Joseph Wirth, Reichstagsrede anläßlich der Ermordung Walther Rathenaus, 24. Juni 1922

Zusammenfassung

Die Rede von Reichskanzler Joseph Wirth in der ersten von zwei Sitzungen des Deutschen Reichstags am Tage der Ermordung des Reichsaußenministers Dr. Walther Rathenau (1867-1922) bündelt wie in einem Brennglas verschiedene der strukturellen Probleme, an denen die Weimarer Republik zugrunde ging: Das Attentat auf den als Sinnbild der Republik geltenden Rathenau spiegelt den fragilen Charakter des jungen Staatsgebildes wider. Das Spektrum der Reaktionen auf seine Ermordung zeugt vom fortschreitenden Zerbrechen der deutschen Gesellschaft in Milieus sowie der fehlenden Verankerung einer stabilen gesellschaftlichen Majorität im Wertekanon westlicher demokratischer Traditionen.