Mitteilung der Pressestelle des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen der DDR [Sputnik-Verbot], 19. November 1988

Zusammenfassung

Am 30. September 1988 veranlasste der SED-Generalsekretär Erich Honecker, die Nichtauslieferung der Oktoberausgabe der für das Ausland bestimmten sowjetischen Monatszeitschrift Sputnik. Außerdem ordnete er an, dass die Zeitschrift auf Dauer von der Postzeitungsliste der DDR gestrichen werden sollte. Öffentlich bekannt wurde dies erst anderthalb Monate später durch eine Kurzmeldung der staatlichen Nachrichtenagentur ADN. Daraufhin begann ein Proteststurm, an dem sich breite Kreise der Bevölkerung mit Tausenden von Eingaben beteiligten. Dies brachte die SED-Führung in Erklärungsnot, zumal sich auch zahlreiche Parteimitglieder ungeschminkt über die Informations- und Medienpolitik in der DDR beschwerten. Sie beriefen sich auf Gorbatschows Reformpolitik – Perestroika und Glasnost –, die seit Mitte der 1980er Jahre im Sputnik durch Auszüge aus sowjetischen Printmedien propagiert wurde. Glasnost ließ die schonungslose Aufarbeitung der sowjetischen stalinistischen Vergangenheit zu. Insbesondere die These, Stalin habe Hitlers Machtergreifung ermöglicht, hatte die Altkommunisten in der DDR-Führung in Rage gebracht. Die Auswirkungen des Sputnik-Verbots trugen maßgeblich zur fortschreitenden Erosion der SED-Diktatur bei.