Deklaration der Rechte der Völker Rußlands, 2. (15.) November 1917

Zusammenfassung

Bei der "Deklaration der Rechte der Völker Rußlands" handelt es sich um eines der ersten Dokumente, das die Bolschewiki nach ihrer Machtübernahme im Oktober 1917 verabschiedeten. Es verkündete die Souveränität der Völker und Ethnien des einstigen Russischen Reiches und ihr Selbstbestimmungsrecht, hob alle Formen der nationalen und religiösen Diskriminierung auf und betonte den freiwilligen Charakter des Völkerbündnisses im neuen Sowjetstaat. Die Deklaration gab den programmatischen Forderungen der Bolschewiki zur nationalen Frage Ausdruck. Sie besaß richtungsweisenden Charakter für ihre Nationalitäten- und Außenpolitik auf dem Territorium des einstigen Russischen Reiches. Ihre strategische Bedeutung bestand für die Bolschewiki zugleich darin, die Kontrolle des bolschewistisch beherrschten Zentrums über die nationale Peripherie des ehemaligen Russischen Reiches aufrecht zu erhalten und die antiimperialistischen und nationalen Bewegungen innerhalb und außerhalb des Landes als Verbündete zu gewinnen. Mit Konzessionen an die politischen, religiösen und kulturellen Interessen der Nationen den Widerstand jener antibolschewistischen Kräfte im Inneren zu "neutralisieren", die für die nationale Autonomie und Unabhängigkeit ihrer Regionen eintraten, sie für die Bolschewiki und ihre Revolution zu gewinnen, wurde zur Grundmaxime der leninistischen Nationalitätenpolitik. Ihre flexible Handhabung konnte freilich nicht verdecken, daß in Lenins Sicht die "nationalen Interessen" den "revolutionären" eindeutig nachgeordnet waren.