Einführung: Programm der Deutschen Demokratischen Partei: Unterschied zwischen den Versionen

Aus 1000 Schlüsseldokumente
Wechseln zu: Navigation, Suche
imported>Importeur
(Die Seite wurde importiert am 2024-05-24T06:44:27+00:00)
 
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
 
(14 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:
__NOTOC__
__NOTOC__
<div class="text-de">
<div class="text-de">
Noch während der {{#set:Glossar=Novemberunruhen 1918}}[[Glossar:Novemberunruhen 1918|Novemberunruhen 1918]] hoffte der linksliberale Teil des bürgerlichen Lagers auf einen demokratischen Neubeginn des Liberalismus. So erfolgte bereits am 16. November 1918 unter der Führung des Chefredakteurs des {{#set:Glossar=Berliner Tageblatt}}[[Glossar:Berliner Tageblatt|Berliner Tageblatts]], {{#set:Glossar=Wolff}}[[Glossar:Wolff|Theodor Wolff]], und des Kultursoziologen {{#set:Glossar=Weber}}[[Glossar:Weber|Alfred Weber]] ein Gründungsaufruf zu "einer großen demokratischen Partei für das einige Reich" (Nuschke, S. 24ff.). Die Gründer verfolgten damit mehrere Ziele. Zum einen hofften sie, damit die bisherige Spaltung des Liberalismus überwinden zu können und eine Partei des geeinten Liberalismus zu gründen, welche im Bündnis mit der {{#set:Glossar=SPD}}[[Glossar:SPD|SPD]] das Fundament der neuen republikanischen Ordnung werden sollte. Zum anderen wollte man gleichzeitig damit eventuellen konservativen Restaurationsversuchen sowie bolschewistischen Bestrebungen entgegenwirken. Es wurde ein klares Bekenntnis zur Republik ausgesprochen und es erfolgte eine entschiedene Ablehnung "jeden bolschewistischen, reaktionären oder sonstigen Terrors". Außerdem verurteilten die Parteigründer das alte System und werteten den Zusammenbruch der Monarchie auch als Ende der bisherigen Parteien sowie deren politischer Führer: "Am 9. November 1918 sind die alten Parteiformen zerbrochen".
<div style="text-align:right;">''von: Daniela Neri-Ultsch, 2010''</div>


Der Gründungsaufruf stieß auf große Resonanz, der Wille zu einem Neuanfang und zur Mitarbeit an einer neuen demokratischen Gesellschafts- und Staatsform schien weit verbreitet zu sein. Unter den Befürwortern fanden sich Abgeordnete der linksliberalen {{#set:Glossar=Fortschrittspartei}}[[Glossar:Fortschrittspartei|Fortschrittspartei]] wie auch der {{#set:Glossar=nationalliberale Partei}}[[Glossar:nationalliberale Partei|nationalliberalen Partei]]. Jedoch setzte sich der Großteil des Gründerkreises der DDP vor allem aus bekannten Journalisten, Professoren, Unternehmern und höheren Beamten zusammen, die zuvor noch nicht parteipolitisch hervorgetreten und somit politisch unverbraucht waren.


Damit die neu zu gründende Partei auch wirklich einen Neuanfang darstellte, wollte man politische Kräfte, die sich für {{#set:Glossar=annektionistische Kriegsziele}}[[Glossar:annektionistische Kriegsziele|annektionistische Kriegsziele]] und bis zuletzt für die Aufrechterhaltung der Monarchie ausgesprochen hatten, nicht aufnehmen. Damit konnte trotz intensiver Verhandlungen mit Teilen der nationalliberalen Partei unter der Führung von {{#set:Glossar=Stresemann}}[[Glossar:Stresemann|Gustav Stresemann]] keine geeinte Partei des Liberalismus entstehen. Im Gegenteil: Die seit 1868 bestehende Teilung des Liberalismus blieb aufrechterhalten, als größere Teile der nationalliberalen Partei unter Gustav Stresemann am 5. Dezember 1918 ebenfalls eine neue Partei ins Leben riefen, die Deutsche Volkspartei ({{#set:Glossar=DVP}}[[Glossar:DVP|DVP]]). Nur wenige Tage zuvor, am 20. November 1918, hatten u.a. {{#set:Glossar=Payer}}[[Glossar:Payer|Friedrich von Payer]], {{#set:Glossar=Fischbeck}}[[Glossar:Fischbeck|Otto Fischbeck]], {{#set:Glossar=Gothein}}[[Glossar:Gothein|Georg Gothein]], Theodor Wolff, Alfred Weber, {{#set:Glossar=Preuß}}[[Glossar:Preuß|Hugo Preuß]], {{#set:Glossar=Schacht}}[[Glossar:Schacht|Hjalmar Schacht]], {{#set:Glossar=Gerlach}}[[Glossar:Gerlach|Hellmut von Gerlach]] und {{#set:Glossar=Nuschke}}[[Glossar:Nuschke|Otto Nuschke]] die Gründung der Deutschen Demokratischen Partei vollzogen (Wegner/Albertin, S. XII). Der Personenkreis der Gründungsgruppe setzte sich zum einen aus renommierten Journalisten bekannter Presseorgane und aus ausgewiesenen Gelehrten, die auch publizistisch hervorgetreten waren, zusammen. Zum anderen fanden sich auch aus dem wirtschaftlichen Bereich einerseits Unternehmer, Generaldirektoren und Syndici sowie Verbandsfunktionäre und Repräsentanten der Gewerkschaften der organisierten Arbeiter, Angestellten, kleineren, mittleren und höheren Beamten zusammen. So war z.B. Theodor Wolff (1868-1943) von 1906 bis 1933 Chefredakteur des Berliner Tageblatts. Alfred Weber, Professor für Nationalökonomie an der Universität Heidelberg und Hugo Preuß, Professor für öffentliches Recht an der Handelshochschule Berlin, repräsentierten die Gelehrten innerhalb der DDP. Während Otto Fischbeck lange Zeit als Syndikus der Papier verarbeitenden Berufgenossenschaft tätig war und Georg Gothein als Syndikus der Handelskammer Breslau und als Vorstandsmitglied des Außenhandelsverbandes, hatte Hjalmar Schacht eine Karriere als Stellvertretender Direktor der {{#set:Glossar=Dresdner Bank}}[[Glossar:Dresdner Bank|Dresdner Bank]] und dann als Geschäftsinhaber der {{#set:Glossar=Nationalbank}}[[Glossar:Nationalbank|Nationalbank]] eingeschlagen.
Noch während der Novemberunruhen 1918 hoffte der linksliberale Teil des bürgerlichen Lagers auf einen demokratischen Neubeginn des Liberalismus. So erfolgte bereits am 16. November 1918 unter der Führung des Chefredakteurs des Berliner Tageblatts, {{#set:Glossar=Wolff, Theodor}} [[Glossar:Wolff, Theodor|Theodor Wolff]], und des Kultursoziologen {{#set:Glossar=Weber, Alfred}} [[Glossar:Weber, Alfred|Alfred Weber]] ein Gründungsaufruf zu „einer großen demokratischen Partei für das einige Reich“.<ref name="ftn1">Otto Nuschke, Wie die Deutsche Demokratische Partei wurde, was sie leistete und was sie ist. In: Anton Erkelenz (Hrsg.), Zehn Jahre Deutsche Republik. Ein Handbuch für republikanische Politik. Sieben Stäbe, Berlin-Zehlendorf 1928, S. 24–41, hier S. 24ff.</ref> Die Gründer verfolgten damit mehrere Ziele. Zum einen hofften sie, damit die bisherige Spaltung des Liberalismus überwinden zu können und eine Partei des geeinten Liberalismus zu gründen, welche im Bündnis mit der {{#set:Glossar=Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)}} [[Glossar:Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)|SPD]] das Fundament der neuen republikanischen Ordnung werden sollte. Zum anderen wollte man gleichzeitig damit eventuellen konservativen Restaurationsversuchen sowie bolschewistischen Bestrebungen entgegenwirken. Es wurde ein klares Bekenntnis zur Republik ausgesprochen und es erfolgte eine entschiedene Ablehnung „jeden bolschewistischen, reaktionären oder sonstigen Terrors“. Außerdem verurteilten die Parteigründer das alte System und werteten den Zusammenbruch der Monarchie auch als Ende der bisherigen Parteien sowie deren politischer Führer: „Am 9. November 1918 sind die alten Parteiformen zerbrochen“.


Auf dem außerordentlichen Parteitag der DDP, der vom 13. bis 15. Dezember 1919 in Leipzig stattfand, wurde das Parteiprogramm der DDP beschlossen und verabschiedet, welches sich zwischen demokratischem Nationalismus und internationalem Friedensdenken bewegte. Die DDP unterstrich in ihrem Programm noch einmal ihr Bekenntnis zur Republik: "Die Deutsche Demokratische Partei steht auf dem Boden der [[{{#ask: [[DokumentID::0002_wrv]]| ?ArtikelTitel=| mainlabel=- |link=none}}|Weimarer Reichsverfassung]]; zu ihrem Schutz und ihrer Durchführung ist sie berufen". Auf der Basis dieses republikanischen Bekenntnisses sprach sich die DDP im Bereich der Innenpolitik für die demokratische Ordnung, für den Rechtsstaat, sowie für Föderalismus und Selbstverwaltung, aber auch für die Gleichstellung der Frau und eine fundamentale Heeresreform aus – so sah das Programm ein {{#set:Glossar=Milizsystem}}[[Glossar:Milizsystem|Milizsystem]] vor.
Der Gründungsaufruf stieß auf große Resonanz, der Wille zu einem Neuanfang und zur Mitarbeit an einer neuen demokratischen Gesellschafts- und Staatsform schien weit verbreitet. Unter den Befürwortern fanden sich Abgeordnete der linksliberalen Fortschrittspartei wie auch der nationalliberalen Partei. Jedoch setzte sich der Großteil des Gründerkreises der DDP vor allem aus bekannten Journalisten, Professoren, Unternehmern und höheren Beamten zusammen, die zuvor noch nicht parteipolitisch hervorgetreten und somit politisch unverbraucht waren.


Auf dem außenpolitischen Sektor betonte die DDP ihr Eintreten für die Revision des {{#set:Glossar=Vertrag von Versailles}}[[Glossar:Vertrag von Versailles|Vertrags von Versailles]] und des {{#set:Glossar=Vertrag von St. Germain}}[[Glossar:Vertrag von St. Germain|Vertrags von St. Germain]] sowie für den Zusammenschluss aller Deutschen in einem Staat. Darüber hinaus hielt sie eine enge Verbindung zu allen Auslandsdeutschen für wichtig und forderte außerdem das Recht auf Kolonien bzw. deren Rückgabe. Gleichzeitig trat die DDP jedoch entschieden für den {{#set:Glossar=Voelkerbund}}[[Glossar:Voelkerbund|Völkerbund]] ein.
Damit die neu zu gründende Partei auch wirklich einen Neuanfang darstellte, wollte man politische Kräfte, die sich für annexionistische Kriegsziele und bis zuletzt für die Aufrechterhaltung der Monarchie ausgesprochen hatten, nicht aufnehmen. Damit konnte trotz intensiver Verhandlungen mit Teilen der nationalliberalen Partei unter der Führung von Gustav Stresemann keine geeinte Partei des Liberalismus entstehen. Im Gegenteil: Die seit 1868 bestehende Teilung des Liberalismus blieb aufrechterhalten, als größere Teile der nationalliberalen Partei unter Gustav Stresemann am 5. Dezember 1918 ebenfalls eine neue Partei ins Leben riefen, die Deutsche Volkspartei (DVP).


Aufgrund der vielen Lehrer und Professoren in ihren Reihen äußerte sich die DDP besonders ausführlich und dezidiert zur Kulturpolitik. So schrieb sie auf ihre Parteifahnen die Lehr- und Lernfreiheit, den Anspruch aller auf unentgeltlichen Unterricht, die Einheitsschule sowie das staatliche Monopol auf die Lehrer- und Schulbildung. Sie lehnte Privatschulen ab und befürwortete die Trennung von Kirche und Staat.
Nur wenige Tage zuvor, am 20. November 1918, hatten u.a. {{#set:Glossar=Payer, Friedrich von}} [[Glossar:Payer, Friedrich von|Friedrich von Payer]], Otto Fischbeck, {{#set:Glossar=Gothein, Georg}} [[Glossar:Gothein, Georg|Georg Gothein]], Theodor Wolff, Alfred Weber, {{#set:Glossar=Preuß, Hugo}} [[Glossar:Preuß, Hugo|Hugo Preuß]], {{#set:Glossar=Schacht, Hjalmar}} [[Glossar:Schacht, Hjalmar|Hjalmar Schacht]], Hellmut von Gerlach und {{#set:Glossar=Nuschke, Otto}} [[Glossar:Nuschke, Otto|Otto Nuschke]] die Gründung der Deutschen Demokratischen Partei vollzogen.<ref name="ftn3">Lothar Albertin/Konstanze Wegner (Hrsg.), Linksliberalismus in der Weimarer Republik: Die Führungsgremien der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Staatspartei 1918–1933. Droste, Düsseldorf 1980, S. XII.</ref> Der Personenkreis der Gründungsgruppe setzte sich zum einen aus renommierten Journalisten bekannter Presseorgane und aus ausgewiesenen Gelehrten, die auch publizistisch hervorgetreten waren, zusammen. Zum anderen fanden sich auch aus dem wirtschaftlichen Bereich einerseits Unternehmer, Generaldirektoren und Syndizi sowie Verbandsfunktionäre und Repräsentanten der Gewerkschaften der organisierten Arbeiter, Angestellten, kleineren, mittleren und höheren Beamten zusammen. So war z.B. Theodor Wolff (1868-1943) von 1906 bis 1933 Chefredakteur des Berliner Tageblatts. Alfred Weber, Professor für Nationalökonomie an der Universität Heidelberg und Hugo Preuß, Professor für öffentliches Recht an der Handelshochschule Berlin, repräsentierten die Gelehrten innerhalb der DDP. Während Otto Fischbeck lange Zeit als Syndikus der Papier verarbeitenden Berufsgenossenschaft tätig war und Georg Gothein als Syndikus der Handelskammer Breslau und als Vorstandsmitglied des Außenhandelsverbandes, hatte Hjalmar Schacht eine Karriere als Stellvertretender Direktor der Dresdner Bank und dann als Geschäftsinhaber der Nationalbank eingeschlagen.


Sozial- und wirtschaftspolitisch sah sich die DDP vor allem als Sprecherin des selbständigen Handwerkers und mittelständischer Unternehmer sowie der Angestellten und des mündigen Arbeiters. Die DDP bezeichnete sich selbst als "Partei der Arbeit" und ihr Ziel war "auf dem Gebiete der Wirtschaft der Staat des sozialen Rechts". Außerdem verfolgte sie die Aufrechterhaltung der privatwirtschaftlichen Organisation und lehnte die Vergesellschaftung der Produktionsmittel entschieden ab. Darüber hinaus sprach sie sich auch dezidiert gegen Monopole aus. Den Abschluss des Programms bildete das Leitwort der DDP: "Vorwärts und aufwärts in Deutschland und für Deutschland".
Auf dem außerordentlichen Parteitag der DDP, der vom 13. bis 15. Dezember 1919 in Leipzig stattfand, wurde das Parteiprogramm der DDP beschlossen und verabschiedet, welches sich zwischen demokratischem Nationalismus und internationalem Friedensdenken bewegte. Die DDP unterstrich in ihrem Programm noch einmal ihr Bekenntnis zur Republik: „Die Deutsche Demokratische Partei steht auf dem Boden der Weimarer Reichsverfassung; zu ihrem Schutz und ihrer Durchführung ist sie berufen“. Auf der Basis dieses republikanischen Bekenntnisses sprach sich die DDP im Bereich der Innenpolitik für die demokratische Ordnung, für den Rechtsstaat, sowie für Föderalismus und Selbstverwaltung, aber auch für die Gleichstellung der Frau und eine fundamentale Heeresreform aus – so sah das Programm ein Milizsystem vor.


Gerade zu Beginn der Weimarer Republik wurden große Hoffnungen in die liberale DDP gesetzt und, wenn man ihr Programm betrachtet, kann sie mit ihrem Bekenntnis zur Republik auch als die neue Partei der Republik – wie sie in der Forschung genannt wird – bezeichnet werden. Auch gilt als Konsens in der Forschung, dass das Schicksal der DDP mit dem der Weimarer Republik untrennbar verbunden ist. Obwohl die DDP bei den Wahlen zur {{#set:Glossar=Nationalversammlung}}[[Glossar:Nationalversammlung|Nationalversammlung]] am 19. Januar 1919 ein hervorragendes Ergebnis erzielen konnte – sie ging als drittstärkste Kraft aus den Wahlen hervor –, gelang es ihr nur vorübergehend, die neue Mittelschicht aus Angestellten und Beamten als feste Wählerklientel für sich zu gewinnen. Viele bürgerliche Wähler entschieden sich angesichts der unsicheren damaligen Lage sowie aufgrund der Aufbruchstimmung – man wollte die Kriegswirren sowie die revolutionären Erschütterungen von 1918 endgültig hinter sich lassen und war an einem raschen Aufbau einer demokratischen Gesellschaftsordnung interessiert – für die DDP, da sie als Koalitionspartner der SPD in Frage kam und viele bürgerliche Wähler dadurch den Neuaufbau Deutschlands auf einem republikanischen Fundament gewährleistet sahen.
Auf dem außenpolitischen Sektor betonte die DDP ihr Eintreten für die Revision des [[Friedensvertrag_von_Versailles | Vertrags von Versailles]] und des Vertrags von St. Germain sowie für den Zusammenschluss aller Deutschen in einem Staat. Darüber hinaus hielt sie eine enge Verbindung zu allen Auslandsdeutschen für wichtig und forderte außerdem das Recht auf Kolonien bzw. deren Rückgabe. Gleichzeitig trat die DDP jedoch entschieden für den Völkerbund ein.


Der Abwärtstrend der DDP kündigte sich jedoch bereits in der Reichstagswahl von 1920 an und setzte sich über die Mittelphase der Republik bis zum Ende der zwanziger Jahre mit einem steten, fast dramatischen Wählerschwund fort. Bereits bei den Reichstagswahlen von 1928 konnte die Partei nur noch 4,9 % der Stimmen erringen. Eine Hauptursache für diese Entwicklung sieht die Forschung in dem Dilemma der Partei, dass die Partei auf der einen Seite als Repräsentantin der Republik und damit als Wahrerin des Gesamtinteresses aufzutreten hatte, auf der anderen Seite jedoch ihr soziales Profil auf das bürgerliche Milieu beschränkte.
Aufgrund der vielen Lehrer und Professoren in ihren Reihen äußerte sich die DDP besonders ausführlich und dezidiert zur Kulturpolitik. So schrieb sie auf ihre Parteifahnen die Lehr- und Lernfreiheit, den Anspruch aller auf unentgeltlichen Unterricht, die Einheitsschule sowie das staatliche Monopol auf die Lehrer- und Schulbildung. Sie lehnte Privatschulen ab und befürwortete die Trennung von Kirche und Staat.


Um einen weiteren Bedeutungsverlust der Partei zu verhindern, entschloss sich die DDP am 28. Juli 1930, kurz vor den Reichtagswahlen, zu einer Fusion mit der Volksnationalen Reichsvereinigung, einer Gruppierung Intellektueller mit nationalistischer Prägung. Unter der Führung von {{#set:Glossar=Koch-Weser}}[[Glossar:Koch-Weser|Erich Koch-Weser]], dem langjährigen Parteivorsitzenden, erging der Gründungsaufruf zur Deutschen Staatspartei (DSTP). So wurde der letzte Parteitag der DDP, der vom 8. bis 10. November 1930 in Hannover stattfand, zum Gründungsparteitag der DSTP. Jedoch blieb der erhoffte politische Erfolg bei den weiteren Wahlen der Weimarer Republik aus. Die Partei erlebte im Gegenteil desaströse Wahlniederlagen: Im Juli 1932 konnte sie lediglich ein Prozent der Stimmen auf sich vereinigen und erhielt damit lediglich vier Mandate, im November 1932 erzielte sie sogar nur mehr zwei Mandate. Kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, am 28. Juni 1933, erfolgte schließlich die Auflösung der Deutschen Staatspartei.
Sozial- und wirtschaftspolitisch sah sich die DDP vor allem als Sprecherin des selbständigen Handwerkers und mittelständischer Unternehmer sowie der Angestellten und des mündigen Arbeiters. Die DDP bezeichnete sich selbst als „Partei der Arbeit“ und ihr Ziel war „auf dem Gebiete der Wirtschaft der Staat des sozialen Rechts“. Außerdem verfolgte sie die Aufrechterhaltung der privatwirtschaftlichen Organisation und lehnte die Vergesellschaftung der Produktionsmittel entschieden ab. Darüber hinaus sprach sie sich auch dezidiert gegen Monopole aus. Den Abschluss des Programms bildete das Leitwort der DDP: „Vorwärts und aufwärts in Deutschland und für Deutschland“.


Gerade zu Beginn der [[:Kategorie:Weimarer Republik]] wurden große Hoffnungen in die liberale DDP gesetzt und, wenn man ihr Programm betrachtet, kann sie mit ihrem Bekenntnis zur Republik auch als die neue Partei der Republik – wie sie in der Forschung genannt wird – bezeichnet werden. Auch gilt als Konsens in der Forschung, dass das Schicksal der DDP mit dem der Weimarer Republik untrennbar verbunden ist. Obwohl die DDP bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ein hervorragendes Ergebnis erzielen konnte – sie ging als drittstärkste Kraft aus den Wahlen hervor –, gelang es ihr nur vorübergehend, die neue Mittelschicht aus Angestellten und Beamten als feste Wählerklientel für sich zu gewinnen. Viele bürgerliche Wähler entschieden sich angesichts der unsicheren Lage sowie aufgrund der Aufbruchstimmung – man wollte die Kriegswirren sowie die revolutionären Erschütterungen von 1918 endgültig hinter sich lassen und war an einem raschen Aufbau einer demokratischen Gesellschaftsordnung interessiert – für die DDP, da sie als Koalitionspartner der SPD in Frage kam und viele bürgerliche Wähler dadurch den Neuaufbau Deutschlands auf einem republikanischen Fundament gewährleistet sahen.


Daniela Neri-Ultsch
Der Abwärtstrend der DDP kündigte sich jedoch bereits in der Reichstagswahl von 1920 an und setzte sich über die Mittelphase der Republik bis zum Ende der zwanziger Jahre mit einem steten, fast dramatischen Wählerschwund fort. Bereits bei den Reichstagswahlen von 1928 konnte die Partei nur noch 4,9&nbsp;% der Stimmen erringen. Eine Hauptursache für diese Entwicklung sieht die Forschung in dem Dilemma, dass die Partei auf der einen Seite als Repräsentantin der Republik und damit als Wahrerin des Gesamtinteresses aufzutreten hatte, auf der anderen Seite jedoch ihr soziales Profil auf das bürgerliche Milieu beschränkte.


Um einen weiteren Bedeutungsverlust der Partei zu verhindern, entschloss sich die DDP am 28. Juli 1930, kurz vor den Reichstagswahlen, zu einer Fusion mit der Volksnationalen Reichsvereinigung, einer Gruppierung Intellektueller mit nationalistischer Prägung. Unter der Führung von {{#set:Glossar=Koch-Weser, Erich}} [[Glossar:Koch-Weser, Erich|Erich Koch-Weser]], dem langjährigen Parteivorsitzenden, erging der Gründungsaufruf zur Deutschen Staatspartei (DSTP). So wurde der letzte Parteitag der DDP, der vom 8. bis 10. November 1930 in Hannover stattfand, zum Gründungsparteitag der DSTP. Jedoch blieb der erhoffte politische Erfolg bei den weiteren Wahlen der Weimarer Republik aus. Die Partei erlebte im Gegenteil desaströse Wahlniederlagen: Im Juli 1932 konnte sie lediglich ein Prozent der Stimmen auf sich vereinigen und erhielt damit lediglich vier Mandate, im November 1932 erzielte sie sogar nur mehr zwei Mandate. Kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, am 28. Juni 1933, erfolgte schließlich die Auflösung der Deutschen Staatspartei.
   
   
<references />
<references />
Zeile 30: Zeile 31:


<div class="text-ru">
<div class="text-ru">
Еще вовремя {{#set:Glossar=ноябрские беспорядки 1918г.}}[[Glossar:ноябрские беспорядки 1918г.|ноябрских беспорядков 1918г.]]леволиберальная часть буржуазного лагеря надеялась на новое демократическое начало либерализма. Уже 16 ноября 1918 года под руководством главного редактора {{#set:Glossar=Берлинская ежедневная газета}}[[Glossar:Берлинская ежедневная газета|Берлинской ежедневной газеты]], {{#set:Glossar=Вольф}}[[Glossar:Вольф|Теодором Вольфом]], и культурного социолога {{#set:Glossar=Вебер}}[[Glossar:Вебер|Альфреда Вебера]] вышел учредительный призыв к "большой демократической партии за единую империю" (Нушке, со стр. 24). Создатели преследовали этим несколько целей. С одной стороны, они надеялись, преодлеть расщепление либерализма и создать партию обьединненного либерализма, которая в союзе с {{#set:Glossar=СДПГ}}[[Glossar:СДПГ|СДПГ]] станет основой нового республиканского порядка. С другой стороны они одновременно хотели противодействовать возможным консервативным реставрационным попыткам а также большевистским стремлениям. Было высказано ясное признание к республики и за этим последовал решительный отказ от "любого большевистского, реакционного или прочего террора". Кроме того, создатели партии осуждали старую систему и оценивали крушение монархии как конец предыдущих партий а также их политических руководителей: "9 ноября 1918г. были разрушены старые партийные формы".
[Русская версия отсутствует]  
 
Призыв создания наталкнулся на большой резонанс, воля к новому началу и к сотрудничеству в пользу новой демократической общественной государственной формы правления, казалось была широко распространена. Среди защитников находились как депутаты леволиберальной {{#set:Glossar=Партия Прогресса}}[[Glossar:Партия Прогресса|Партии Прогресса]] так и {{#set:Glossar=Национал-Либеральная Партия}}[[Glossar:Национал-Либеральная Партия|Национал-Либеральной Партии]]. Однако, большинство круга создателей НДП состояло прежде всего из известных журналистов, профессоров, предпринимателей и более высоких служащих, которые раньше не выступали в партийно-политическом смысле и поэтому были политически "свежие".
 
Для того чтобы ново основаная партия в действительности представляла новое начало, политические силы, которые выступали за {{#set:Glossar=аннексионистские цели войны}}[[Glossar:аннексионистские цели войны|аннексионистские цели войны]] и до последнего за поддержку монархии, не принимались во внимание. Таким образом созданиие соответсвенной партии либералов, даже после интенсивных переговоров с частьями Национал-Либеральной Партии под руководством {{#set:Glossar=Штреземанн}}[[Glossar:Штреземанн|Густава Штреземанна]], было не возможно. Наоборот: разделение либерализма с 1868г. существовало дальше в то время как 5 декабря 1918г. большая часть Национал-Либеральной Партии под руководством Густава Штреземанна создала новую партию, Немецкую Народную Партию (ННП). Только на несколько дней раньше, 20 ноября 1918г., {{#set:Glossar=Пайер}}[[Glossar:Пайер|Фридрих фон Пайер]], {{#set:Glossar=Фишбек}}[[Glossar:Фишбек|Отто Фишбек]], {{#set:Glossar=Готейн}}[[Glossar:Готейн|Георг Готейн]], Теодор Вольф, Альфред Вебер, {{#set:Glossar=Прейс}}[[Glossar:Прейс|Гюго Прейс]], {{#set:Glossar=Шахт}}[[Glossar:Шахт|Хялмар Шахт]], {{#set:Glossar=Герлах}}[[Glossar:Герлах|Гельмут фон Герлах]] и {{#set:Glossar=Нушке}}[[Glossar:Нушке|Отто Нушке]] осуществили создание Немецкой Демократической Партии (Вегнер/Альбертин, стр. XII). Круг людей учредительной группы состоял, с одной стороны, из пользующихся хорошей репутацией журналистов известных печатных органов и из признания ученых, которые выступили также публицистически. С другой стороны содействовали также предприниматели из экономической области: генеральные директора и синдики, а также функционеры союзов и представители профсоюзов организованных рабочих, служащие, нижние, средние и высокие служащие. Так, например, Теодор Вольфф (1868-1943) был с 1906г. по 1933г. главным редактором Берлинской ежедневной газеты. Альфред Вебер, профессор национальной экономики в университете Гейдельберга и Гюго Прейсса, профессор общественного права в высшей торговой школе Берлина, представляли ученых в пределах НДП. В то время как Отто Фишбек долгое время действовал как адвокат бумагообрабатывающего профессионального кооператива и Георг Готейн как адвокат торговой палаты Вроцлава и как член правления внешнеторгового объединения, Хялмар Шахт делал карьеру как зам. директор {{#set:Glossar=Дрезденский Банк}}[[Glossar:Дрезденский Банк|Дрезденского Банка]] и потом как владелец фирмы {{#set:Glossar=Национальний Банк}}[[Glossar:Национальний Банк|Национального Банка]].
 
На чрезвычайном съезде партии НДП, который проходил с 13 по 15 декабря 1919г. в Лейпциге, решалась и принималась программа партии НДП, которая распологалась между демократическим национализмом и международным мирным мышлением. НДП подчеркивала еще раз в ее программе признание к республике: "Немецкая Демократическая Партия стоит на земле [[{{#ask: [[DokumentID::0002_wrw]]| ?ArtikelTitel=| mainlabel=- |link=none}}| Веймарской конституции ]];; она провозглашена к ее защите и ее исполнению". На основе этого республиканского понимания НДП высказала себя в области внутренней политики за демократический порядок, за правовое государство, за федерализм и самоуправление, а также и за равноправии женщин и фундаментальную реформу армии - программа предусматривала {{#set:Glossar=система милиции}}[[Glossar:система милиции|систему милиции]].
 
На внешнеполитическом секторе НДП подчеркивала ее выступление за ревизию мирного {{#set:Glossar=Версальский договор}}[[Glossar:Версальский договор|Версальского договора ]]и {{#set:Glossar=Сен-Жерменский договор}}[[Glossar:Сен-Жерменский договор|Сен-Жерменского договора]]а также за соединение всех немцев в государстве. Сверх того, она считала тесную связь со всеми живущими за границей немцами важной и требовала, кроме того, права на колонии и соответственно их возврата. Одновременно НДП решительно выступала за {{#set:Glossar=Лига наций}}[[Glossar:Лига наций|Лигу наций]].
 
На основе того, что в партию входило множество преподавателей и профессоров, НДП особо выступала за подробную и решительную культурную политику. Она писала на ее партийных знаменах возглас к свободе обучения и учения, требование на общее безплатное обучение, единую школу а также государственную монополию на педагогическое и учительское образование. Она откланяла частные школы и ходатайствовала за отделение церкви от государства.
 
Социально- и экономико-политически НДП видела себя, прежде всего, как представительница самостоятельного ремесленника и предпринимателя среднего слоя а также служащих и вышедшего из-под опёки рабочего. НДП обозначала себя как "партия работы" и ее целью было "в области экономики государство социального права". Кроме того, она преследовала поддержку частно-экономической организации и решительно отказывалась от обобществления средств производства. Сверх того, она высказывалась также решительно против монополий. Лозунг НДП образовывал окончание программы: "Вперёд и вверх в Германии и для Германии".
 
Большие надежды были положены в начале Веймарской республики в либеральную НДП и, если рассматривать ее программу, то можно обозначить ее с ее признанием к республики как новая партия республики – так как она называется в исследованиях. Также считается консенсом в исследованиях, что судьба НДП неотъемлемо связана с Веймарской республикой. Хотя НДП на {{#set:Glossar=выборы национального собрания}}[[Glossar:выборы национального собрания|выборах национального собрания]] 19 января 1919г. достигла замечательного результата – она считалась третьей по силе в результате выборов, ей удавалось только временно завоевать новый средний слой служащих и чиновников как твердую избирательную клиентуру. Многие буржуазные избиратели проголосовали ввиду небезопасного тогдашнего положения а также на основе "строения подъёма" – хотелось оставить хаос войны а также революционные сотрясения 1918г. окончательно за спиной и была заинтересованность в скором сооружении демократического общественного устройства – за НДП, так как она считалась возможным партнером коалиции партии СДПГ и многие буржуазные избиратели видели в ней гарантию нового роста Германии на основе республиканского фундамента.
 
Тем не менее, тенденция к ухудшению НДП заявила себе уже на выборах рейхстага 1920г. и отмечалась в средней фазе республики до конца двадцатых годов ее постоянной и почти драматической потерей избирателей. Уже на выборах рейхстага 1928г. партия могла собрать только лишь 4,9% голосов. Главной причиной такого развития исследования видят в дилемме партии, что партия должна была с одной стороны выступать как представительница республики и вместе с тем как защитница общего интереса, с другой стороны, ее социальный профиль был ограничен буржуазной средой.
 
Чтобы предотвратить последующие потери, НДП решилась 28 июля 1930г., незадолго до выборов Рейхстага, на объединение с Народно-национальным Объединением Империи, группировкой интеллигентов, с националистическим высказыванием. Под руководством {{#set:Glossar=Кох-Везер}}[[Glossar:Кох-Везер|Эриха Кох-Везера]], долгосрочного председателя партии, издался призыв к созданию Немецкой Государственной Партии (НГП). Таким образом последний съезд партии НДП, который проходил с 8 по 10 ноября 1930г. в Ганновере, стал учредительным партийным съездом НГП. Однако, ожидавший политический успех отсутствовал на следующих выборах Веймарской республики. Партия испытывала на выборах крушительное поражение: в июле 1932г. она могла собрать всего лишь 1 % голосов и получала лишь 4 мандата, а в ноябре 1932г. она достигла только 2 мандата. Вскоре после национал-социалистского завоевания власти, 28 июня 1933г., наконец, произощел роспуск Немецкой Государственной Партии.
 
 
Даниэла Нери-Ульч
 
<references />
<references />
</div>
</div>

Aktuelle Version vom 20. November 2024, 18:54 Uhr


von: Daniela Neri-Ultsch, 2010


Noch während der Novemberunruhen 1918 hoffte der linksliberale Teil des bürgerlichen Lagers auf einen demokratischen Neubeginn des Liberalismus. So erfolgte bereits am 16. November 1918 unter der Führung des Chefredakteurs des Berliner Tageblatts, Theodor Wolff, und des Kultursoziologen Alfred Weber ein Gründungsaufruf zu „einer großen demokratischen Partei für das einige Reich“.[1] Die Gründer verfolgten damit mehrere Ziele. Zum einen hofften sie, damit die bisherige Spaltung des Liberalismus überwinden zu können und eine Partei des geeinten Liberalismus zu gründen, welche im Bündnis mit der SPD das Fundament der neuen republikanischen Ordnung werden sollte. Zum anderen wollte man gleichzeitig damit eventuellen konservativen Restaurationsversuchen sowie bolschewistischen Bestrebungen entgegenwirken. Es wurde ein klares Bekenntnis zur Republik ausgesprochen und es erfolgte eine entschiedene Ablehnung „jeden bolschewistischen, reaktionären oder sonstigen Terrors“. Außerdem verurteilten die Parteigründer das alte System und werteten den Zusammenbruch der Monarchie auch als Ende der bisherigen Parteien sowie deren politischer Führer: „Am 9. November 1918 sind die alten Parteiformen zerbrochen“.

Der Gründungsaufruf stieß auf große Resonanz, der Wille zu einem Neuanfang und zur Mitarbeit an einer neuen demokratischen Gesellschafts- und Staatsform schien weit verbreitet. Unter den Befürwortern fanden sich Abgeordnete der linksliberalen Fortschrittspartei wie auch der nationalliberalen Partei. Jedoch setzte sich der Großteil des Gründerkreises der DDP vor allem aus bekannten Journalisten, Professoren, Unternehmern und höheren Beamten zusammen, die zuvor noch nicht parteipolitisch hervorgetreten und somit politisch unverbraucht waren.

Damit die neu zu gründende Partei auch wirklich einen Neuanfang darstellte, wollte man politische Kräfte, die sich für annexionistische Kriegsziele und bis zuletzt für die Aufrechterhaltung der Monarchie ausgesprochen hatten, nicht aufnehmen. Damit konnte trotz intensiver Verhandlungen mit Teilen der nationalliberalen Partei unter der Führung von Gustav Stresemann keine geeinte Partei des Liberalismus entstehen. Im Gegenteil: Die seit 1868 bestehende Teilung des Liberalismus blieb aufrechterhalten, als größere Teile der nationalliberalen Partei unter Gustav Stresemann am 5. Dezember 1918 ebenfalls eine neue Partei ins Leben riefen, die Deutsche Volkspartei (DVP).

Nur wenige Tage zuvor, am 20. November 1918, hatten u.a. Friedrich von Payer, Otto Fischbeck, Georg Gothein, Theodor Wolff, Alfred Weber, Hugo Preuß, Hjalmar Schacht, Hellmut von Gerlach und Otto Nuschke die Gründung der Deutschen Demokratischen Partei vollzogen.[2] Der Personenkreis der Gründungsgruppe setzte sich zum einen aus renommierten Journalisten bekannter Presseorgane und aus ausgewiesenen Gelehrten, die auch publizistisch hervorgetreten waren, zusammen. Zum anderen fanden sich auch aus dem wirtschaftlichen Bereich einerseits Unternehmer, Generaldirektoren und Syndizi sowie Verbandsfunktionäre und Repräsentanten der Gewerkschaften der organisierten Arbeiter, Angestellten, kleineren, mittleren und höheren Beamten zusammen. So war z.B. Theodor Wolff (1868-1943) von 1906 bis 1933 Chefredakteur des Berliner Tageblatts. Alfred Weber, Professor für Nationalökonomie an der Universität Heidelberg und Hugo Preuß, Professor für öffentliches Recht an der Handelshochschule Berlin, repräsentierten die Gelehrten innerhalb der DDP. Während Otto Fischbeck lange Zeit als Syndikus der Papier verarbeitenden Berufsgenossenschaft tätig war und Georg Gothein als Syndikus der Handelskammer Breslau und als Vorstandsmitglied des Außenhandelsverbandes, hatte Hjalmar Schacht eine Karriere als Stellvertretender Direktor der Dresdner Bank und dann als Geschäftsinhaber der Nationalbank eingeschlagen.

Auf dem außerordentlichen Parteitag der DDP, der vom 13. bis 15. Dezember 1919 in Leipzig stattfand, wurde das Parteiprogramm der DDP beschlossen und verabschiedet, welches sich zwischen demokratischem Nationalismus und internationalem Friedensdenken bewegte. Die DDP unterstrich in ihrem Programm noch einmal ihr Bekenntnis zur Republik: „Die Deutsche Demokratische Partei steht auf dem Boden der Weimarer Reichsverfassung; zu ihrem Schutz und ihrer Durchführung ist sie berufen“. Auf der Basis dieses republikanischen Bekenntnisses sprach sich die DDP im Bereich der Innenpolitik für die demokratische Ordnung, für den Rechtsstaat, sowie für Föderalismus und Selbstverwaltung, aber auch für die Gleichstellung der Frau und eine fundamentale Heeresreform aus – so sah das Programm ein Milizsystem vor.

Auf dem außenpolitischen Sektor betonte die DDP ihr Eintreten für die Revision des Vertrags von Versailles und des Vertrags von St. Germain sowie für den Zusammenschluss aller Deutschen in einem Staat. Darüber hinaus hielt sie eine enge Verbindung zu allen Auslandsdeutschen für wichtig und forderte außerdem das Recht auf Kolonien bzw. deren Rückgabe. Gleichzeitig trat die DDP jedoch entschieden für den Völkerbund ein.

Aufgrund der vielen Lehrer und Professoren in ihren Reihen äußerte sich die DDP besonders ausführlich und dezidiert zur Kulturpolitik. So schrieb sie auf ihre Parteifahnen die Lehr- und Lernfreiheit, den Anspruch aller auf unentgeltlichen Unterricht, die Einheitsschule sowie das staatliche Monopol auf die Lehrer- und Schulbildung. Sie lehnte Privatschulen ab und befürwortete die Trennung von Kirche und Staat.

Sozial- und wirtschaftspolitisch sah sich die DDP vor allem als Sprecherin des selbständigen Handwerkers und mittelständischer Unternehmer sowie der Angestellten und des mündigen Arbeiters. Die DDP bezeichnete sich selbst als „Partei der Arbeit“ und ihr Ziel war „auf dem Gebiete der Wirtschaft der Staat des sozialen Rechts“. Außerdem verfolgte sie die Aufrechterhaltung der privatwirtschaftlichen Organisation und lehnte die Vergesellschaftung der Produktionsmittel entschieden ab. Darüber hinaus sprach sie sich auch dezidiert gegen Monopole aus. Den Abschluss des Programms bildete das Leitwort der DDP: „Vorwärts und aufwärts in Deutschland und für Deutschland“.

Gerade zu Beginn der Weimarer Republik wurden große Hoffnungen in die liberale DDP gesetzt und, wenn man ihr Programm betrachtet, kann sie mit ihrem Bekenntnis zur Republik auch als die neue Partei der Republik – wie sie in der Forschung genannt wird – bezeichnet werden. Auch gilt als Konsens in der Forschung, dass das Schicksal der DDP mit dem der Weimarer Republik untrennbar verbunden ist. Obwohl die DDP bei den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ein hervorragendes Ergebnis erzielen konnte – sie ging als drittstärkste Kraft aus den Wahlen hervor –, gelang es ihr nur vorübergehend, die neue Mittelschicht aus Angestellten und Beamten als feste Wählerklientel für sich zu gewinnen. Viele bürgerliche Wähler entschieden sich angesichts der unsicheren Lage sowie aufgrund der Aufbruchstimmung – man wollte die Kriegswirren sowie die revolutionären Erschütterungen von 1918 endgültig hinter sich lassen und war an einem raschen Aufbau einer demokratischen Gesellschaftsordnung interessiert – für die DDP, da sie als Koalitionspartner der SPD in Frage kam und viele bürgerliche Wähler dadurch den Neuaufbau Deutschlands auf einem republikanischen Fundament gewährleistet sahen.

Der Abwärtstrend der DDP kündigte sich jedoch bereits in der Reichstagswahl von 1920 an und setzte sich über die Mittelphase der Republik bis zum Ende der zwanziger Jahre mit einem steten, fast dramatischen Wählerschwund fort. Bereits bei den Reichstagswahlen von 1928 konnte die Partei nur noch 4,9 % der Stimmen erringen. Eine Hauptursache für diese Entwicklung sieht die Forschung in dem Dilemma, dass die Partei auf der einen Seite als Repräsentantin der Republik und damit als Wahrerin des Gesamtinteresses aufzutreten hatte, auf der anderen Seite jedoch ihr soziales Profil auf das bürgerliche Milieu beschränkte.

Um einen weiteren Bedeutungsverlust der Partei zu verhindern, entschloss sich die DDP am 28. Juli 1930, kurz vor den Reichstagswahlen, zu einer Fusion mit der Volksnationalen Reichsvereinigung, einer Gruppierung Intellektueller mit nationalistischer Prägung. Unter der Führung von Erich Koch-Weser, dem langjährigen Parteivorsitzenden, erging der Gründungsaufruf zur Deutschen Staatspartei (DSTP). So wurde der letzte Parteitag der DDP, der vom 8. bis 10. November 1930 in Hannover stattfand, zum Gründungsparteitag der DSTP. Jedoch blieb der erhoffte politische Erfolg bei den weiteren Wahlen der Weimarer Republik aus. Die Partei erlebte im Gegenteil desaströse Wahlniederlagen: Im Juli 1932 konnte sie lediglich ein Prozent der Stimmen auf sich vereinigen und erhielt damit lediglich vier Mandate, im November 1932 erzielte sie sogar nur mehr zwei Mandate. Kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, am 28. Juni 1933, erfolgte schließlich die Auflösung der Deutschen Staatspartei.

  1. Otto Nuschke, Wie die Deutsche Demokratische Partei wurde, was sie leistete und was sie ist. In: Anton Erkelenz (Hrsg.), Zehn Jahre Deutsche Republik. Ein Handbuch für republikanische Politik. Sieben Stäbe, Berlin-Zehlendorf 1928, S. 24–41, hier S. 24ff.
  2. Lothar Albertin/Konstanze Wegner (Hrsg.), Linksliberalismus in der Weimarer Republik: Die Führungsgremien der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Staatspartei 1918–1933. Droste, Düsseldorf 1980, S. XII.

[Русская версия отсутствует]