Dekret über die außerordentlichen Vollmachten des Volkskommissars für das Versorgungswesen

Aus 1000 Schlüsseldokumente
Wechseln zu: Navigation, Suche


Dekret über die außerordentlichen Vollmachten des Volkskommissars für das VersorgungswesenДекрет ВЦИК о предоставлении Народному Комиссару Продовольствия чрезвычайных полномочий
13. Mai 1918
май 13, 1918
0012 kom 01.jpg

Unter den Hunderten von Dekreten, die im ersten halben Jahr nach der bolschewistischen Machtübernahme erlassen wurden, nimmt das Dekret vom 13. Mai 1918, in der wissenschaftlichen Literatur auch als das „Dekret über die Versorgungsdiktatur“ bekannt, einen besonderen Platz ein. Lenin, einer seiner geistigen Väter, sah in ihm die strategischen Grundprinzipien der neuen staatlichen Politik verwirklicht. Drei Wochen nach der Verabschiedung hatte er öffentlich erklärt, die drei letzten Dekrete „über das Brot“ verfolgten „drei Leitlinien“ bzw. „drei Hauptlosungen“: die „Zentralisierung des Versorgungswesens“, die „Vereinigung des Proletariats“ und die „Organisierung der Dorfarmut“. Als Richtlinien bestimmten sie den politischen Kurs der Jahre 1918-1920, der als Kriegskommunismus bekannt ist.



Среди сотен декретов, изданных в первые полгода после прихода большевиков к власти, особое место занимает декрет от 13 мая 1918 года, известный в научной литературе как «Декрет о продовольственной диктатуре». Один из его духовных вдохновителей В. И. Ленин видел в нем реализацию основных стратегических принципов новой государственной политики. Через три недели после его принятия он публично заявил, что три последних декрета «о хлебе» опирались на «три руководящих принципа» или «три основных лозунга»: «централизацию системы снабжения», «объединение пролетариата» и «организацию деревенской бедноты». Эти принципы определили политический курс 1918-1920 годов, известный как военный коммунизм.


von: Igor' Narskij, 2014 (aktualisiert 2024)


Dieser kurze, aber äußerst dramatische Abschnitt der russischen Geschichte war jahrzehntelang Gegenstand scharfer Debatten in der internationalen Historikerzunft. Die vielfältigen Erklärungen für Sinn und Zweck des Kriegskommunismus bewegen sich zwischen zwei Interpretationsmodellen, die sich wie folgt zusammenfassen lassen.

Das erste Modell orientiert sich an der Totalitarismustheorie und betrachtet den Kriegskommunismus als eine konsequente Verwirklichung des Sozialismusprojekts der Bolschewiki, das auf vorrevolutionären Ideen Lenins basierte und im Stalinismus seine konsequente Fortsetzung fand. Diese Interpretation geht bereits auf ideologische Konstrukte von Zeitgenossen zurück, die politische Gegner der Bolschewiki waren. Jahrzehntelang wurde sie in der sowjetischen Historiographie als eine „bürgerliche Entstellung“ der sowjetischen Geschichte gewertet und Ende der 1980er/ Anfang der 1990er Jahre als überzeugende Interpretationsmatrix in die historische Publizistik und Historiographie Russlands und anderer Republiken auf dem Gebiet der (ehemaligen) UdSSR importiert.

Eine grundlegend andere Interpretation des Kriegskommunismus vertraten die sowjetische Historiographie und ein Teil der Historiker aus USA und Westeuropa, die allesamt in den 1960er Jahren sozialisiert worden waren, mit links gerichteten politischen Bewegungen sympathisierten und die methodischen Überzeugungen der Sozialgeschichte der 1960/70er Jahre teilten. Sie deuteten den Kriegskommunismus als einen vorübergehenden und erzwungen pragmatischen politischen Kurs, der auf die außerordentlichen Umstände der Revolution und des Bürgerkriegs reagierte. Nach dieser Interpretation war der Kriegskommunismus (und später auch der Stalinismus) eine vorübergehende Abweichung von den Grundsätzen des Aufbaus des Sozialismus, wie sie ursprünglich von Lenin konzipiert worden waren, und wurde bei erster Gelegenheit durch eine liberalere, will sagen „echte Leninsche“ Neue Ökonomische Politik (NĖP) ersetzt. Während des Tauwetters unter Chruščev und der Perestroika unter Gorbačev wurde diese Interpretation zum historischen Argument für die Losung „Rückkehr zum Leninismus“.

Trotz unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Erklärung wird der Kriegskommunismus in beiden Interpretationen als Schlüsselperiode der sowjetischen Geschichte betrachtet, von deren Bewertung das Verständnis der nachfolgenden Erlebnisse der Geschichte der UdSSR abhängt.

In der internationalen Historiographie hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Tendenz herausgebildet, beide Interpretationsmodelle als ungenügend produktiv zu betrachten, da die formenden Kräfte des bolschewistischen Regimes wie auch die „objektiven“ sozialen „Gesetzmäßigkeiten“ in der Situation des politischen Chaos und der zivilisatorischen Katastrophe nicht überschätzt werden dürften. Die Politik des Kriegskommunismus wird zumeist als eine merkwürdige Kombination aus Grundsätzen der bolschewistischen Doktrin und der Notwendigkeit, auf die bittere Realität zu reagieren, beschrieben. Dies habe zu widersprüchlichen Auslegungen, unerwarteten Wendungen, Konflikten in der politischen Führung und Bedenken bei der Bestimmung potentieller Anhänger und Gegner geführt.

Die Untersuchung der Vorbereitung, der Diskussion und der Verabschiedung des Dekrets vom 13. Mai 1918 sowie seiner Wirkung kann dazu beitragen, ein größeres und bisher umstrittenes Problem im Zusammenhang mit der Frage nach dem Inhalt der Politik des Kriegskommunismus zu lösen. Schon vor Beginn der Revolution von 1917 war die Versorgung zu einem der schärfsten Alltagsprobleme in Russland geworden. Das Verschwinden des Marktes für Massengebrauchsartikel und die steigende Inflation als Folge des Weltkrieges hatten die Abneigung der Bauern, Getreide zu verkaufen, verstärkt. Der Mangel an Arbeitskräften und Arbeitsvieh – ein Ergebnis der Kriegsmobilisierung – hatte zu einer Verringerung der Aussaatflächen geführt. Die Überlastung der Transportwege erschwerte die Belieferung der Städte mit Getreide zusätzlich. So ging das „Gespenst des Hungers“ um und wurde in den Großstädten, vor allem in Petrograd, zu einem der ausschlaggebenden Gründe für die Februarrevolution.

Staatliche Maßnahmen zur Prävention oder Bewältigung des Defizits an Grundnahrungsmitteln hatten die Versorgungskrise lediglich vertieft. So führte das (zu Beginn des Weltkrieges erlassene) Verbot des freien Verkaufs von Alkohol nur zu einer massenhaften Verwertung von Getreideerzeugnissen zur Herstellung von Selbstgebranntem. Die Ende 1916 von der zarischen Regierung beschlossene Verpflichtung, Getreide nach regionalen Quoten an den Staat abzuliefern, verstärkte nur die Neigung der Bauern, das Getreide zu horten, wogegen mangels lokaler staatlicher Strukturen zur Durchsetzung der beschlossenen Maßnahme kaum etwas unternommen werden konnte. Auch die Provisorische Regierung, die nach der Februarrevolution die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, konnte die bedrückende Versorgungskrise nicht lösen. Zwar verabschiedete sie im März 1917 den Beschluss zur „Übergabe des Getreides in die Verfügung des Staates“, der für die ablieferungspflichtigen Getreidearten feste Preise nach Regionen festlegte. Die Versuche, ein staatliches Monopol für das Getreide einzuführen, blieben jedoch Teilmaßnahmen mit geringem Effekt. Die Bauern wehrten sich erfolgreich gegen die Getreideablieferungspflicht, wobei sie die Schwäche der neuen Staatsstrukturen und die fortbestehende Handelsfreiheit für Getreide nutzten. Die zweimalige Erhöhung der Festpreise für Getreideerzeugnisse im August 1917 blieb unter den Bedingungen der wachsenden Inflation wirkungslos. Trotz einer im Vergleich zu 1916 besseren Ernte grassierte im Herbst 1917 in 28 Gouvernements und Kreisen Russlands der Hunger.

Die Bolschewiki übernahmen mit der Macht auch das akute Versorgungsproblem und die wenig erfolgreichen Maßnahmen zu seiner Behebung: das staatliche Getreidemonopol, feste Preise, die Festlegung der Getreidelieferungen nach Regionen und die teilweise Rationierung des Getreidekonsums in den Städten. Der chaotische Zustand des Verwaltungssystems ließ den Bolschewiki für Neuerungen im Versorgungswesen wenig Raum.

Noch komplizierter wurde die Situation durch die ungeregelte Neuverteilung des Landes auf dem Dorfe im Winter 1917/1918, die sowohl auf dem Dorfe selbst als auch in der Stadt Enttäuschung auslöste. Statt der erhofften 5 bis 15 Desjatinen Land pro Hof erhielten die Bauern nach der Enteignung des Grundbesitzes des Adels, des Staates, der Kirche und der Einzelgehöfe durch die Dorfgemeinde durchschnittlich nur 0,4 Desjatinen. Zugleich belastete die Bauernrevolution die ohnehin geschwächten Verbindungen des Dorfes zur Stadt und verschärfte das Problem der Lebensmittelversorgung der Städte enorm. Die labile Lage der bolschewistischen Regierung zwang Lenin, die „schwarze Umverteilung“ zu billigen, obwohl die bolschewistische Politik auf dem Dorfe einen sozialrevolutionären Beigeschmack hatte.

Erst im späten Frühjahr 1918, als die katastrophale Lebensmittelknappheit den Fortbestand des Regimes gefährdete, begann die bolschewistische Führung, entschiedenere Maßnahmen zur Bewältigung der Versorgungskrise auszuarbeiten. Der Austritt der Linken Sozialrevolutionäre, die die Interessen der Dorfgemeinden vertraten, aus dem Rat der Volkskommissare (SNK) am 15. März 1918 nach der Unterzeichnung des Separatfriedens mit Deutschland trug zur Veränderung des politischen Kurses bei.

Anfang Mai 1918 gab das Volkskommissariat für Versorgungswesen (Narkomprod) unter der Leitung von A. D. Curjupa grünes Licht für die Ausarbeitung eines Dekrets, dessen Entwurf am 8. Mai im Rat der Volkskommissare diskutiert und nach grundsätzlicher Zustimmung an eine Kommission weitergeleitet wurde, die bis zum 9. Mai, 18 Uhr, eine Endfassung erstellen sollte. Zur Kommission gehörten M. Ju. Kozlovskij, V. I. Nevskij, A. G. Šlichter und A. D. Curjupa, also Bolschewiki, die sich zu diesem Zeitpunkt als erfahrene Verwaltungsbeamten in den Bereichen Transport, Landwirtschaft und Versorgung bewährt hatten. V. I. Lenin hatte ihr mit auf den Weg gegeben: „die neuen Vollmachten des Kommissars für Versorgungswesen juristisch genauer zu formulieren“; „den Hauptgedanken von der Notwendigkeit, zur Rettung vor Hungersnot einen schonungslosen und terroristischen Kampf und Krieg zu führen gegen die bäuerliche und sonstige Bourgeoisie, die Getreideüberschüsse zurückhält“, „stärker zu unterstreichen“; die Sanktionen gegen diejenigen zu verschärfen, die sich der Getreideablieferung widersetzen und die als „Volksfeinde“ zu betrachten sind; und die „Werktätigen, die unvermögenden und keine Getreideüberschüsse besitzenden Bauern“, zur Vereinigung für den „schonungslosen Kampf gegen die Kulaken“ aufzurufen.[1]

Lenins Vorschläge zur Änderung der Politik auf dem Dorf basierten auf seinen Vorstellungen über die Entwicklung des Kapitalismus in Russland, die sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert herausgebildet hatten. Dabei hatte Lenin den Stand der sozialen Differenzierung und der Entwicklung der kapitalistischen Verhältnisse auf dem Dorf überschätzt, den Anteil der armen und reichen Bauern und die Schärfe des Konflikts zwischen ihnen zu hoch angesetzt. Da Lenin von einer falschen Einschätzung der Situation auf dem Dorf ausging, hielt er es für möglich, den Schwerpunkt des Klassenkampfes aufs Land zu verlegen; er sah in der „Dorfbourgeoisie“ den Hauptfeind der Sowjetmacht und den Schuldigen an den Versorgungsschwierigkeiten und hielt es für möglich, sich im Kampf gegen die Kulaken auf die Dorfarmut zu stützen.

Als der überarbeitete Entwurf mit den Verbesserungsvorschlägen Lenins am 9. Mai im Rat der Volkskommissare und daraufhin – nach seiner Genehmigung durch die Regierung – in der Sitzung des Allrussländischen Zentralen Exekutivkomitees (VCIK), dem nach wie vor die Linken Sozialrevolutionäre angehörten, diskutiert wurde, traten in der Agrarfrage erhebliche Meinungsverschiedenheiten zutage. A. I. Rykov sowie eine Reihe weiterer Wirtschaftsfunktionäre sprachen sich gegen eine harte Versorgungsdiktatur aus, da sie diese für realitätswidrig hielten, und schlugen vor, die Pflichtablieferungen mit einem Warenaustausch und einer flexiblen Preispolitik zu kombinieren. Linke Sozialrevolutionäre waren empört über den Versuch, das Versorgungsproblem zu lösen, indem städtische Arbeiter und die Dorfarmut zur Bezwingung des Dorfes herangezogen werden sollten. Einer ihrer Führer, V.A. Karelin, bezeichnete das das Dekret als „Messerstecherei“ (ponožovščina). Dennoch wurde die Grundabsicht des Entwurfs akzeptiert und zur endgültigen Fertigstellung an das Präsidium des VCIK weitergegeben, das es am 11. Mai bewilligte. Die Tatsache, dass A. D. Curjupa am 13. Mai vorschlug, das bereits genehmigte Dekret ein zweites Mal zu diskutieren und darüber abzustimmen, deutet auf eine ambivalente Haltung der Staatsführung gegenüber dem Dekret hin.

Die endgültige Fassung des Dekrets vom 13. Mai 1918 enthielt Lenins Vorschläge zu den Grundsätzen der Versorgungsdiktatur und den Mechanismen ihrer Umsetzung. Einige Formulierungen wurden jedoch abgemildert. Der Hinweis darauf, dass der Nordkaukasus und Sibirien die Hauptregionen waren, wo sie durchgeführt werden sollten, wurde herausgenommen. Begriffliche Wendungen wie „Dorfbourgeoisie“ (sel'skaja buržuazija) oder „bäuerliche Raubtiere“ (krest'janskie chiščniki) wurden getilgt. Das Substantiv „Bauer“ wurde durch politisch weniger verfänglich klingende Ausdrücke wie „Getreidehalter“ (deržateli chleba) oder „Getreidebesitzer“ (vladel'cy chleba) ersetzt. Auf der anderen Seite wurde die sozial unbestimmte Redewendung „Dorfkulaken“ (derevenskie kulaki), die das Hauptobjekt der Zwangsrequirierungen bezeichnete und der Willkür auf dem Dorfe die freieste Hand gab, durch den engeren Begriff „reiche Dorfkulaken“ ersetzt.

Um die Maßnahmen der Versorgungsdiktatur und den Aufbau eines Apparats zu ihrer Umsetzung zu konkretisieren, wurden am 27. Mai 1918 das „Dekret über die Reorganisierung des Kommissariats für Versorgungswesen und der lokalen Versorgungsorgane“[2] und am 14. Juni 1918 das „Dekret über die Organisation und die Versorgung der Dorfarmut“ verabschiedet.[3] Diese Beschlüsse erweiterten die Kompetenzen des zentralen Volkskommissariats für Versorgungswesen zum Nachteil der lokalen Räte und schufen die Grundlagen für den Aufbau eines Netzes von Informanten auf dem Dorfe, um die Requirierungsmaßnahmen effektiver umsetzen zu können.

Die Einführung der Versorgungsdiktatur hatte eine andere Wirkung, als ihre Schöpfer erwartet hatten. Trotz der Brutalität, mit der die Beschaffungseinheiten die Requirierungen durchführten, erhielten weder Moskau noch Petrograd Ende Juli 1918 Getreide. Während der Monate Juni und Juli 1918 wurden etwas mehr als 2 000 000 Pud Getreide gesammelt, was lediglich 1 % der Gesamtmenge ausmachte, die für die Versorgung der Städte und der Armee benötigt wurde; bis Ende 1918 gelang es nur 2 % der Ernte des Jahres 1918 zu requirieren.

Da die Politik der Requirierung der Getreideüberschüsse gescheitert war, führte die Regierung am 11. Januar 1919 die Getreideablieferungspflicht ein, also die Einführung einer Getreidenorm, die jeder Bauer an den Staat abzuliefern hatte. Mit Hilfe der Maßnahmen zur Einführung der Versorgungsdiktatur gelang es nicht, den freien Markt zu verdrängen und ein staatliches Monopol auf die Verteilung der Nahrungsmittel und der Waren des täglichen Bedarfs nach dem Klassenprinzip durchzusetzen. 1918/19 wurden 56 % des Getreides (in den Städten 63 %) durch Hamsterer auf dem Schwarzmarkt abgesetzt.

Die Willkür der Beschaffungseinheiten rief heftigen Widerstand der Bauern auf dem Lande hervor. Ihre Aufstandsbewegungen trugen im Sommer und Herbst 1918 zum Sturz der Sowjetmacht und zur Durchsetzung antibolschewistischer Regime im Süden und im Osten des ehemaligen Russischen Imperium bei.

Auch die Kampagne zur Gründung der Komitees der Dorfarmut brachte nicht die gewünschten Ergebnisse. Entgegen den Erwartungen Lenins waren die Dorfarmen zahlenmäßig schwach und hatten kein ausreichendes „Bewusstsein“ für den Kampf gegen den vermögenden Teil der Dorfeinwohner. Zugleich verstärkte die Tätigkeit der Komitees der Dorfarmut das Verwaltungschaos im Dorf und schuf ein Konkurrenzverhältnis zwischen ihnen und den Räten. Um die Jahreswende 1918/19 wurden die Komitees der Dorfarmut in den Landgegenden Russlands aufgelöst.

Vieles spricht dafür, dass das Hauptziel der Versorgungsdiktatur die Disziplinierung der Bevölkerung auf neuer Grundlage war. Diese Aufgabe, bei der sich ideologische und pragmatische Motive eng miteinander verbanden, konnten die Bolschewiki jedoch bis in die 1930er Jahre nicht bewältigen. Das Ziel, eine neue Disziplin durchzusetzen, wurde erst in der Stalinzeit im Zuge der Kollektivierung und Industrialisierung erreicht, allerdings teilweise unter anderen Voraussetzungen als in den Jahren des Kriegskommunismus.

  1. Vladimir I. Lenin, Werke, Bd. 27: Februar-Juli 1918. Berlin 1978, S. 349-350.
  2. Dekrety Sovetskoj vlasti. Bd. 2: 17 marta-10 ijulja 1918 g. Politizdat, Moskva 1959, S. 307-312.
  3. Ebd., S. 307-312, 412-419.
Игорь Нарский, 2014 (обновлено 2024)


Этот короткий, но крайне драматичный период российской истории на протяжении десятилетий являлся предметом острых дискуссий в международном сообществе историков. Разнообразные объяснения значения и целей военного коммунизма варьируются между двумя моделями интерпретации, которые можно резюмировать следующим образом.

Первая модель основана на теории тоталитаризма и рассматривает военный коммунизм как последовательную реализацию большевистского проекта социализма, который основывался на дореволюционных идеях Ленина и нашел свое последовательное продолжение в сталинизме. Это толкование восходит к идеологическим построениям современников, являвшихся политическими противниками большевиков. На протяжении десятилетий в советской историографии оно рассматривалось как «буржуазное искажение» советской истории, а в конце 1980-х – начале 1990-х годов было импортировано в историческую публицистику и историографию России и других республик на территории (бывшего) СССР в качестве убедительной интерпретации.

Принципиально иную трактовку военного коммунизма предлагали советская историография и некоторые историки США и Западной Европы, социализация которых пришлась на 1960-е годы, и которые симпатизировали левым политическим движениям и придерживались методологических концепций социальной истории 1960/70-ых гг. Они интерпретировали военный коммунизм как временный и вынужденный прагматический политический курс, отвечавший чрезвычайным обстоятельствам революции и гражданской войны. Согласно этой интерпретации, военный коммунизм (а позже и сталинизм) представлял собой временное отклонение от принципов построения социализма, первоначально задуманных Лениным, и был при первой же возможности заменен более либеральной, а точнее, «подлинно ленинской» новой экономической политикой (НЭП). Во времена хрущевской оттепели и горбачевской перестройки эта трактовка стала историческим аргументом в пользу лозунга «возвращение к ленинизму».

Несмотря на разные, даже противоположные объяснения, обе трактовки рассматривают военный коммунизм как ключевой период советской истории, от оценки которого зависит понимание последующих событий в истории СССР.

В международной историографии в последние десятилетия наметилась тенденция считать обе модели интерпретации недостаточно убедительными, поскольку не следует переоценивать как формирующие силы большевистского режима, так и «объективные» социальные «закономерности» в ситуации политического хаоса и цивилизационной катастрофы. Политика военного коммунизма в таком случае описывается как странное сочетание принципов большевистской доктрины и необходимости реагировать на горькую реальность. Это привело к противоречивым интерпретациям, неожиданным поворотам, конфликтам внутри политического руководства и опасениям по поводу выявления потенциальных сторонников и противников этой политики.

Изучение подготовки, обсуждения и принятия декрета от 13 мая 1918 г., а также его последствий может помочь разрешить более широкую и до сих пор спорную проблему, связанную с вопросом о содержании политики военного коммунизма. Еще до начала революции 1917 года проблема снабжения была одной из самых острых повседневных проблем в России. Исчезновение рынка массовых потребительских товаров и рост инфляции в результате мировой войны усилили нежелание крестьян продавать зерно. Нехватка рабочей силы и рабочего скота – результат мобилизации военного времени – привела к сокращению посевных площадей. Перегруженность транспортных путей еще больше затрудняла снабжение городов зерном. Так распространился «призрак голода», ставший одной из решающих причин Февральской революции в крупных городах, особенно в Петрограде.

Меры правительства по решению проблемы нехватки основных продуктов питания только усугубили продовольственный кризис. Запрет на свободную продажу алкоголя (введенный в начале мировой войны) привел к массовому использованию зерновых продуктов для производства домашнего спирта. Введенное царским правительством в конце 1916 года обязательство сдавать зерно государству по региональным квотам лишь усилило склонность крестьян к созданию запасов зерна, против которого практически ничего нельзя было сделать из-за отсутствия местных государственных структур, способных обеспечить выполнение принятой меры. Даже Временное правительство, пришедшее к власти после Февральской революции, не смогло разрешить гнетущий кризис снабжения. В марте 1917 года было принято постановление «О передаче хлеба в распоряжение государства», устанавливавшее твердые цены по регионам на виды хлеба, подлежавшие сдаче. Однако попытки ввести государственную монополию на зерно остались лишь полумерами, не принесшими большого эффекта. Крестьяне успешно сопротивлялись обязательной сдаче зерна, пользуясь слабостью новых государственных структур и сохранявшейся свободой торговли зерном. Двукратное повышение фиксированных цен на хлебные продукты в августе 1917 года не имело никакого эффекта в условиях растущей инфляции. Несмотря на более богатый урожай в сравнении с 1916 годом, осенью 1917 года в 28 российских губерниях и уездах свирепствовал голод.

Вместе с властью к большевикам перешла и острая проблема снабжения, и неудачные меры по ее решению: государственная зерновая монополия, фиксированные цены, установление объемов поставок зерна по регионам и частичное нормирование потребления зерна в городах. Хаотичное состояние административной системы оставляло большевикам мало возможностей для нововведений в системе снабжения.

Ситуация осложнялась еще и тем, что зимой 1917/18 года в деревне был проведен беспорядочный передел земли, вызвавший разочарование как в самой деревне, так и в городе. Вместо ожидаемых 5-15 десятин земли на одно хозяйство после экспроприации деревенской общиной земель, принадлежавших дворянству, государству, церкви и единоличным хозяйствам, крестьяне получили в среднем лишь 0,4 десятины. В то же время крестьянская революция ослабила и без того некрепкие связи между деревней и городом и значительно обострила проблему снабжения городов продовольствием. Неустойчивое положение большевистского правительства вынудило Ленина одобрить «черный передел», хотя в результате большевистская политика в деревне имела эсеровскую окраску.

И только в конце весны 1918 года, когда катастрофическая нехватка продовольствия поставила под угрозу дальнейшее существование режима, большевистское руководство начало разрабатывать более решительные меры по преодолению продовольственного кризиса. Изменениям в политическом курсе способствовал выход левых эсеров, представлявших интересы деревенских общин, из состава Совета Народных Комиссаров (СНК) 15 марта 1918 года после подписания сепаратного мира с Германией.

В начале мая 1918 года Народный комиссариат снабжения (Наркомпрод) под руководством А. Д. Цюрупы дал добро на разработку декрета, проект которого 8 мая обсуждался в Совете Народных Комиссаров и, после его одобрения большинством, был направлен в комиссию, которая должна была подготовить окончательный вариант к 18 часам 9 мая. В состав комиссии вошли М.Ю. Козловский, В.И. Невский, А.Г. Шлихтер и А.Д. Цюрупа, то есть большевики, зарекомендовавшие себя к этому времени как опытные управленцы в области транспорта, сельского хозяйства и снабжения. В.И. Ленин дал им следующие указания: «юридически точнее формулировать новые права комиссара продовольствия»; «сильнее подчеркнуть основную мысль о необходимости, для спасения от голода, вести и провести беспощадную и террористическую борьбу и войну против крестьянской и иной буржуазии, удерживающей у себя излишки хлеба»; ужесточить санкции против тех, кто выступает против сдачи зерна и кого следует считать «врагами народа»; призвать «трудящихся, неимущих и не имеющих излишков крестьян объединиться для беспощадной борьбы с кулаками».[1]

Предложения Ленина по изменению сельской политики основывались на его представлениях о развитии капитализма в России, сложившихся на рубеже XIX и XX веков. Ленин переоценил уровень социального раслоения и развития капиталистических отношений в деревне, а также соотношение бедных и богатых крестьян и остроту конфликта между ними. Поскольку Ленин исходил из неверной оценки положения в деревне, он счел возможным перенести центр классовой борьбы в сельскую местность; он видел в «деревенской буржуазии» главного врага советской власти и виновника трудностей со снабжением и считал возможным опереться на деревенскую бедноту в борьбе с кулачеством.

9 мая при обсуждении обновленого проекта декрета с учетом ленинских предложений в Совете Народных Комиссаров, а затем – после его утверждения правительством – на заседании Всероссийского Центрального Исполнительного Комитета (ВЦИК), к которому по-прежнему принадлежали левые эсеры, между ними и большевиками возникли значительные разногласия по аграрному вопросу. A. И. Рыков и ряд других хозяйственных функционеров выступили против жесткой продовольственной диктатуры, считая ее малореализуемой, и предложили сочетать обязательные поставки с товарообменом и гибкой ценовой политикой. Левые эсеры были возмущены попыткой решить проблему снабжения путем использования городских рабочих и деревенской бедноты для завоевания деревни. Один из их лидеров, В.А. Карелин охарактеризовал указ как «поножовщину». Тем не менее, основной замысел проекта был принят и передан на доработку в Президиум ВЦИК, который утвердил его 11 мая. Тот факт, что 13 мая А. Д. Цюрупа предложил обсудить и проголосовать по уже утвержденному декрету во второй раз, свидетельствует о неоднозначном отношении к нему руководства государства.

В окончательной версии декрета 13 мая 1918 года содержались предложения Ленина о принципах продовольственной диктатуры и механизмах ее реализации. Однако некоторые формулировки были смягчены. Были удалены указания на то, что она должна была быть проведена в Северном Кавказе и в Сибири. Отказались также от таких идеологиченски окрашенных оборотов, как «сельская буржуазия» или «крестьянские хищники». Существительное «крестьянин» было заменено политически более закамуфлированными выражениями, такими как «держатели хлеба» или «владельцы зерна». С другой стороны, социально неопределенная фраза «деревенскиме кулаки», которая указывала на основной объект принудительной реквизиции и произвола в деревне, была заменена более точным термином «богатые деревенские кулаки».

Для конкретизации мер по проведению продовольственной диктатуры и созданию аппарата для их реализации, 27 мая 1918 года был принят «Декрет о реорганизации Народного Комиссариата Продовольствия и местных продовольственных органов»,[2] а 14 июня 1918 года – «Декрет об организации и снабжении деревенской бедноты».[3] Эти постановления расширили компетенции Народного Комиссариата Продовольствия в ущерб местным советам и заложили основу для создания сети информаторов в деревне, чтобы власти имели возможность более эффективно реализовать реквизицию.

Введение продовольственной диктатуры не возымело того эффекта, которого ожидали ее создатели. Несмотря на жестокость, с которой продотряды выполняли реквизицию, ни Москва, ни Петроград к концу июля 1918 года так и не получили достаточно зерна. В течение двух месяцев с июня и по июль 1918 года было собрано чуть более 2 000 000 пудов зерна, что составляло лишь 1 % от общего количества, необходимого для снабжения городов и армии; к концу 1918 года было реквизировано только 2 % от урожая 1918 года.

Поскольку политика реквизиции излишков зерна провалилась, правительство 11 января 1919 г. ввело обязательство по сдаче зерна, т. е. была установлена норма зерна, которую каждый земледелец должен был отдавать государству. Политика продовольственной диктатуры не привела к успеху в подавлении свободного рынка и установлении государственной монополии на распределение продовольствия и товаров повседневного спроса по классовому принципу. В 1918/19 году спекулянтами было продано на черном рынке 56 % зерна (63 % в городах).

Произвол продотрядов вызвал ожесточенное сопротивление со стороны крестьян. Летом и осенью 1918 года их восстания способствовали свержению советской власти и установлению антибольшевистских режимов на юге и востоке бывшей Российской империи.

Кампания по созданию комитетов деревенской бедноты также не принесла желаемых результатов. Вопреки ожиданиям Ленина, деревенская беднота оказалась малочисленной и не обладала достаточной «сознательностью» для борьбы с зажиточными односельчанами. В то же время деятельность комитетов деревенской бедноты усилила административный хаос в деревне и создала конкуренцию между ними и советами. На рубеже 1918/19 годов комитеты деревенской бедноты в России были распущены.

Есть много оснований полагать, что главной целью продовольственной диктатуры было дисциплинирование населения на новой основе. Однако с этой задачей, в которой были тесно переплетены идеологические и прагматические мотивы, большевики не могли справиться вплоть до 1930-х годов. Установить новую дисциплину удалось только в сталинскую эпоху, в период коллективизации и индустриализации, хотя частично и в иных условиях, чем в годы военного коммунизма.

  1. Ленин, В.И, Полное собрание сочинений, изд. пятое, том 36, Москва 1974. С. 316-317.
  2. Декреты Советской власти. Т. 2: 17 марта – 10 июля 1918 г., Москва 1959, с. 307-312.
  3. Там же. С. 307-312, 412-419.

Dekret des Allrussländischen Zentralen Exekutivkomitees der Sowjets der Arbeiter-, Soldaten-, Bauern- und Kosakendeputierten[ ]

Der unheilvolle Zerfallsprozess in der Versorgung des Landes, eine schwere Folge des vierjährigen Krieges, setzt sich immer weiter fort, weitet sich aus, spitzt sich zu. Zu einer Zeit, da die getreideverbrauchenden Gouvernements hungern, gibt es in den getreideproduzierenden Gouvernements gegenwärtig wie eh und je große Vorräte, sogar an noch nicht gedroschenem Getreide der Ernten 1916 und 1917. Dieses Getreide befindet sich in den Händen der Dorfkulaken und Reichen, in den Händen der Dorfbourgeoisie. Satt und wohlgenährt, mit riesigen Geldmengen, die sie in den Kriegsjahren verdient haben, bleibt die Dorfbourgeoisie vollkommen taub und gleichgültig gegenüber dem Stöhnen der hungernden Arbeiter und der armen Bauern, führt kein Getreide an die Sammelstellen ab, um den Staat zu immer höheren Getreidepreisen zu zwingen, und verkauft zur gleichen Zeit vor Ort Getreide zu Wucherpreisen an Getreidespekulanten und -schieber, die Sackträger.

Der Starrköpfigkeit der habsüchtigen Dorfkulaken und -reichen muss ein Ende gemacht werden. Die Versorgungspraxis der zurückliegenden Jahre hat gezeigt, dass ein Abweichen von den Getreidefestpreisen und eine Aufgabe des Getreidemonopols dem Haufen unserer Kapitalisten das üppige Leben erleichtert, Getreide für die Millionenmassen der Werktätigen aber unerreichbar machen würde und sie dem unvermeidlichen Hungertod preisgäbe.

Auf die Unterdrückung der hungernden Armenschichten durch die Getreidebesitzer ist mit einer Unterdrückung der Bourgeoisie zu antworten.

Kein einziges Pud an Getreide darf in den Händen der Getreidehalter bleiben, mit Ausnahme der Menge, die sie für die Aussaat und für die Versorgung ihrer Familien bis zur neuen Ernte brauchen.

Und das muss unverzüglich verwirklicht werden, da wir insbesondere nach der Besetzung der Ukraine durch die Deutschen gezwungen sind, uns mit Getreidevorräten zu begnügen, die gerade noch für die Aussaat und für gekürzte Versorgungsrationen ausreichen.

Das Allrussländische Zentrale Exekutivkomitee besprach die entstandene Lage und verordnete, angesichts der Tatsache, dass Russland nur bei strengster Buchführung und gleichmäßiger Verteilung aller Getreidevorräte einen Ausweg aus der Versorgungskrise findet:

  1. Die Unerschütterlichkeit des Getreidemonopols und der Festpreise wird bekräftigt, ebenso die Notwendigkeit eines bedingungslosen Kampfes gegen Spekulantenschieber; gleichzeitig wird jeder Getreidebesitzer verpflichtet, alle Überschüsse – über das hinaus, was für die Aussaat und den persönlichen Konsum entsprechend den festgesetzten Normen bis zur neuen Ernte unverzichtbar ist – innerhalb von Wochenfrist nach Veröffentlichung dieser Verordnung in jedem Amtsbezirk zur Ablieferung zu melden. Das Verfahren für diese Meldungen wird vom Volkskommissariat für Versorgungswesen, vertreten durch die lokalen Versorgungsorgane, festgelegt.
  2. Alle Werktätigen und nicht vermögenden Bauern sind aufgerufen, sich rasch zum bedingungslosen Kampf gegen die Kulaken zusammenzuschließen.
  3. Alle, die Getreideüberschüsse haben, und sie nicht zu den Sammelstellen bringen, sowie diejenigen, die Getreidevorräte für Schwarzbrennereien verschwenden, sind zu Volksfeinden zu erklären, dem revolutionären Gericht zu übergeben und mindestens 10 Jahre ins Gefängnis zu sperren; ihr ganzes Vermögen ist zu konfiszieren, sie sind für immer aus der Dorfgemeinde auszuschließen: Schwarzbrenner sind darüber hinaus zu öffentlichen Zwangsarbeiten zu verurteilen.
  4. Im Falle, dass bei irgend jemandem Getreideüberschüsse, die nicht gemäß Punkt l zur Ablieferung gemeldet sind, entdeckt werden, wird ihm das Getreide entschädigungslos weggenommen; der Wert (nach Festpreisen) der nicht deklarierten Überschüsse wird, nach Abschluss ihrer Überführung zu den Sammelstellen, zur Hälfte der Person ausgezahlt, die den Hinweis auf die versteckten Überschüsse gab, zur anderen Hälfte aber der Dorfgemeinde. Anzeigen über versteckte Überschüsse werden bei den örtlichen Versorgungsorganisationen gemacht.

Da der Kampf mit der Versorgungskrise rasche und entschiedene Maßnahmen erfordert, und eine effektivere Durchführung dieser Maßnahmen logischerweise die Zentralisierung aller die Versorgung betreffenden Anordnungen in einer Institution – nämlich dem Volkskommissariat für Versorgungswesen – verlangt, verleiht das Allrussländische Zentrale Exekutivkomitee dem Volkskommissar für Versorgungswesen für den erfolgreichen Kampf mit der Versorgungskrise folgende Vollmachten:

  1. zwingende Verordnungen in Versorgungsfragen herauszugeben, die die üblichen Kompetenzen des Volkskommissariats für Versorgungswesen überschreiten;
  2. Verordnungen der lokalen Versorgungsorgane und anderer Organisationen und Einrichtungen aufzuheben, wenn sie den Plänen und Aktivitäten des Volkskommissars zuwiderlaufen;
  3. von den Einrichtungen und Organisationen aller Behörden die widerspruchslose und unverzügliche Erfüllung der Anordnungen des Volkskommissars in Verbindung mit Versorgungsfragen zu verlangen;
  4. im Falle offenen Widerstandes gegen die Beschlagnahmung von Getreide oder anderen Lebensmitteln die bewaffnete Macht einzusetzen;
  5. die Versorgungsorgane vor Ort aufzulösen oder zu reorganisieren, für den Fall, daß sie den Anordnungen des Volkskommissars zuwiderhandeln;
  6. Amtspersonen und Angestellte aller Behörden und gesellschaftlichen Organisationen zu entlassen, auszutauschen, dem revolutionären Gericht zu übergeben oder sie verhaften zu lassen, falls sie sich – desorganisierend – in die Anordnungen des Volkskommissars einmischen;
  7. die vorliegenden Vollmachten (außer das Recht der Verhaftung, Punkt 6) anderen Personen und Einrichtungen vor Ort mit Zustimmung des Rates der Volkskommissare zu übertragen;
  8. alle Maßnahmen des Volkskommissars, die von ihrem Wesen her Einrichtungen der Verkehrsverbindungen oder des Obersten Volkswirtschaftsrats betreffen, werden in Absprache mit den entsprechenden Behörden durchgeführt.
  9. Verordnungen und Verfügungen des Volkskommissars, die aufgrund der vorliegenden Vollmachten erlassen werden, werden von seinem Kollegium überprüft; dieses hat das Recht der Beschwerde im Rat der Volkskommissare, ohne dass damit die Durchführung vorläufig ausgesetzt würde.

Das vorliegende Dekret tritt am Tage der Unterschrift in Kraft und wird zur Durchführung per Telegraph verbreitet.

Vorsitzender des Allrussländischen Zentralen Exekutivkomitees Ja. Sverdlov

Vorsitzender des Rates der Volkskommissare V. Ul'janov (Lenin)

Sekretär des Allrussländischen Zentralen Exekutivkomitees Avanesov

13. Mai 1918

Rev. Übersetzung hier nach: Altrichter H., Haumann, H. (Hrsg.), Die Sowjetunion. Von der Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod, Bd. 2: Wirtschaft und Gesellschaft, München 1987, S. 56-59.



Декрет Всероссийского Центрального Исполнительного Комитета Советов рабочих, солдатских, крестьянских и казачьих депутатов о чрезвычайных полномочиях народного комиссара по продовольствию[ ]

Гибельный процесс развала продовольственного дела страны, тяжкое наследие четырехлетней войны, продолжает все более расширяться и обостряться. В то время, как потребляющие губернии голодают, в производящих губерниях в настоящий момент имеются по-прежнему большие запасы даже не обмолоченного еще хлеба урожаев 1916 и 1917 годов. Хлеб этот находится в руках деревенских кулаков и богатеев, в руках деревенской буржуазии. Сытая и обеспеченная, скопившая огромные суммы денег, вырученных за годы войны, деревенская буржуазия остается упорно глухой и безучастной к стонам голодающих рабочих и крестьянской бедноты, не вывозит хлеба к ссыпным пунктам в расчете принудить государство к новому и новому повышению хлебных цен и продает в то же время хлеб у себя на месте по баснословным ценам хлебным спекулянтам-мешочникам.

Этому упорству жадных деревенских кулаков-богатеев должен быть положен конец. Продовольственная практика предшествующих лет показала, что срыв твердых цен на хлеб и отказ от хлебной монополии, облегчив возможность пиршества для кучки наших капиталистов, сделал бы хлеб совершенно недоступным для многомиллионной массы трудящихся и подверг бы их неминуемой голодной смерти.

На насилия владельцев хлеба над голодающей беднотой ответом должно быть насилие над буржуазией.

Ни один пуд хлеба не должен оставаться на руках держателей, за исключением количества, необходимого для обсеменения их полей и на продовольствие их семей до нового урожая.

И это необходимо провести в жизнь немедленно, особенно после оккупации Украины германцами, когда мы вынуждены довольствоваться хлебными ресурсами, которых едва лишь хватает для обсеменения и урезанного продовольствия.

Обсудив создавшееся положение и принимая во внимание, что только при строжайшем учете и равномерном распределении всех хлебных запасов Россия выбьется из продовольственного кризиса, Всероссийский Центральный Исполнительный Комитет постановил:

  1. Подтверждая незыблемость хлебной монополии и твердых цен, а также необходимость беспощадной борьбы с хлебными спекулянтами-мешочниками, обязать каждого владельца хлеба весь избыток, сверх количества необходимого для обсеменения полей и личного потребления по установленным нормам до нового урожая, заявить к сдаче в недельный срок после объявления этого постановления в каждой волости. Порядок этих заявок определяется Народным комиссариатом по продовольствию через местные продовольственные органы.
  2. Призвать всех трудящихся и неимущих крестьян к немедленному объединению для беспощадной борьбы с кулаками.
  3. Объявить всех, имеющих излишек хлеба и не вывозящих его на ссыпные пункты, а также расточающих хлебные запасы на самогонку, – врагами народа, предавать их революционному суду, заключать в тюрьму на срок не менее 10 лет, подвергать все имущество конфискации и изгонять навсегда из общины, а самогонщиков, сверх того, присуждать к принудительным общественным работам.
  4. В случае обнаружения у кого-либо избытка хлеба, не заявленного к сдаче согласно пункту 1-му, хлеб отбирается у него бесплатно, а причитающаяся по твердым ценам стоимость незаявленных излишков выплачивается в половинном размере тому лицу, которое укажет на сокрытые излишки, после фактического поступления их на ссыпные пункты, и в половинном размере – сельскому обществу. Заявления о сокрытых излишках делаются местным продовольственным организациям.

Принимая затем во внимание, что борьба с продовольственным кризисом требует применения быстрых и решительных мер, что наиболее плодотворное осуществление этих мер требует в свою очередь централизации всех распоряжений продовольственного характера в едином учреждении и что таким учреждением является Народный комиссариат по продовольствию, Всероссийский Центральный Исполнительный Комитет постановляет для более успешной борьбы с продовольственным кризисом предоставить народному комиссару по продовольствию следующие полномочия:

  1. Издавать обязательные постановления по продовольственному делу, выходящие за обычные пределы компетенции Народного комиссариата по продовольствию.
  2. Отменять постановления местных продовольственных органов и других организаций и учреждений, противоречащие планам и действиям народного комиссара.
  3. Требовать от учреждений и организаций всех ведомств безоговорочного и немедленного исполнения распоряжений народного комиссара в связи с продовольственным делом.
  4. Применять вооруженную силу в случае оказания противодействия отбиранию хлеба или иных продовольственных продуктов.
  5. Распускать или реорганизовывать продовольственные органы на местах в случае противодействия их распоряжениям народного комиссара.
  6. Увольнять, смещать, предавать революционному суду, подвергать аресту должностных лиц и служащих всех ведомств и общественных организаций в случае дезорганизующего вмешательства их в распоряжения народного комиссара.
  7. Передавать настоящие полномочия (кроме права подвергать аресту, пункт 6) другим лицам и учреждениям на местах с одобрения Совета Народных Комиссаров.
  8. Все мероприятия народного комиссара, связанные по характеру их с ведомствами путей сообщения и Высшего совета народного хозяйства, осуществляются по совещании с соответствующими ведомствами.
  9. Постановления и распоряжения народного комиссара, издаваемые в порядке настоящих полномочий, проверяются его коллегией, имеющей право, не приостанавливая исполнения, обжаловать их в Совет Народных Комиссаров.

Настоящий декрет вступает в силу со дня его подписания и вводится в действие по телеграфу.

Председатель Всероссийского Центрального Исполнительного Комитета Я. Свердлов.

Председатель Совета Народных Комиссаров В. Ульянов (Ленин).

Секретарь Всероссийского Центрального Исполнительного Комитета Аванесов.

Мая 13 дня 1918 г.

Источник: Декреты Советской власти, т. 2: 17 марта-10 июля 1918 г., Москва 1959, с. 264-266.



RGASPI, f. 2, op. 1, d. 5918 und 5917. Entwurf. Mit handschriftlichen Korrekturen V.I. Lenins. Gemeinfrei (amtliches Werk).

РГАСПИ, ф. 2, оп. !, д. 5918 и 5917. Черновик. С рукописными исправлениями В.И. Ленина. Общественное достояние (официальный документ).

Helmut Altrichter, Russland 1917: Ein Land auf der Suche nach sich selbst. 2. Aufl., Schöningh, Paderborn 2017.

Viktor Petrovič Danilov, Rural Russia Under the New Regime (=The Second World). Indiana Univ. Press, Bloomington 1988, Online.

Aleksandr Ju. Davydov, Mešočniki i diktatura v Rossii: 1917-1921 gg. [Das Hamsterer und die Dikatur in Russland] (=Leviafan: gosudarstvo, obščestvo, ličnostʹ). Aletejja, Sankt-Peterburg 2007.

Orlando Figes, Die Tragödie eines Volkes: Die Epoche der russischen Revolution, 1891 bis 1924. Berlin-Verlag, Berlin 1998.

V.V. Kabanov, Krest’janskoje chozjaistvo v uslovijach vojennogo kommunizma [Die Bauernwirtschaft im Kriegskommunismus]. Nauka, Moskva 1988.

Igor Narskij, Die Zerstörung des Landes und der Bauernkrieg: Russische Revolution jenseits der städtischen Zentren. In: Deutsches Historisches Museum, Schweizerisches Nationalmuseum (Hrsg.), 1917 Revolution - Russland und die Folgen. Sandstein, Dresden 2017, S. 55–67.

Sergej A. Pavljučenkov, Voennyj kommunizm v Rossii. Vlast’ i massy [Der Kriegskommunismus in Russland: Die Macht und die Massen]. Russkoe Knigoizdatel’skoe Tovariščestvo - Istorija, Moskva 1997.

Richard Pipes, Die russische Revolution. Bd. 1: Der Zerfall des Zarenreiches. Rowohlt, Berlin 1992.

Richard Pipes, Die russische Revolution. Bd. 2: Die Macht der Bolschewiki. Rowohlt, Berlin 1992.

Richard Pipes, Die russische Revolution. Bd. 3: Rußland unter dem neuen Regime. Rowohlt, Berlin 1993.

Данилов, В. П. Советская доколхозная деревня: население, землепользование, хозяйство. Москва: Наука, 1977.

Павлюченков, С. А. Военный коммунизм в России: власть и массы. Москва: Русское Книгоиздательсое Товарищество - История, 1997.

Пайпс, Р. Русская революция, Кн. 2: Большевики в борьбе за власть, 1917-1918. Москва: Захаров, 2005.

Пайпс, Р. Русская революция, Кн. 1: Агония старого режима, 1905-1917. Москва: Захаров, 2005.

Пайпс, Р. Русская революция, Кн. 3: Россия под большевиками, 1918-1924. Москва: Захаров, 2005.

Altrichter, H. Russland 1917: Ein Land auf der Suche nach sich selbst [Россия 1917: страна в поисках самой себя]. 2. Aufl., Paderborn: Schöningh, 2017.

Davydov, A. Ju. Месочники и диктатура в России 1917–1991. Санкт-Петербург: Алетейя, 2007 (=Левиафан: государство, общество, личность).

Figes, O. A People’s Tragedy: The Russian Revolution 1891—1924. London: Pimlico, 1997, онлайн.

Kabanov, V. V. Krest’janskoje chozjaistvo v uslovijach vojennogo kommunizma [Die Bauernwirtschaft im Kriegskommunismus]. Moskva: Nauka, 1988.

Narskij, I. Die Zerstörung des Landes und der Bauernkrieg: Russische Revolution jenseits der städtischen Zentren [Разорение сельской местности и крестьянская война: русская революция за пределами городских центров] // 1917 Revolution - Russland und die Folgen / под ред. Deutsches Historisches Museum, Schweizerisches Nationalmuseum. Dresden: Sandstein, 2017, с. 55–67.