werden sie uns zerfleischen. Aber Tomskj hat in seiner letzten Rede auf dem Plenum klar gezeigt, dass Stalin der Spalter ist. Jagoda und Trilisser sind auf unserer Seite. Es gibt 150 Vorfälle von kleinen Aufständen. Vorošilov und Kalinin haben im letzten Moment Verrat begangen. Ich glaube, dass Stalin sie an einer Art besonderen Kette hält. Unsere Aufgabe ist es, allmählich die unheilvolle Rolle Stalins zu erklären und den Gemäßigten im CK zu seiner Amtsenthebung zu bringen. Das Orgbüro ist auf unserer Seite.

6) Ich: „Aber einstweilen entfernt er Sie“. Er: „Was kann man machen“. Die Amtsenthebung kommt jetzt im CK nicht durch. Aber nachts denke ich manchmal: „Haben wir ein Recht zu schweigen? Ist das nicht ein Mangel an Mut“. Aber das Kalkül sagt: man muss vorsichtig handeln. Am Freitag ist der Bericht von Rykov. Dort machen wir das Tüpfelchen auf dem i. In der „Pravda“ werde ich eine Reihe von Aufsätzen drucken, vielleicht braucht es einen Ruck, damit die Partei versteht, wohin er sie führt.

7) Als Zugabe zu diesem und zwischen diesen Zugaben eine Menge von „Enthüllungen“ über die „Siebenergruppe“ usw. usw. Der Ton ist geprägt von einem absoluten Hass auf Stalin und von absolutem Bruch. Zusammen damit das Hin- und Herschwanken, ob man offen auftreten solle oder nicht. Auftreten, das heißt, er zerfleischt uns wegen der Spaltungsklausel. Nicht auftreten heißt, er zerfleischt uns in einem filigranen Schachspiel und schiebt uns die ganze Verantwortung zu, wälzt sie ab, wenn es im Oktober kein Brot gibt.

Ich: „Aber was denken sie, wie sie Brot erhalten werden?“

Er: „Das ist die Sache mit der Wiederanwendung von außerordentlichen Maßnahmen beim Wiederauftauchen von Schwierigkeiten. Aber das ist Kriegskommunismus und Ruin.

Ich „Und Sie?“

Er: „Es kann sein, dass man zu einer großzügigeren Vorgehensweise übergehen muss, um sich mit dem Mittelbauern zu versöhnen. Den Kulaken kann man nach Herzenslust ins Verderben stürzen, aber man muss sich mit dem Mittelbauern versöhnen. Bei Stalin und dem Trottel Molotov, der mich Marxismus lehrt und den wir den „Steinarsch“ nennen, kann man nichts machen.

8) Ich: „Und was erwartest Du von uns?“

Er: „Stalin rühmt sich, dass er Euch in der Tasche hat. Die Euren (konkret Žuk) setzen sich bei Stalin ein. Das wäre schrecklich. Ihr bestimmt natürlich Euren Kurs selbst, aber ich würde Euch bitten, dass ihr nicht mit Eurer Zustimmung Stalin helft, uns zu erdrosseln. Stalin wird vermutlich den Kontakt mit Euch suchen: ich möchte, dass Ihr erfährt, um was es geht.

9) „Es ist nicht nötig, dass jemand von unserem Treffen weiß. Sprich nicht mit mir am Telefon, es wird abgehört. Hinter mir ist die GPU her und auch bei Dir steht die GPU. Ich möchte eine Information geben, aber nicht durch Sekretäre und Mittelsleute. Davon, dass ich mit Dir gesprochen habe, wissen nur Rykov und Tomskij. Sag Du auch niemandem, aber sag den Deinigen, dass sie nicht über uns herfallen.

10) Ich: „Hat Stalin Dir die Notiz von Zinov`ev gezeigt?“

Er: „Nein, ich höre das erste Mal davon“.

Ich: „Was wird man mit uns machen?“

Er: „Ich weiß nicht. Darüber spricht man mit uns nicht. Entweder versucht er Euch mit hohen Posten zu kaufen oder er ernennt Euch auf solche Posten, um Euch zu beschäftigen, wir wissen wahrscheinlich gar nichts. Auf Wiedersehen. In den nächsten Tagen werde ich sehr mit dem Kongress beschäftigt sein und werde Dich nicht sehen können. Überhaupt muss man konspirativ tätig sein.“

„Das Programm hat mir in vielen Punkten Stalin verdorben“. „Er wollte den Bericht über das Programm im Plenum selbst verlesen (!!!), ich konnte ihn kaum abwehren. Ihn frisst der Ehrgeiz, ein anerkannter Theoretiker zu werden, auf. Er glaubt, dass ihm nur das noch fehlt.“

Abgesehen davon eine Menge Kleinigkeiten. Details. Er ist außerordentlich angegriffen. Zeitweise zuckten seine Lippen vor Aufregung. Zeitweise zeigte sich ein Mann, der weiß, dass er dem Untergang geweiht ist. Alle denken, dass in diesen Tagen Signale aus dem anderen Lager auftauchen werden. Und man muss ruhig abwarten. Es kommt, wie es kommt!

Socialističeskij vestnik, Berlin 1929, 22. März

3.

Ergänzungen zur Erzählung von Bucharin, 12.07., nachts 11 Uhr.

1) Im Allgemeinen ist der Eindruck eher Ausweglosigkeit. Sein Ausdruck: Ist das nicht alles, was wir durchmachen – Onanismus. Manchmal sage ich zu Efim (Cejtlin, dem Sekretär Bucharins), ist unsere Sache nicht hoffnungslos: 1) wenn das Land untergeht, gehen auch wir unter, 2) wenn das Land sich berappelt – macht Stalin rechtzeitig eine Kehrtwende und wir gehen auch unter, also was tun? Was tun, wenn du es mit einem solchen Gegner zu tun hast: eine Kultur im CK wie unter Tschingis Kahn?

2) Molotov und Stalin über den Rückzug aus der Regierung von Wuhan.

3) Stalin spricht zu den Komsomolzen: Wie die Rüstungsfrage gelöst wird, hängt davon ab, ob Bucharin mit seiner heimtückischen Politik aufhört.

4) Wir müssen die Diskussion beginnen. Uns wird man dafür zerfleischen. Das CK fürchtet Diskussionen.

5) Aber was, wenn wir unser Amt niederlegen, ich, Rykov und Tomskij.

6) Soll ich mich nicht zeitweise zurückziehen und zwei Monate nicht in die aktuelle Politik einmischen. Und wenn die Krise beginnt, geradlinig und vollkommen offen auftreten.

7) Wir können keine Diskussion beginnen, weil sie direkt mit einem bewaffneten Zusammenstoß beginnt, denn so werden die Beschuldigungen lauten. Wir sagen: Hier ist der Mensch, der das Land in den Hunger und ins Verderben geführt hat. Und er: sie verteidigen die Kulaken und NEP-Männer.

8) Die Partei und der Staat sind verschmolzen, das ist das Unglück.

9) Stalin interessiert nichts anderes als der Machterhalt. Indem er vor uns zurückgewichen ist, hat er den Schlüssel zur Führung bewahrt, und da er ihn bewahrt hat, wird er uns zerfleischen, was sollen wir tun. Denn die subjektiven Voraussetzungen für die Amtsenthebung Stalins reifen, aber sie sind noch nicht vollständig gereift.

10) Sokol`nikov: Aktivieren Sie Ihre Politik, fordern sie zumindest die Entfernung von Molotov.

11) Stalin kennt nur ein Mittel, die Rache, und gleichzeitig rammt er Dir das Messer in den Rücken.

12) Erinnern wir uns an die Theorie von der „süßen Rache“.

13) Sergo ist kein Ritter. Er kam zu mir, hat Stalin unflätig beschimpft, aber im entscheidenden Moment hat er uns verraten.

Die Geschichte der Resolution des Plenums und die Kämpfe: 1) Ich forderte die Erörterung der allgemeinen Frage. Stalin lehnte ab, es sei ein Produktions- und Finanzplan notwendig usw.; 2) ich schreibe Stalin einen Brief und fordere die allgemeine Erörterung. Er kommt zu mir gerannt: „Buchaschka[3], Du kannst sogar einem Elefanten die Nerven ruinieren“, aber er stimmt der Diskussion nicht zu; 3) ich schreibe einen zweiten Brief, er ruft mich zu sich. Er beginnt, wir sind mit Dir der Himalaya, die anderen sind nichts; 4) wir gehen zur „Siebenergruppe“. Wilde Szene. Er beginnt mit mir zu schreien; ich erzähle seine Worte über den Himalaya. Er schreit: „Du lügst! Das hast Du Dir ausgedacht, um die Mitglieder des Politbüros gegen mich aufzuhetzen. Wir gehen auseinander; 5) Ich verlese, ohne sie aus den Händen zu geben, eine Deklaration mit 20 Seiten. Molotov erklärt sie als antileninistisch und gegen die Partei gerichtet. Stalin: ich kann sie zu neun Zehntel annehmen. Molotov geht weg. Sie wird als Grundlage akzeptiert: Ich gehe weg, um die Resolution zu schreiben. Sie bringen unerwartet auch eine Resolution, die von meiner Deklaration gestohlen ist, ich mache drei Verbesserungen, Rykov eine. Alle nehmen sie einstimmig an. Stalin denkt so: Ich habe mit außerordentlichen Maßnahmen Brot gegeben, ich bin rechtzeitig eingeschwenkt und habe die Resolution selbst geschrieben. Wenn Maßnahmen notwendig sind, kann ich allein weitermachen. Und tatsächlich führt er in den Untergang.

14) Varga verliest den Bericht, weil Stalin nicht will, dass Rykov ihn verliest, was ich mit diesem Bericht machen soll, weiß ich noch nicht. Varga wird ausführen, dass der Hunger wegen der Industrialisierung unvermeidlich ist.

15) Stalin verletzte den Beschluss des PB [= Politbüros, Anm. d. Übers.] (der „Siebenergruppe“). Es gab den Beschluss, den Brief von Frukmin an alle Mitglieder des PB zu senden und eine Antwort zu verfassen. Stalin wartete das nicht ab und schrieb selbst eine Antwort und schickte sie ab. Wir nahmen eine Resolution an, einen Tadel wegen Verletzung des Beschlusses auszusprechen. „Die Antwort wurde als richtig, aber unvollständig anerkannt“. „Mehr konnte ich aus der Sache nicht herausholen“.

16) Bei diesem oder einem anderen Vorfall, sagte ich (Bucharin) ihm folgendes: „Denken Sie nicht, dass das Politbüro das beratende Organ des Generalsekretärs ist“.

17) Die Politik Stalins führt zum Bürgerkrieg. Er muss die Aufstände blutig unterdrücken.

12.7., um 11. Uhr morgens. Sokol`nikov erzählte Folgendes: Von den Debatten um die Kolchosen ist nur Folgendes interessant. Stalin trat mit einer scharfen und groben Rede gegen Tomskj auf. „Ich hörte die Rede Tomskijs mit großer Verwunderung. Tomskij denkt, dass wir überhaupt keinen Ausweg haben, als Zugeständnisse an das Dorf, das ist Kapitulantentum und mangelnder Glaube an den Aufbau des Sozialismus. Und wenn die Mittelbauern Zugeständnisse beim Außenhandelsmonopol, dem Bauernverband fordern. Auch zurückweichen? Das ist Kapitulantentum. Unser Ausweg sind die Sowchosen und die Arbeit unter der Dorfarmut. Schwarz, grün, böse, gereizt. Der Eindruck ist bedrückend. Jetzt haben alle verstanden, dass nicht nur Bucharin, sondern auch Stalin angreift. Die Grobheit war eindrucksvoll. Sokol`nikov stellt den Mechanismus des Plenums so dar: Rykov eröffnete den Angriff. Stalin antwortet. Die Leningrader schwankten, sich von Steckij zu distanzieren. Dann ging Bucharin in Deckung, warf aber aus ihr keine Granate. Molotov wurde frech und feuerte auf die Pravda (auf Astrov besonders, aber allgemein auf die Einseitigkeit der ganzen „Pravda“ und eine Bemerkung zu Kricman u.ä.). Dann griff Tomskij Molotov an, aber weich in der Form. Dann griff Stalin direkt und grob Tomskij an.

Socialističeskij vestnik, Berlin 1929, 4. Mai. Übersetzung aus dem Russischen: Georg Wurzer

  1. Gemeint sind die Preise für Industrieprodukte, die künstlich hoch gehalten wurden, um den Wiederaufbau und Ausbau der Industrie nach Krieg, Revolution und Bürgerkrieg zu unterstützen [Anm. d. Übers.]
  2. Mit Schere wird der Preisunterschied zwischen Industrie- und landwirtschaftlichen Produkten in der frühen Sowjetunion bezeichnet, der zu einer Weigerung der Bauern führte, ihre Produkte zu den niedrigen staatlich festgesetzten Preisen abzuliefern [Anm. d. Übers.].
  3. Diminutiv von Bucharin [Anm. d. Übers.].

[Запись т. Каменева от 11 и 12 июля 1928 г.][ ]

1.[ ]

Среда 11/7. 9 час. утра. Разговор с Сокольниковым. Изложение: 1) Дело зашло гораздо дальше, у Бухарина окончательный разрыв со Сталиным. Вопрос о снятии поставлен был конкретно: Калинин и Ворошилов изменили. Теперь относятся легче, ввиду его уступок. 2) Бухарин дважды говорил: разве вы не понимаете, что я сейчас отдал бы Сталина за Зиновьева и Каменева. У Бухарина трагическое положение – больше всего боится, что вы скажете: линия Сталина правильная. 3) Четверки и пятерки не было - клянется. 4) На пленуме речь Сталина - две струи троцкизма, подлинная - восстановительные цены. Бухаринцы - троцкисты: чтобы развивать промышленность, «нужна дань с крестьян». Микоян тоже: «ножницы будут еще долго, закрыть ножницы нельзя» (Троцкий-де тоже хотел закрыть ножницы). Сокольников протаскивает троцкизм. Молотов: «середняк окреп и потому пришел в столкновение». 5) Ответ Бухарина: теория дани ничем не отличается от теории Преображенского «закон первоначального накопления». Ответ Томского: «если Молотов прав - то какая же перспектива», «вы хотите нэпа без нэпманов, кулаков и концессионеров, не выйдет.» Расколотил Кагановича. Выводы: линия Сталина будет бита. Бухарин в трагическом положении: не хвалите Сталина. Положительная программа напишется вместе с вами. Бухарин сам хочет поговорить. Блок для снятия Сталина. Вы для него, X. Y.? Сталин пускает слухи, что имеет вас в кармане.

Социалистический вестник, Берлин, 1929, 4 мая.

2.[ ]

Подчеркнутое буквально. «Через час (11/7, 10 ч. утра) после моего приезда ко мне явился без предупреждения и звонка Бухарин – Сокольников, который к концу ушел. Вид взволнованный и замученный до крайности. Очень волнуясь, сказал следующее. Говорил час без перерывов. Записано как можно точнее: 1) никакого голосования о назначении (4-5) не было. Не было вообще обсуждения этого вопроса. 2) примечание к статье Зиновьева было продиктовано Сталиным против меня как компромисс с Молотовым, который был решительно против помещения статьи Зиновьева. Теперь к сути дела.

1) Дело в ЦК и в партии зашло так далеко, что вы (а также, вероятно, и троцкисты) неизбежно будете в него втянуты и будете играть в его решении важную роль.

2) Когда произойдет, я не знаю, может быть, еще не так быстро, ибо обе стороны еще опасаются апеллировать к вам. Но во всяком случае в течение пары месяцев это неизбежно.

3) Я хочу, поэтому, чтобы вы знали ситуацию. Я знаю (или предполагаю), что к вам обратятся и сталинцы. Вы, конечно, как политики будете пользоваться этим положением: «набивать цену», но я этого не боюсь. Решать будет политическая линия, и я хочу, чтобы вы узнали, вокруг чего идет борьба.

4) Каменев: «Да серьезная ли борьба-то?». Бухарин: «Вот об этом я и хотел говорить. Мы считаем, что линия Сталина губительная для всей революции. С ней мы можем пропасть. Разногласия между нами и Сталиным во много раз серьезней всех бывших у нас разногласий с вами.

Я, Рыков и Томский единогласно формулируем положение так: «было бы гораздо лучше, если бы имели сейчас в Политбюро вместо Сталина - Зиновьева и Каменева». Об этом я говорил с Рыковым и Томским совершенно откровенно; я со Сталиным несколько недель не разговаривал; это беспринципный интриган, который все подчиняет сохранению своей власти. Меняет теории ради того, кого в данный момент следует убрать. В «семерке» мы разругались с ним до «врешь!», «лжешь!» и пр. Он теперь уступил, чтобы нас зарезать. Мы это понимаем, но он так маневрирует, чтобы выставить нас раскольниками. Резолюция принята единогласно, потому что он дезавуировал, Молотов заявил, что на девять десятых принимает мою декларацию, которую я прочел в «семерке», не выпуская из рук (ему нельзя дать в руки ни одной бумажки).

Его задача теперь отобрать у нас московскую и ленинградскую «Правду» и сменить Угланова, который целиком с нами. Линия же его такая (высказано на пленуме): 1) капитализм рос или за счет колоний, или займов, или эксплуатации рабочих. Колоний у нас нет, займов не дают, поэтому наша основа: дань с крестьянства (ты понимаешь, что это то же, что теория Преображенского); 2) чем больше будет расти социализм - тем больше будет сопротивление (см. фразу в резолюции). Это идиотская безграмотность; 3) раз нужна дань и будет расти сопротивление - нужно твердое руководство. Самокритика не должна касаться руководства, а постелей. Самокритика на деле двинута против Томского и Угланова. В результате получается полицейщина. Теперь дело не в «кукушке», а действительно решаются судьбы революции. При этой теории может погибнуть все. В то же время вовне Сталин ведет правую политику: выгон Коминтерна из Кремля провел он. Он предлагал ни одного расстрела по Шахтинскому делу (мы голоснули против), во всех переговорах идет на уступки. Томский формулирует так: я (Томский) правее тебя (Бухарина) в международных делах на 30 километров, но я (Томский) левее Сталина на 100 километров. Линия губительная, но он не дает возможности даже обсуждать. Ловит, пришивает уклоны. Фраза в его речи, в которой сказано, что так рассуждать могут только «помещики», - буквальная цитата из одной речи Угланова. Нас он будет резать.

5) Я: «Каковы же ваши силы?»

Бухарин: «Я, Рыков, Томский, Угланов (абсолютно, питерцы вообще с нами, но испугались, когда зашла речь о возможной смене Сталина, поэтому Комаров дезавуировал речь Стецкого, но вечером ко мне прибегал Угаров извиняться за Комарова, Андреев за нас. Его снимают с Урала. Украинцев Сталин сейчас купил, убрав с Украины сейчас Кагановича. Потенциальные силы наши громадны, но 1) середняк цекист еще не понимает глубины разногласий, 2) страшно боится раскола, поэтому, уступив Сталину в чрезвычайных мерах, затруднил наше нападение на него. Мы не хотим выступать раскольниками, ибо тогда нас зарежут. Но Томский в последней речи на пленуме показал явно, что раскольник - Сталин. Ягода и Трилиссер - с нами. 150 случаев типа маленьких восстаний. Ворошилов и Калинин изменили в последний момент. Я думаю, что Сталин держит их какими-то особыми цепями. Наша задача постепенно разъяснять гибельную роль Сталина и подвести середняка цекиста к его снятию. Оргбюро - наше.

6) Я: «Но пока он снимает вас». Он: «Что же делать». Снятие сейчас не пройдет в ЦК. По ночам я иногда думаю: «А имеем ли мы право промолчать. Не есть ли это недостаток мужества». Но расчет говорит: надо действовать осторожно. В пятницу доклад Рыкова. Там поставим точки над «и». В «Правде» я буду печатать ряд статей, может быть, нужен еще удар, чтобы партия поняла, куда он ее ведет.

7) В приложение к сему и между этими приложениями куча «разоблачений» о «семерке» и пр. и пр. Тон - абсолютной ненависти к Сталину и абсолютного разрыва. Вместе с тем метания, выступать открыто или не выступать. Выступать - зарежет по статье о расколе. Не выступать - зарежет мелкой шахматной игрой, да еще свалит, взвалит ответственность, если хлеба в октябре не будет.

Я: «А на что они надеются, чтобы получить хлеб?»

Он: «В том-то и дело, что на воспроизведение чрезвычайных мер при воспроизведении трудностей. А это - военный коммунизм и зарез».

Я: «А вы?»

Он: «Может быть, придется идти на еще более глубокий маневр, чтобы мириться с середняком. Кулака можно травить сколько угодно, но с середняком надо мириться. При Сталине и тупице Молотове. который учит меня марксизму и которого мы называем «каменной задницей», ничего сделать нельзя.

8) Я: «Чего ж ты ждешь от нас?»

Он: «Сталин хвалится, что вы у него в кармане. Ваши (персонально - Жук) ангажируются у Сталина. Это было бы ужасно. Вы сами, конечно, определите свою линию, но я просил бы, чтобы вы одобрением Сталину не помогали ему душить нас. Сталин, вероятно, будет искать контакта с вами; я хочу, чтобы вы узнали, о чем идет дело.»

9) «Не нужно, чтобы кто-нибудь знал о нашей встрече. Не говори со мной по телефону, подслушивают. За мной ходит ГПУ, и у тебя стоит ГПУ. Хочу, чтобы была информация, но не через секретарей и посредников. О том, что я говорил с тобой, знают только Рыков и Томский. Ты тоже не говори никому, но скажи своим, чтобы не нападали, на нас.»

10) Я: «Показывал Сталин тебе записку Зиновьева?»

Он: «Нет, первый раз слышу».

Я: «Что с нами будут делать?».

Он: «Не знаю. С нами об этом не говорят. Либо он попробует вас купить высокими назначениями, или назначит на такие места, чтобы ангажировать, ничего наверное не знаем. До свидания. В ближайшие дни, будучи очень занят Конгрессом, не смогу тебя видеть. Вообще, надо конспирировать!»

«Программу во многих местах мне испортил Сталин». «Он сам хотел читать доклад в пленуме о программе (!!!); я насилу отбился. Его съедает жажда стать признанным теоретиком. Он считает, что ему только этого не хватает».

Кроме того, масса мелочей, деталей. Потрясен он чрезвычайно. Порой губы прыгали от волнения. Порой производит человека, знающего, что он обречен. Все думают, на днях должны появиться сигналы из другого лагеря. И надо спокойно выжидать. Это будет!

Социалистический вестник, Берлин, 1929, 22 марта.

3.[ ]

Дополнения к рассказу Бухарина. Ночь, 11.ХП/7.

1) В общем, впечатление скорее обреченности. Его выражение: не есть ли вся наша «буза» - онанизм. Иногда я говорю Ефиму (Цейтлин, секретарь Бухарина): не безнадежны ли наши дела: 1) если страна гибнет - мы тоже гибнем, 2) если страна выкручивается - Сталин вовремя поворачивает и мы тоже гибнем, что делать? Что делать, когда имеешь дело с таким противником: чингис-ханов-ниская культура ЦК.

2) Молотов и Сталин о выходе из Уханьского правительства.

3) Сталин говорит комсомольцам: как решится вопрос о броне, зависит от того, прекратит ли Бухарин подлую политику.

4) Нам начинать дискуссию. Нас за это зарежут! ЦК боится дискуссии.

5) А что если подадим в отставку - я, Рыков, Томский.

6) Не отстраниться ли мне на время - два месяца не путаться в текущей политике. А когда наступит кризис - выступить прямо и полностью открыто.

7) Дискуссию нам начинать нельзя, потому что она прямо начнется с вооруженного столкновения, ибо каковы будут обвинения. Мы скажем: вот человек, который довел страну до голода и гибели. А он - они защищают кулаков и нэпманов.

8) Партия и государство слились - вот беда.

9) Сталина ничто не интересует, кроме сохранения власти. Уступив нам, он сохранил ключ к руководству, а сохранив его, потом нас зарежет; что нам делать. Ибо субъективные условия в ЦК к снятию Сталина зреют, но еще не созрели.

10) Сокольников: активизируйте свою политику, требуйте хотя бы удаления Молотова.

11) Сталин знает одно средство - месть, и в то же время всаживает нож в спину.

12) Вспомним теорию «сладкой мести».

13) Серго не рыцарь. Ходил ко мне, ругательски ругал Сталина, а в решающий момент предал.

История резолюции Пленума и драки: 1) я требовал обсуждения общего вопроса. Сталин уклонялся: нужен промфинплан и т.д.; 2) пишу Сталину письмо и требую общего обсуждения. Он прибегает ко мне: «Бухашка, ты можешь даже слону испортить нервы», но на обсуждение не соглашается; 3) я пишу второе письмо - он зовет меня к себе. Начинает: мы с тобой Гималаи - остальные ничтожество; 4) идем в «семерку» - Дикая сцена. Он начинает на меня орать; я рассказываю его слова о Гималаях. Он кричит: «Врешь! Ты это выдумал, чтобы натравить на меня членов Политбюро». Расходимся; 5) я читаю, не выпуская из рук, декларацию на 20 страницах. Молотов объявляет антиленинизмом, антипартийным. Сталин: на 9/10 могу принять. Молотов уходит. Принимается как основа; я ухожу писать резолюцию. Они тоже неожиданно приносят резолюцию, украденную с моей декларации; я делаю три поправки, Рыков - одну. Все принимается единогласно. Сталин рассуждает так: я дал хлеб экстренными мерами, я повернул вовремя и сам написал резолюцию. Если понадобятся меры - я один смогу их провести. А на деле ведет к гибели.

14) Варга читает доклад потому, что Сталин не хочет, чтобы читал Рыков, что мне делать с этим докладом, еще не знаю. Варга будет развивать, что голод неизбежен, раз индустриализация.

15) Сталин нарушил постановление ПБ («7-ки»). Было решение разослать письмо Фрумкина всем членам ПБ и составить ответ. Сталин, не дождавшись этого, сам написал и отправил ответ. Мы приняли резолюцию порицания за нарушение постановления. «Ответ признали правильным, но неполным». «Больше я не мог натянуть».

16) При этом или другом случае я (Бухарин) сказал ему следующее: «Не думайте, что Политбюро является совещательным органом при генсеке».

17) Политика Сталина ведет к гражданской войне. Ему придется заливать кровью восстания.

12/7, утром в 11 час. Сокольников рассказал следующее: из колхозных прений интересно только следующее. Сталин выступил с резкой грубой речью против Томского. «С большим удивлением слушал я речь Томского. Томский думает, что у нас нет никаких резервов, кроме уступок деревне, - это капитулянтство и неверие в строительство социализма. А если середняки потребуют уступок в монополии внешней торговли, крестьянский союз. Тоже уступить? Это - капитулянтство. Наш резерв - совхозы и работа среди бедноты. Черный, зеленый, злой, раздраженный. Впечатление гнетущее. Теперь все поняли, что нападает не только Бухарин, но и Сталин. Поражала грубость. Сокольников механику пленума представляет так: открыл наступление Рыков. Отвечает Сталин. Питерцы колебались дезавуировать Стецкого. Тогда Бухарин зарылся в землю, но ни одного фугаса не взорвал. Молотов обнаглел и обстрелял «Правду» (Астрова в особенности, но вообще однобокость всей «Правды» и примечание к Крицману и пр.). Тогда Томский напал на Молотова, но по форме мягко. Тогда Сталин напал на Томского прямо и грубо.

Социалистический вестник, Берлин, 1929, 4 мая.