Der "Tooor!"-Schrei Herbert Zimmermanns, 4. Juli 1954

Zusammenfassung

Das Bild, das die Alltagsgeschichte von der Frühphase der BRD zeichnet, ist ein negatives. Restauration, Reaktion, Spießertum – nur drei der pejorativen Termini, mit deren Hilfe versucht wird, die gesellschaftliche Realität der Adenauer-Ära zu fassen. Ausgenommen von diesem Urteil scheint lediglich ein Ereignis: der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Dabei wird dem Sieg der deutschen Elf im Berner Finale meist eine Bedeutung zugemessen, die über den Sport hinausweist. Nach Krieg und Jahren wirtschaftlicher Not habe der WM-Triumph eine bundesrepublikanische Identität gestiftet. Aus der historischen Rückschau kommt dem Spiel der Charakter einer Staatsgründung zu. Der Siegtreffer Helmut Rahns avancierte zu einem Gründungsakt – ein Akt, der durch den Torschrei des Reporters Herbert Zimmermann aller Welt verkündet worden sei.