Einführung:Aufruf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei zum Aufbau eines antifaschistisch-demokratischen Deutschlands

Aus 1000 Schlüsseldokumente
Version vom 24. Mai 2024, 08:44 Uhr von imported>Importeur (Die Seite wurde importiert am 2024-05-24T06:44:27+00:00)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche


Der Beginn erschien als demokratischer Aufbruch. Mit ihrem Aufruf vom 11. Juni 1945, der zwei Tage später in der ersten Ausgabe des Zentralorgans der Glossar:Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), der "Deutschen Volkszeitung" veröffentlicht wurde, bekannte sich das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei (ZK) zu den Zielen, die Reste der nationalsozialistischen Diktatur zu beseitigen und eine parlamentarische Republik zu errichten. Überdies waren grundlegende Freiheitsrechte zu sichern und die Selbstverwaltung wiederherzustellen. Nicht zuletzt sollten eine umfassende Bodenreform durchgeführt und die Arbeitsbedingungen der "Werktätigen" verbessert werden.

Dagegen verzichtete die KPD-Führung auf die Forderung nach der Durchsetzung des "Sozialismus" oder sogar der "Diktatur des Proletariats" nach sowjetischem Vorbild. Vielmehr sollte die Ankündigung einer "antifaschistisch"-demokratischen Neuordnung ebenso wie das offene Bekenntnis zu eigenen Fehlern der kommunistischen Führung (und damit zugleich der sowjetischen Politik) auch in Westdeutschland eine beträchtliche Resonanz sichern. Dem gleichen Ziel dienten der Appell an den Willen zum Neuaufbau und der Versuch, die Verantwortung für die Verbrechen, die im "Dritten Reich" begangen worden waren, auf die führenden Nationalsozialisten und ihre "aktiven Anhänger und Helfer" abzuschieben.

Insgesamt schienen die Spitzenfunktionäre der KPD mit ihrem Aufruf vom 11. Juni 1945 die "Volksfront"-Konzeption zu prolongieren, die sie auf ihrer "Brüsseler" Konferenz im Oktober 1935 verabschiedet und in der Resolution zur "Berner" Konferenz (Januar/Februar 1939) noch entschiedener vertreten hatten. In ihrem Moskauer Exil waren von der KPD-Führung unter dem Vorsitzenden Wilhelm Pieck 1944/45 – vor allem in dem "Aktionsprogramm des Blocks der kämpferischen Demokratie" – schließlich einzelne Maßnahmen zur Demokratisierung, Sozialreform und Entnazifizierung formuliert worden.

Nach den "Richtlinien für die Arbeit der deutschen Antifaschisten in dem von der Roten Armee besetzten deutschen Gebiet" vom 5. April 1945 hatten führende "Genossen" der KPD vor allem die Ernährung zu sichern, neue kommunale Selbstverwaltungsorgane einzusetzen und eine "antifaschistische" Neuorientierung herbeizuführen. Die Durchsetzung dieser Ziele oblag besonders den "Initiativgruppen" unter den kommunistischen Spitzenfunktionären Walter Ulbricht, Anton Ackermann und Gustav Sobottka, die am 30. April 1945 in einem sowjetischen Flugzeug in der Nähe der brandenburgischen Stadt Calau gelandet waren. Bereits am 25. Mai 1945 hatte Georgi Dimitroff, der Leiter der Abteilung Internationale Information des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der UdSSR, Pieck mitgeteilt, dass die sowjetische Besatzungsmacht beabsichtigte, die KPD wieder zuzulassen.

Am Sonntag, dem 3. Juni 1945 wurde Ackermann, der die "Initiativgruppe" in Sachsen leitete, von sowjetischen Offizieren unerwartet früh geweckt. Noch bevor der Morgen graute, brachte ihn ein sowjetisches Flugzeug von Dresden nach Berlin. Dort traf er auf Ulbricht und Sobottka, die zusammen mit ihm unverzüglich nach Moskau geflogen wurden. Hier erwarteten sie Pieck und Josef W. Stalin zu einem Gespräch, an dem am späten Nachmittag und Abend des 4. Juni auch die sowjetischen Partei- und Staatsfunktionäre Wjatscheslaw M. Molotow und Andrej Shdanow teilnahmen. Angesichts der bevorstehenden Wiederzulassung der Parteien in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) sollten in dem Gespräch die Grundzüge der Politik im Nachkriegsdeutschland abgestimmt werden.

Stalin trat in der Unterredung nachdrücklich für die Etablierung einer parlamentarisch-demokratischen Republik ein, in der die "Arbeiterklasse" allerdings die politische Vorherrschaft ausüben sollte. Der sowjetische Diktator lehnte eine Übertragung des politischen Systems der Sowjetunion auf die SBZ aber explizit ab. Zudem verlangte er, zunächst die KPD zu festigen, während Ulbricht für eine schnelle Vereinigung der Partei mit den Sozialdemokraten eintrat. Jedoch forderte Stalin die deutschen Kommunisten auf, ohne Verzögerung eine Bodenreform anzukündigen, mit der die Macht der verhassten "Junker" gebrochen werden sollte. Abschließend beauftragten die sowjetischen und deutschen Spitzenfunktionäre Ackermann, das "antifaschistische" Programm der KPD unverzüglich in einem Manifest zu niederzuschreiben. Diese Wahl war keineswegs zufällig, denn unter den kommunistischen Spitzenfunktionären trat Ackermann am nachdrücklichsten für einen spezifisch "deutschen Weg" zum "Sozialismus" ein.

Noch in der Nacht vom 4. zum 5. Juni 1945 verfasste Ackermann den Aufruf, der den Führungsanspruch der deutschen Kommunisten gegenüber den sozialdemokratischen und "bürgerlichen" Politikern dokumentieren und den Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht auf die politische Entwicklung Deutschlands sichern sollte. Nachdem Ackermanns Entwurf am 5. Juni zunächst im Kreis der deutschen Kommunisten und am darauf folgenden Tag mit Dimitroff diskutiert worden war, erteilte Stalin am 7. Juni seine Zustimmung. Auch das Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion nahm den Text an. Noch in Moskau entschieden die deutschen Spitzenfunktionäre über die Zusammensetzung eines provisorischen Zentralkomitees, dessen Mitglieder den Aufruf unterzeichnen sollten. Franz Dahlem wurde erst am 10. Juni nachträglich auf die Liste genommen, da er als führender KPD-Funktionär zwar in das Konzentrationslager Mauthausen eingeliefert, 1939 aber beschuldigt worden war, gegen Weisungen der Moskauer Exilführung agiert zu haben.

Als die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) noch am 10. Juni 1945 die Gründung demokratischer Parteien zuließ, war die KPD umfassend vorbereitet. Der vorliegende Aufruf an das "schaffende[…] Volk in Stadt und Land" sollte den deutschen Kommunisten gegenüber der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Glossar:Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), gegründet am 15. Juni 1945), der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (Glossar:Christlich Demokratische Union (CDU), gebildet am 26. Juni 1945) und der Liberal-Demokratischen Partei (LDPD, zugelassen am 10. Juli 1945) einen organisatorischen Vorsprung verschaffen. Allerdings war die massive und einseitige Unterstützung der KPD durch die sowjetische Besatzungsmacht für die stufenweise Durchsetzung des Herrschaftsmonopols der deutschen Kommunisten in der SBZ entscheidender.

Nach der Vereinigung mit der SPD, die weitgehend erzwungen werden musste, begann mit der Stalinisierung der Sozialistischen Einheitspartei (Glossar:Sozialistische Einheitspartei Deutschlands(SED)) 1947 die Durchsetzung der kommunistischen Diktatur. Zugleich wurde in den späten vierziger Jahren eine Zentralplanwirtschaft auf der Grundlage des Staats- und Kollektiveigentums errichtet. Mit dem Übergang zum "Aufbau des Sozialismus" in der DDR, den die SED-Führung schließlich auf ihrer 2. Parteikonferenz (9. – 12. Juli 1952) beschloss, war das Programm des Aufrufs der KPD vom 11. Juni 1945 schließlich Makulatur.

Das Dokument ist unterschiedlich interpretiert worden. Vor 1989 galt der Aufruf in der offiziellen Geschichtsschreibung der DDR als Ausdruck der "antifaschistisch-demokratischen Umwälzung" (Benser, S. 314). Dieser Prozess habe aber mit der "Freisetzung der revolutionären Potenzen der Arbeiterklasse und der schöpferischen Kräfte der Werktätigen" (Benser, S. 323) letztlich auf die Errichtung der "Diktatur des Proletariats" gezielt.

Spiegelbildlich ging auch die westdeutsche Historiographie bis zu den siebziger Jahren von einem allmählichen, aber von den deutschen Kommunisten und der SMAD gezielt herbeigeführten Übergang zum Einparteienregime aus. Ebenso ist nach 1990 auf die "dynamische Komponente" des Bekenntnisses zur Demokratie verwiesen worden, die damit "nicht ein Ziel, sondern der Weg […] zum Sozialismus" (Wettig, S. 159) gewesen sei. Diese Deutung legen einzelne Passagen in dem Aufruf des ZK vom 11. Juni 1945 nahe, die (nicht zuletzt sprachlich) auf die Zählebigkeit der [[|revolutionären Radikalität ]] in den Reihen der KPD verweisen. So verlangte ihre Führung pauschal die "Liquidierung des Großgrundbesitzes", und sie warnte vor einer Stärkung der "imperialistische[n] Reaktion". Überdies betrachtete das ZK die Geschichte Deutschlands zumindest seit 1918 als Bestätigung ihrer Programmatik, so dass sie ihren politischen Führungsanspruch für gerechtfertigt hielt.

Gegenüber dieser Interpretation, die den kommunistischen Herrschaftsanspruch akzentuiert, ist argumentiert worden, dass vor allem der Kalte Krieg die Etablierung der kommunistischen Diktatur in der DDR herbeigeführt habe. Obgleich teleologische Interpretationen zurückzuweisen sind, kann man in dem Aufruf des ZK der KPD vom 11. Juni aber allenfalls "demokratische Ansätze", nicht jedoch den Beginn einer "demokratischen Vorgeschichte der DDR" (Weber, S. 196) erkennen.


Arnd Bauerkämper


Начало казалось было демократическим прорывом. С его призывом 11 июня 1945г., который был опубликован спустя 2 дня в первом выпуске центрального органа КПГ, "Немецкой народной газете", Центральный Комитет Коммунистической Партии(ЦК) признавал свою ответственность за цели устранить остатки национал-социалистской диктатуры и соорудить парламентскую республику. Кроме того, нужно было гарантировать основные права свободы и восстановить самоуправление. Не в последнюю очередь должны были проводиться обширная земельная  реформаи улучшаться условия труда "трудящихся".

Руководство КПГ отказывалось напротив от требования проведения "социализма" или даже "диктатуры пролетариата" по советскому образцу. Более того объявление "антифашистско"- демократического преобразования так же, как и открытое признание собственных ошибок коммунистического руководства (и вместе с тем одновременно советской политики) должны были гарантировать значительный резонанс также в Западной Германии. Той же самой цели служили призыв к воле для нового строительства и попытка, перевалить ответственность за преступления, которые были совершены в "Третьем Рейхе" на ключевых национал-социалистов и его "активных приверженцев и помощников".

В целом высшие функционеры КПГ с их призывом от 11 июня 1945г., кажется, продлевали концепцию "народного фронта", которую они принимали на их "Брюссельской" конференции в октябре 1935г. и ещё решительнее выступали за неё в резолюции "Бернской" конференции (январь/февраль 1939г.). В Московской эмиграции руководством КПГ наконец были сформулированы отдельные меры под председателем Вильгельмом Пиком

в 1944/45гг. - прежде всего, в "программе действий блока боевой демократии " - по демократизации, социальной реформе и денацификации.

По "директивам работы немецких антифашистов на немецкой территории оккупированной Красной Армией" от 5 апреля 1945г. ведущие "товарищи" КПГдолжны были гарантировать, прежде всего, питание, назначать новые местные органы самоуправления и осуществлять "антифашистскую" переориентацию. Проведение этих целей подлежало обязанностям "инициативной группы" среди коммунистических высших функционеров

Вальтер Ульбрихт, Антон Акерманн и Густав Соботтка, которые приземлились 30 апреля 1945г. в советском самолете вблизи Бранденбургского города Калау. Уже 25 мая 1945г. Георгий Димитров, руководитель отдела международной информации центрального комитета коммунистической партии СССР сообщал Пику, что советская оккупационная сила намеривается вновь впустить КПГ.

В воскресенье 3 июня 1945г. Акерманн, который руководил "инициативной группой" в Саксонии, был неожиданно рано разбуждён советскими офицерами. Прежде чем утро начинало светать, советский самолет доставил его из Дрездена в Берлин. Там он встретился Ульбрихтом и Соботкой, которые вместе с ним безотлагательно прилетели в Москву. Здесь они ожидали Пика и Йосифа В.Сталинадля беседы, в которой также принимали участие советские партийные работники и государственные функционерыВячеслав Молотов и Андрей Жданов после обеда и вечером  4 июня. Ввиду предстоящего повторного впуска партии в Советской оккупационной зоне (СОЗ) основные черты политики в послевоенной немецкой стране должны были согласовываться в беседе.

Сталин настойчиво выступал в беседе за учреждение парламентско-демократической республики, в которой "рабочий класс" должен исполнять политическое преобладание. Однако, советский диктатор определенно отказывался от передачи политической системы Советского Союза в СОЗу. Кроме того, он требовал укрепить сначала КПГ, в то время как Ульбрихт выступал за быстрое объединение партии с социал-демократами. Однако, Сталин требовал от немецких коммунистов без задержки сообщать о земельной реформы, сломать власть ненавистных "юнкеров". В заключение советские и немецкие высшие функционеры поручали Акерманну, чтобы он безотлагательно записал "антифашистскую" программу КПГ в манифест. Этот выбор был ничуть не случаен, так как среди коммунистических высших функционеров Акерманн настойчиво выступал за специфически "немецкую дорогу" к "социализму".

Еще ночью с 4 на 5 июня 1945г. Акерманн сформулировал призыв, который должен был документировать требование руководства немецких коммунистов по отношению к социал-демократическим и "буржуазным" политикам и гарантировать влияние советской оккупационной власти на политическое развитие Германии. После того, как проект Акерманна был обсуждён 5 июня, сначала в кругу немецких коммунистов и на следующий день с Димитровым, Сталин выдал его 7 июня. Также политбюроКоммунистической партии Советского Союза приняло этот текст. Ещё в Москве немецкие высшие функционеры решили состав временного центрального комитета, члены которого должны были подписать призыв. Франц Далем был взят только 10 июня дополнительно в список, так как он как ключевой функционер КПГ, был правда выслан в концентрационный лагерь Маутхаузен, однако, обвинен в 1939г. за действия против указаний Московского руководства эмиграции.

Когда Советская Военная Администрация в Германии  (СВАГ) допускала ещё 10 июня 1945г.основание демократических партий, КПГ была уже всеобъемлюще подготовлена.

Данный призыв направленный на "творческий [...] народ в городе и стране" должен был давать немецким коммунистам организационное превосходство по сравнению с Социал-демократической партией Германии (СДПГ, основанной 15 июня 1945г.), Христианско-демократическим союзом Германии (ХДС, образованным 26 июня 1945г.) и либерально-демократической партией (ЛДПГ, допущенной 10 июля 1945г.). Однако массивная и односторонняя поддержка КПГ советской оккупационной силой для поступенчатого образования господствующей монополии немецких коммунистов в СОЗе была более важнее.

После объединения с СДПГ, которое необходимо было в значительной мере вынуждать, проведение коммунистической диктатуры начинало со станилизацией Социалистической Единой Партии (СЕД) в 1947г. Одновременно сооружалось в поздние сороковые годы на основании государственной и коллективной собственностицентральное плановое хозяйство. С переходом к "строительство социализма" в ГДР, который решало руководство СЕПГ на 2 партийной конференции (9-12 июля 1952г.), программа призыва КПГ от 11 июня 1945г. была, наконец, макулатурой. Документ был интерпретируем по-разному. До 1989г. призыв считался в официальной историографии ГДР выражением "антифашистского демократического переворота" (Бензер, стр. 314). Однако, этот процесс с "освобождением революционных возможностей рабочего класса и творческих сил трудящихся" (Бензер, стр. 323) в конечном счете был нацелен на создание "диктатуры пролетариата". Точь в точь предполагала западногерманская историография до семидесятых годов постепенный, но немецкими коммунистами и СВАТ целенаправленно вызванный переход к режиму одной партии. Так же был рекомендован после 1990г. "динамичный компонент" признания демократии, который  был бы вместе с тем "не цель, а дорога [...] к социализму" (Веттинг, стр. 159). К этой интерпритации привели отдельные пассажи призыва ЦК от 11 июня 1945г., которые показывают (не в последнюю очередь в отношении языка) живучесть [[| революционной радикальности ]]  в рядах КПГ. Так, например, требовало её руководство полную "ликвидацию крупного землевладения", и предостерегало от укрепления "империалистической реакции". Кроме того, ЦК рассматривал историю Германии по меньшей мере с 1918г. в качестве подтверждения её программатики, так что она считала политическое требование её руководства оправданным.

По сравнению с этой интерпретацией, которая акцентирует коммунистическое требование господства, были приведены аргументы, что, прежде всего, Холодная война вызвала бы создание коммунистической диктатуры в ГДР. Хотя телеологические интерпретации нужно отвергать, в призыве ЦК КПГ от 11 июня, однако, можно узнать "демократические намерения", но не начало "демократической предыстории ГДР" (Вебер, стр. 196).


Арнд Бауеркэмпер