Beschluß des Plenums des CK der KPSS "Über partei- und staatsfeindliche Handlungen von Berija" [Entmachtung Lavrentij Berijas], 7. Juli 1953

Zusammenfassung

Das Juliplenum des Zentralkomitees der KPSS 1953 markiert einen ersten Wendepunkt in der Politik der Entstalinisierung. Die zuvor auf Initiative des Innenministers und Geheimdienstchefs Lavrentij Berija gefaßten Beschlüsse des CK-Präsidiums korrigierten in praktisch allen Bereichen die von Stalin verfolgte Politik und lösten dabei unerwartet den Berliner Arbeiteraufstand vom 17. Juni aus. Nikita Chruščev nutzte diesen Fehlschlag, um eine Intrige gegen Berija einzufädeln und diesen verhaften zu lassen. Das Juliplenum wurde einberufen, um Berijas Ausschaltung zu rechtfertigen. Mit gefälschten und vielfach absurden Anschuldigungen folgte es in der Inszenierung dem Vorbild Stalinscher Schauprozesse der dreißiger Jahre. Zugleich versuchten die Präsidiumsmitglieder, die gesamte Verantwortung für Stalins Verbrechen auf Berija zu schieben und dadurch ihre eigene Verstrickung zu verschleiern. Indem es der Partei wieder die höchste Macht im Staate zuwies und den Weg zu Reformen in der Agrarpolitik öffnete, legte das Plenum den Grundstein für Chruščevs Karriere. Sieht man von der Entmachtung und Reorganisation der Sicherheitsorgane des Innenministerium ab, unterbrach das Juliplenum dagegen die Entstalinisierung in vielen Bereichen. Erst als Chruščev 1955 selbst zur Untermauerung seines Führungsanspruchs eine Position der Entstalinisierung bezog, griff er verschiedene Initiativen Berijas wieder auf. Die Unterrichtung der Parteiöffentlichkeit von den bekannten Verbrechen Stalins wurde bis zum XX. Parteitag verschleppt. In seiner "Geheimrede" hielt Chruščev an der auf dem Juliplenum insbesondere von Georgij Malenkov geprägten Formel des "Personenkults" fest.