Richtlinien der Zentrumspartei von 1922
Zusammenfassung
Mit ihren bis zum Ende der Weimarer Republik gültigen Richtlinien von 1922 entwarf die Zentrumspartei, die Partei des politischen Katholizismus, ein umfassendes Programm der Mitte mit christlicher Akzentsetzung. Ziel des Programms war es, breite Wirkungsmöglichkeiten im Verfassungsstaat von Weimar zu erlangen und alle Bürger zu einer verantwortungsbewussten Mitarbeit am "Volksstaat" zu gewinnen. Dieser soll sich stetig und kraftvoll, von der "sittlichen Idee des Rechts geleitet", entfalten und eine gleichberechtigte Stellung in einer "Christlichen Völkergemeinschaft" oder sonstigen "Völkervereinigung" einnehmen. Dazu machten die Richtlinien teils detaillierte Aussagen zur Außenpolitik, zu der auf einer starken Parteienkoalition beruhenden Staats- und Verwaltungsordnung, zu einem sparsamen und ausgeglichenen Finanzwesen, zur Wirtschaft und ihren Gewerbezweigen sowie zur Kultur und zu einem gegliederten Schulwesen. Zur Realisierung ihrer Ziele fehlte der Zentrumspartei allerdings der breite Rückhalt in der deutschen Wählerschaft, die weiterhin von konfessionellen, weltanschaulichen und sozialen Trennungslinien zerschnitten war.