Protokollnotiz der Sitzung des Präsidiums des CK der KPSS, 23. Oktober 1956, und Notizen von A. Novotny über die Sitzung des Präsidiums des CK der KPSS im Zusammenhang mit den Ereignissen in Polen und Ungarn, an der die Parteiführer der BKP, SED und KPTsch teilnahmen, 24. Oktober 1956

Zusammenfassung

Am 23. Oktober 1956 beschloß, mit der Gegenstimme Mikojans, das Präsidium des CK der KPSS unter Führung Chruščevs, militärisch in Ungarn zu intervenieren. Die Ereignisse in Ungarn 1956 waren Teil der "Entstalinisierungskrise", die nach dem Tode Stalins den gesamten Ostblock ergriffen hatte. In Ungarn behielten, anders als in Polen, die alten stalinistischen Parteikader die Macht, so daß sich der in der Bevölkerung angestaute Unmut schließlich am 23. Oktober 1956 gewaltsam entlud. Chruščevs versuchte das Ungarn-Problem sowohl militärisch als auch politisch zu lösen. Einerseits stimmte er Gerős Bitte um militärische Intervention zu, andererseits setzte er auf die Reformkräfte um Nagy. Dieser Lösungsversuch schlug jedoch fehl: Die sowjetische Intervention löste eine nationale Revolution aus, und Nagys Versuch, mit Liberalisierungsschritten das Heft des Handelns zurück zu gewinnen, führte zu solch weitgehenden Veränderungen, daß der Einfluß Moskaus in Ungarn massiv bedroht war. Am 4. November marschierten in einer zweiten Intervention abermals Truppen in Ungarn ein und schlugen, diesmal in einer breiten und penibel vorbereiteten Aktion, die Revolution nieder. Die Intervention in Ungarn 1956 zeigte deutlich, daß die Entstalinisierung und die mit ihr verbundene Reformen innerhalb der Ostblockstaaten nur soweit gehen durften, daß sie die Macht Moskaus nicht gefährdeten.